Tanzfreunde der Region - vereinigt Euch!
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Freitag, 27. November 2015
Die Ballettfreunde Coburg haben eine neue Vorsitzende, Alexa Hahn. Und sie wollen mehr erreichen: die örtliche Tanzszene stärker vernetzen und der Kunstform Tanz höhere Anerkennung verschaffen. Zur Tanzpremiere sind sie mit einem Infostand im Landestheater vertreten.
"Ein Theater, an dem nicht mehr getanzt wird, ist ein trauriges Theater." Sagt die neue Vorsitzende der Coburger Ballettfreunde, Alexa Hahn.
Nur zur Erinnerung: Fast wäre es vor nicht allzu langer Zeit genauso gekommen am Landestheater. Aus Spargründen hatte der frühere Intendant Dieter Gackstetter das Coburger Ballettensemble bis 2007 wie nebenbei (fast) aufgelöst und das Drei- auf ein Zweispartenhaus reduziert. Der folgende Aufschrei und die Reaktion der politisch Verantwortlichen waren allerdings tröstlich. Umgehend wurde das (ohnehin kleine) zehnköpfige Ensemble wieder aufgebaut.
Damals tat sich auch ein kleiner Kreis von Theaterbesuchern zusammen, um konkret zu helfen. Auch heute noch wollen die mittlerweile auf über 50 Mitglieder angewachsenen Ballett freunde Coburg die aus aller Herren Länder kommenden, meist des Deutschen nicht mächtigen Tänzerinnen und Tänzer unmittelbar im Alltag "unbürokratisch und konkret" unterstützen, bei der Integra tion, bei Behördengängen, beim Deutschlernen, denn Sprachkurse liegen meist innerhalb der Trainings- und Aufführungszeiten des Balletts.
Von den Laien bis zu den Profis
Allerdings hat der Kreis der Unterstützer seine Zielrichtung nun erweitert: Man will der Sparte Ballett, mehr noch, der Kunstform Tanz in Coburg Rückhalt geben, erläutert Alexa Hahn im Gespräch mit dem Tageblatt. Die Ballettfreunde unterstützen schon mal unmittelbar eine Tanzproduktion am Landestheater. Doch blickt die Vorsitzende darüber hinaus: "Es ist erstaunlich, wie groß die tatsächliche Tanzszene hier in der Region ist. Wir haben die verschiedensten Institute, die ganz unterschiedlich und vielseitig unterrichten." Der Übergang aus dem Freizeit- und Laientanz zum semi-professionellen und professionellen Engagement ist fließend. Und kann sehr produktiv und anregend sein generell für das kulturelle Leben in der Region. Ähnlich der erstaunlichen Entwicklung, die das Chorwesen in den letzten beiden Jahrzehnten genommen hat. Dass eigene künstlerische Betätigung große Bedeutung für die persönliche und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat, braucht ohnehin nicht mehr diskutiert zu werden.
Erhebliches Potenzial
Die renommierten Tanzinstitute treten schon immer auch mit gelegentlichen eigenen Präsentationen an die Öffentlichkeit. Alexa Hahn aber schwebt etwas darüber Hinausgehendes vor. "Es geht um die Idee und die Kunstform Tanz an sich." Die werde trotz des großen vorhandenen Potenzials nach wie vor nicht so gewürdigt, wie etwa musikalische Aktivitäten. (Weshalb die Tanzensembles an den Theatern der Republik immer die ersten sind, die zur Disposition stehen, wenn es um Einsparungen geht. Siehe oben und man blicke nach Thüringen.) Auch wenn ihr noch nicht ganz klar ist, wie das faktisch geschehen könnte, möchte die Lehrerin an der Medau Schule eine stärkere Vernetzung der Tanzinteressierten in der Re gion, der privaten Institute, der aktiven Tänzerinnen und Tänzer, der Kunstinteressierten, die speziell auch den Tanz im Blick haben. Bewusst ist ihr sehr wohl, dass dazu Konkurrenzdenken überwunden werden muss. Doch böte die Vereinigung der Ballett freunde nicht ein geeignetes Forum eben dafür?
Workshops für die Mitglieder
Und das ist in diesem Sinne nun die neue dritte Aktivitätsebene der Ballettfreunde Coburg e. V.: Der Verein dient der Begegnung der Tanzinteressierten. "Das kann ein geradezu euphorisches Gefühl hervorrufen, zu erkennen und zu erleben: Wir sind alle Tänzer", schwärmt Alexa Hahn. Neben der rein geselligen Begegnung, die es auch geben darf, soll es künstlerisch produktiv werden. "Wir bieten unseren Mitgliedern von Profis geleitete, kostenlose Workshops an." Im September nahmen an dem von Takashi Yamamoto geleiteten Kurs bereits einige Vertreter von Coburger Tanzinstituten teil, die wiederum, da noch Plätze frei waren, kostenlos eigene Schüler mitbringen konnten. Der nächste Workshop ist für Februar vorgesehen. Wenn das nicht prinzipiell eine gute Gelegenheit ist für die Tanzlehrenden in der Region, sich zu begegnen auf der ihnen elementarsten Ebene, nämlich selbst als Tänzer. Tauschen sich nicht ständig auch die Musiker und die als Musiklehrer Aktiven immer wieder in Ensembles aus?
Heute Abend ist Tanztheater-Premiere im Landestheater. Mark McClain, Tara Yipp und Po-Sheng Yeh werden unter dem Titel "Secret Affairs" neue Choreografien zeigen. Die Ballett freunde werden sich und ihr Anliegen mit einem eigenen Stand im Foyer präsentieren. Kontakt und Nachfragen erwünscht.
Ballettfreunde Coburg e.V.
1. Vorsitzende Alexa Hahn, 2. Vorsitzende Ute Faber, Schatzmeister Klaus Faber, Beisitzerin Ann Söllner, Schriftführerin Beate Heller.
Ziele Förderung von Projekten des Balletts am Landestheater. Gratis-Workshops von Profis speziell für die Mitglieder. Tanzkulturelle Begegnungen und Präsentationen. Kostenlose Tanzprojekte für Jugendliche in Kooperation mit unterschiedlichen Institutionen. Förderung des Zusammenwirkens mit anderen Künsten wie Malerei und Design. Physiotherapeutische Betreuung und Sprachkurse für Ensemble-Mitglieder des Landestheaters. Regelmäßiger Austausch zwischen Tanz-Compagnie und Ballettfreunden.
Kontakt Wer regelmäßig über Aktivitäten und Angebote der Ballettfreunde und das Tanzprogramm des Landestheaters informiert werden möchte, kann sich in die Adressliste eintragen. Weitere Informationen unter info@ballettfreunde.coburg.de und www.ballettfreunde-coburg.de,
Termine Der nächste kostenlose Workshop für Mitglieder unter professioneller Leitung findet am 20. Februar statt. Die Jahreshauptversammlung ist für 1. März angesetzt. Im Juli 2016 soll es eine Season End-Party geben.
Alexa Hahn Die neue Vorsitzende der Ballettfreunde Coburg stammt aus dem Taunus, hat in Köln studiert, war selbst Tänzerin und mit einer freien Tanzgruppe unterwegs. Sie ist Lehrerin für elementaren Tanz an der Medau Schule und unterrichtet auch gelegentlich privat Laien und Profis. Über 20 Jahre lang fuhr sie jeden Sommer nach Japan und unterrichtete an der Nittaidai-Hochschule in Tokio.