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Talk mit dem neuen Rödentaler Bürgermeister


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Mittwoch, 26. Februar 2014

Einer der drei Männer, die beim Regionen-Talk "Auf den Punkt" auf dem Podium Rede und Antwort standen, wird der neue Chef im Rödentaler Rathaus sein. Welcher der drei Bewerber, das entscheiden die Wähler.


Die Stadt bekommt im Mai einen neuen Bürgermeister. Das steht fest. Gerhard Preß (CSU) darf als Altersgründen nicht mehr antreten. Am Dienstagabend präsentierten sich die drei Bewerber um das Amt beim Regionentalk "Auf den Punkt" der Sparkasse Coburg-Lichtenfels in Zusammenarbeit mit Radio Eins, dem Internetfernsehen iTV und dem Coburger Tageblatt im Kandidatenduell auf der Bühne im Rathaussaal.

Rund 280 Besucher waren gekommen, um sich im direkten Vergleich ein Bild zu machen, vielleicht eine Entscheidungshilfe zu erhalten, wem sie ihre Stimme geben sollen. Sie hatten es nicht leicht. Jeder Kandidat zeigte sich von der Seite, die er für seine beste hält.

"Warum halten Sie sich für den idealen Nachfolger von Gerhard Preß?", wollte Moderator Thomas Apfel von Radio Eins wissen. Die Antwort sollte kurz und knapp ausfallen. Keine leichte Aufgabe.

Thomas Lesch (SPD) betonte, dass er gern mit Menschen arbeitet, Spaß an der Kommunalpolitik hat, in der er sich seit zwölf Jahren in Stadtrat (als Fraktionsvorsitzender) und Kreistag engagiert und sich gern mit aller Kraft für die Belange seiner Heimatstadt einsetzen will.

Marco Steiner (FW) setzt auf den Bonus als jüngster Bewerber, der die Situation junger Familien kennt, weil er sich selbst gerade darin befindet. Seine Qualifikation für das Amt bekomme er aus der Verwaltungserfahrung. Er ist Personalchef am Landratsamt Coburg und Mitglied des Stadtrats als Fraktionsvorsitzender der FW.
CSU-Mann Günter Benning hat zwar kein kommunalpolitisches Amt (in den Stadtrat kann er als Rödentaler Bauamtsleiter gar nicht). Aber kraft dieses Amtes nimmt er an den Sitzungen des Stadtrats und einiger Senate regelmäßig teil. Vor allem betont er, dass er "bei Gerhard Preß in die Lehre gegangen" ist, viel von seinem Chef gelernt hat.

Stau bei Investitionen

In Rödental gäbe es viel zu tun. Doch alles kostet Geld und davon hat die Stadt nicht gerade im Überfluss. Wofür also zuerst Geld ausgeben?

Eine Prioritätenliste ist für Marco Steiner "Sache des gesamten Stadtrats", nicht des Bürgermeisters allein. Doch müsse ein Ziel sein, Gewerbe anzusiedeln, um die Einnahmesituation zu verbessern. Außerdem gelte es, rechtzeitig zu planen, um sofort handeln zu können, wenn Geld da ist.

Das sieht Thomas Lesch auch so und würde gern einen Wirtschaftsförderer einstellen, um die Ansiedlungen voranzubringen. Der solle den Bürgermeister dabei unterstützen, der sich ja noch um eine Menge anderer Dinge kümmern muss. Ein Punkt, bei dem sich die Kandidaten deutlicher unterscheiden, als bei vielen anderen. Marko Steiner sieht das als Aufgabe des Bürgermeisters und meint: "Die 80.000 Euro Jahresgehalt für einen Wirtschaftsförderer würde ich lieber in andere Projekte stecken." Günter Benning verweist auf die Arbeit des bisherigen Bürgermeisters: "Ich kenne keinen Wirtschaftsförderer, der solche Erfolge hatte wie Gerhard Preß." Daher gebe es noch jede Menge Pläne, die "fertig in der Schublade liegen" und ein Wirtschaftsförderer zusätzlich sei nicht nötig.

Eine Steigerung der Einnahmen durch eine Erhöhung des Hebesatzes für die Gewerbesteuer, der zurzeit bei 360 Prozent liegt, lehnen alle drei Kandidaten ab.

Die Sache mit den Nachbarn

Rödental stemmte sich in den vergangenen Jahren immer wieder gegen die Kritik aus Coburg oder Neustadt, wenn es um die Ansiedlungen von Einzelhandelsgeschäften mit großer Verkaufsfläche ging. Aktuell gibt es ein Ringen um die Ansiedlung von Schuh-Mücke. Ein Thema, bei dem keiner der Kandidaten die Konfrontation mit den Nachbarn scheut, wenn es darum geht einen Kundenmagneten für Rödental an Land zu ziehen.

Thomas Lesch sieht es als normale Streitkultur, sich hier im Konkurrenzkampf mit den Nachbarn zuerst als Rödentaler Bürgermeister und dann als guter Nachbar zu erweisen. Mücke sei ein Magnet, der Kunden aus dem weiten Umkreis in die Region hole. Es müsse alles getan werden, das Projekt zu verwirklichen.

Günter Benning sieht Mücke als Standortfaktor, der genau das Sortiment bringe, das die Stadt seit Jahren zu holen versuche. Der Einzelhandel in Coburg müsse sich umstellen, wenn er konkurrenzfähig bleiben wolle - auch ohne Mücke. Was den angeht, steht für Benning fest: "Wir dürfen uns Mücke nicht wegnehmen lassen!"
Marko Steiner, der grundsätzlich auf ein Miteinander mit den Nachbarn setzen will (etwa wenn es um die seit langem in der Region ersehnte Disco geht), sieht beim Schuhparadies ebenfalls keinen Spielraum: "Es wäre ein wichtiges und attraktives Sortiment für Oeslau-West II.

Zuversicht bei Preß

In Sachen Mücke meldete sich Gerhard Preß zu Wort. Um mit seinem kompletten Sortiment zu kommen, benötige Mücke eine gewisse Größe an Verkaufsfläche. Die könne weder Neustadt noch Coburg anbieten. Rödental könne das mit dem ehemaligen Toy-Factory-Gebäude im Gewerbegebiet Oeslau-West II schon. Preß zur Freude vieler Frauen: "Ich habe in den vergangenen Monaten viele Gespräche geführt und ich gehe davon aus, dass Mücke kommt."