Stunde des Dankes, Stunde der Anerkennung in Seßlach
Autor: Simone Bastian, Bettina Knauth
Seßlach, Mittwoch, 12. Dezember 2018
Bei der letzten Sitzung des Stadtrates Seßlach wurde auf ein bewegendes Jahr zurückgeblickt. Und es gab sogar eine Videobotschaft.
An ungewohntem Ort traf sich der Stadtrat zusammen mit seinen Ehrengästen zur Jahresabschlusssitzung am Dienstag: Weil der Festsaal in der Alten Schule zum Sitzungssaal umwidmet wurde, fand die Abschlusssitzung in der Schulaula statt. Auch der Gastgeber der Sitzung, Wolfgang Pfister (CSU), hätte sich zu Jahresbeginn vermutlich nicht träumen lassen, dass er als amtierender Bürgermeister den Rückblick halten und die Ehrungen vornehmen würde. Seßlach hat keinen Ersten Bürgermeister mehr, weil Martin Mittag (CSU) das Landtagsmandat gewann. Mittag musste am Dienstag an der Landtagssitzung teilnehmen und meldete sich per Videobotschaft: "Ich möchte mich auch in München für Seßlach und die Region einsetzen", versprach er im laut hallenden Foyer des Maximilianeums.
Die Weg-Wahl des Bürgermeisters war nur ein Punkt aus dem Rückblick aufs abgelaufene Jahr. Pfister nannte den Ausbau der B 303 bei Oberelldorf, die Auszeichnung Seßlachs als einen von 100 "Genussorten" in Bayern und die Probleme rund ums Naturbad Autenhausen. Weil der Bademeister erkrankt war und die Wasserwerte nicht passten, konnte das Bad trotz eines Jahrhundertsommers nicht öffnen. Die Ausschreibung der Umbauarbeiten brachte "vernichtende" Angebote, wie Pfister sagte. Aber das Amt für ländliche Entwicklung stellte eine Förderung nach der "einfachen Dorferneuerung" in Aussicht, was laut Pfister darauf zurückgeht, dass der Förderverein "Autilus" hartnäckig am Thema (und der Behörde) dranblieb. Der neue Förderantrag sei in Rekordzeit gestellt worden, der Auftrag zur Ausschreibung stehe unmittelbar bevor, sagte Pfister. "Das bedeutet: Ärmel hochgekrempelt, der Beginn des Umbaus ist in unmittelbare Nähe gerückt."
Das geht fix
Was das Ärztehaus in Seßlach angeht, ließ Pfister eine gewisse Skepsis mitklingen: "Wir haben alles unternommen, um sehr zeitnah die Voraussetzungen für den Baubeginn zu schaffen. Von unserer Seite gibt es keine Hindernisse mehr." Auch der Grundstücksverkauf sei nun vor dem Abschluss. Die Information, dass der Investor davon ausgehe, im Frühjahr 2019 mit dem Bau fertig zu sein, sorgte für leichtes Raunen in der Aula.
Pfister lobte die Eigenleistungen der Unterelldorfer bei der Dorferneuerung und der Seßlacher Feuerwehr bei der Renovierung des Feuerwehrhauses, in dem nun auch eine neue Drehleiter steht. Gefordert waren die Feuerwehren auch: Allein in Autenhausen hat es mehrfach gebrannt, immer im gleichen Gebiet und aller Wahrscheinlichkeit nach durch Brandstiftung. Zwei Scheunen und ein abgedeckter Holzstapel wurden Raub der Flammen. Pfister, selbst Kriminalbeamter, verwies darauf, dass bei der Kripo Coburg eine Sonderkommission "Scheune" gegründet wurde. Er hoffe, dass die Ermittlungen Erfolg haben, sagte er. "Das ist ein Wahnsinniger, der keine Sachwerte und sicher auch kein Menschenleben achtet."
Stadtführer Wolfgang Schott erinnerte in einem kurzen Vortrag an die Gebietsreform vor 40 Jahren. Die Stadt Seßlach hat freilich schon einige Gebietsreformen mehr hinter sich: Bis zu dessen Auflösung beim Bistum Würzburg kam sie infolge der Napoleonischen Kriege erst zum Großherzogtum Würzburg, dann zu Bayern und dort zunächst zum Bezirksamt (später Landkreis) Staffelstein. Dieser Landkreis wurde in den 70er Jahren aufgelöst und das Gebiet an die Landkreise Bamberg, Coburg und Lichtenfels verteilt. Seßlach kam zu Coburg. Bischwind (vorher noch Landkreis Ebern) und Krumbach waren die ersten Gemeinden, die sich der Stadt Seßlach anschlossen. 1978 war die Gemeindegebietsreform abgeschlossen. "Wir sind mit dem Landkreis Coburg hervorragend bedient", schloss Schott. Carsten Höllein (SPD) hatte angeregt, das Thema in der Abschlusssitzung aufzugreifen.
Baufälliger Leerstand wurde zum Schmuckstück
Den diesjährigen, mit 650 Euro dotierten Baukulturpreis erhielten Christoph und Mona Marquardt aus Heilgersdorf. Das junge Paar hatte einen baufälligen Leerstand in der Ortsmitte erworben und in ein Schmuckstück verwandelt. Pfister hob hervor, dass die Bauherren "mit großem Ehrgeiz, Fleiß und mit Liebe zum Detail" so ein ortsbildprägendes Gebäude in der Nähe von Kirche und Pfarrhaus gerettet hätten, "und in der Nähe des Gasthauses", wie er schmunzelnd hinzufügte.
Als "Aushängeschilder unserer schönen Stadt" begrüßte der amtierende Bürgermeister die Seßlacher Stadtführer auf der Bühne. "Ihr betreibt Werbung für unser Kleinod und macht dies weit über die Grenzen des Coburger Landes hinaus bekannt", würdigte Pfister die Leistung seiner Kollegen, denn er selber zählt zu den Gästeführern, die mithilfe der Coburger VHS ausgebildet wurden. Pfisters Dank galt auch Tourismusmanagerin Carolin Franz, die für die Organisation der Stadtführungen zuständig ist. Franz war auch an der Neubelebung der traditionellen Laufveranstaltung beim diesjährigen Altstadtfest beteiligt, zusammen mit Christian und Klaus Birke, Michael Braunreuther, Gerhard Bock, Michael Butterhof und Stephanie Höllein. Dem zuständigen Organisationsteam, so lobte das aktuelle Stadtoberhaupt, sei es voll Enthusiasmus und Ehrgeiz gelungen, "den etwas eingeschlafenen Altstadtlauf wieder zum Leben zu erwecken". Als Triebfeder und Schirmherr fungierte Unternehmer Gerd Hoffmann. Ihm und allen Sponsoren des Laufevents galt der besondere Dank des Bürgermeisters.