Tambacher Umgehung wird neu berechnet
Autor: Simone Bastian
LKR Coburg, Mittwoch, 11. Mai 2016
Was Coburger Kommunalpolitiker und Wirtschaftsvertreter eim Bundesverkehrsministerium erreichen konnten.
Es wird noch mal überprüft: Das ist die Zusage, die die Coburger Kommunalpolitiker und Wirtschaftsvertreter am Mittwoch aus Berlin mit nach Hause nehmen konnten. Bei einem Termin im Bundesverkehrsministerium stellten sie noch einmal dar, was im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans aus ihrer Sicht geändert werden müsste. Schriftlich hatten Stadt und Landkreis Coburg, die IHK und weitere Gemeinden ihre Stellungnahmen schon im Anhörungsverfahren eingereicht. Aber vereint noch mal nach Berlin zu fahren und die Forderung mündlich zu bekräftigen, "soll angeblich was bringen", sagte Landrat Michael Busch (SPD).
"Ich bin skeptisch-optimistisch" lautete des Landrats Fazit, und Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) schloss sich dem an. Beide wissen, dass sie nicht die einzigen sind, die zusammen mit ihrem Bundestagsabgeordneten in diesen Tagen beim Verkehrsministerium vorsprechen.
Schiene über Bad Rodach
Der Hildburghäuser Abgeordnete Mark Hauptmann (CDU) kam ebenfalls dazu, um zu bekräftigen, dass die Region einen Schienen-Lückenschluss zwischen Coburg und dem Raum Hildburghausen will. Die Variante "alte Werrabahn" durchs Lautertal scheint dabei für die hiesigen Politiker vom Tisch zu sein - Michelbach sprach ausdrücklich von einer Streckenführung über Bad Rodach nach Hildburghausen statt von Coburg nach Eisfeld. Der Bund hatte diesen Lückenschluss als regionale Maßnahme betrachtet und gar nicht erst in den Entwurf des Verkehrswegeplans aufgenommen. Nun soll noch einmal geprüft werden, ob es sich nicht doch um eine Strecke mit Fernverkehrsbedeutung handelt, sagte Michelbach. Schließlich werde damit der Schienenweg zwischen Bamberg und Kassel rund 100 Kilometer kürzer. Allerdings gibt es unterschiedliche Schätzungen darüber, was ein Lückenschluss samt Elektrifizierung der gesamten Strecke kosten würde. Auf 120 Millionen Euro kommt ein Gutachten der IHK zu Coburg, auf 400 Millionen der Bund.
Geprüft werden sollen außerdem der vierstreifige Ausbau der B4 in Coburg/Weichengereuth sowie die Umgehung von Tambach (B303). Während der Ausbau der B4 schon im Verkehrswegeplan enthalten ist, allerdings unter "weiterer Bedarf", ist Tambach bislang ganz draußen. Im Anhörungsverfahren habe aber auch die Oberste Baubehörde in München darauf gedrängt, dass hier eine Ortsumgehung gebaut werde, sagte Hans Michelbach. "Wir haben der Beurteilung ,unwirtschaftlich‘ widersprochen, allein angesichts des Lkw-Verkehrsanteils von 16 Prozent." Für Tambach gäbe es allerdings auch einen Plan B, wie Landrat Busch und Michelbach berichteten. Denn die B303 könnte auch mit den Pauschalmitteln des Bundes ausgebaut werden, über die die Bundesländer selbst verfügen könnten. Damit wäre eine dreistreifige Umgehung möglich, sagte Busch. "Ich habe nichtsdestotrotz gebeten, dass es im Bundesverkehrswegeplan geprüft wird. Aber wenn ich das durch eine andere Finanzierung schneller hinkriege, als wenn es nicht im Bundesverkehrswegeplan steht, bin ich natürlich dankbar."
Werben für ICE
Und weil schon alle in Berlin waren - neben Busch und Tessmer auch IHK-Präsident Friedrich Herdan - war natürlich auch der ICE-Systemhalt in Coburg ein Thema: "Man will 2017 ein Anfangsstadium der
Anbindung", berichtete Hans Michelbach. Doch damit wollten sich die Coburger keinesfalls zufriedengeben. "Wir haben auf die Zusagen aus dem Planfeststellungsverfahren verwiesen." Damals war von Interregioverbindungen die Rede, zusätzlich zu den ICE-Halten in Tagesrandlage in Coburg. Dorothee Bär wolle nun noch einmal "intensiv mit der Bahn Reden", sagte der Abgeordnete. Am 24. Juni soll bekanntgeben werden, wie Coburg ab Ende 2017 ans Fernverkehrsnetz der Bahn angeschlossen wird.
Bundesverkehrswegeplan - so geht's weiter
Entwurf Der Bundesverkehrswegeplan wird am Ende als Gesetz formuliert. Er legt fest, welche Baumaßnahmen der Bund in Sachen Verkehr bis 2030 durchzieht, und zwar bei Straßen, Schienen- und Wasserwegen. Erstmals wurden alle angemeldeten Projekte nach ihrem Nutzen-Kosten-Verhältnis analysiert.
Lagen die Kosten höher als der zu erwartende Nutzen, wurde das Vorhaben von vornherein ausgeschlossen. Außerdem sind alle Projekte hinsichtlich ihrer Dringlichkeit bewertet. Was unter "weiterer Bedarf" gelistet ist, hat eigentlich kaum Chancen auf Umsetzung.Beteiligung Bis 2. Mai konnten Gemeinde, Verbände und Bürger Anregungen und Einwände zum Planentwurf abgeben. Diese werden nun abgearbeitet.
Gesetz Das Ergebnis dieser Arbeit führt zu einem Kabinettsentwurf, der im Juli verabschiedet wird. Nach der Sommerpause wird sich dann der Bundestag damit befassen. Noch im Herbst soll der Bundesverkehrswegeplan dann als Gesetz verabschiedet werden.