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Tag der Heimat: "Das Erinnern wird wichtiger"


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Freitag, 02. Sept. 2016

Seit 1948 findet die Veranstaltung in Coburg statt. Manfred Jenke zieht nach 30 Jahren als Organistor Bilanz.
Die Banater Trachtengruppe beim Auftritt im Kongresshaus. Foto: CT-Archiv / Wolfgang Desombre


Der "Tag der Heimat" ist wohl das, was man mit Fug und Recht als "Traditionsveranstaltung" bezeichnen kann: Seit 1948 findet er nun schon jedes Jahr in Coburg statt. Er ist zugleich die größte und wichtigste Veranstaltung des Bundes der Vertriebenen (BdV). Als ehemaliger BdV-Kreisvorsitzender war Manfred Jenke 30 Jahre lang Organisator der Veranstaltung. Nach seinem Rückzug von der Verbandsspitze vor einem Jahr wird er heuer erstmals "nur" einfacher Gast beim "Tag der Heimat" am Sonntag, 11. September, sein.

Was ist das für ein Gefühl, mit dem "Tag der Heimat" plötzlich im Vorfeld gar nichts mehr zu tun zu haben?
Es ist schon etwas ungewohnt.

Aber mein Nachfolger Roman Seidl bekommt das schon auch gut hin.

Gab es beim "Tag der Heimat" besondere Erlebnisse in den vergangenen 30 Jahren , an die Sie gerne zurückdenken?
Ein Höhepunkt war sicherlich, als 2008 der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein zu Gast beim "Tag der Heimat" im Kongresshaus war. Er war sehr beeindruckt von der Besucherzahl im Kongresshaus. Später sagte er zu mir: "Respekt, wie viele Menschen Sie hier in den Saal bekommen haben - das schaffen wir ja noch nicht einmal in Nürnberg."

Die Mitgliederzahl im BdV-Kreisverband sinkt allerdings seit Jahren. Und für den "Tag der Heimat" reicht auch der Saal des "Münchner Hofbräu" aus. Wird es immer schwieriger, mit dem Thema "Vertreibung" die Menschen zu erreichen?
Unsere Mitgliederzahlen sinken, ja. Das liegt aber in der Natur der Sache. Was jedoch das Thema Vertreibung angeht, stelle ich seit einiger Zeit einen Trend fest. Immer mehr Menschen erinnern sich an ihre Heimat. Vielleicht deshalb, weil die Menschen älter werden, mehr Zeit haben und dann ins Nachdenken kommen.
Aber: Auch junge Menschen werden immer neugieriger, wie ich festgestellt habe. Sie wollen wissen, wo sie eigentlich herstammen. Das zeigt doch: Das Erinnern stirbt nie aus, sondern wird sogar immer wichtiger.

Hinzu kommt, dass die ehemaligen deutschen Ostgebiete - im heutigen Polen - auch als Reiseziel immer beliebter werden.
Stimmt. Es ist schon bewundernswert, was sich da in den vergangenen Jahrzehnten getan hat. Hotels wurden gebaut, Schlösser wurden restauriert - das lädt zum Urlaub ein! Und wenn sie durch Breslau gehen, gibt es praktisch keinen Unterschied mehr zu einer westlichen Großstadt. Es lohnt sich wirklich, das alles mal anzuschauen.

Termin
Der diesjährige "Tag der Heimat" findet am Sonntag, 11. September, statt. Beginn ist um 15 Uhr im "Münchner Hofbräu" (Kleine Johannisgasse). Als Festredner wird BDV-Vizepräsident Albrecht Schläger erwartet.