Studentinnen engagieren sich beim Coburger Frauen-Notruf
Autor: Helke Renner
Coburg, Donnerstag, 16. Oktober 2014
47 Studentinnen der Hochschule Coburg werden sich bis Ende des Jahres an einem Praxisprojekt zum Thema Schutzräume beteiligen. Sie wollen sich auch ehrenamtlich beim Frauennotruf einbringen.
Ulrike Pozimski will ihr nächstes Semester in einem Frauenhaus in Kapstadt in Südafrika absolvieren. "Es ist mir wichtig, mich vorher intensiv mit dem Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zu beschäftigen. Ich möchte vor Ort eine kompetente Ansprechpartnerin sein", sagt die Studentin der Sozialen Arbeit an der Hochschule Coburg. Deshalb beteiligt sie sich am "Praxisprojekt Frauennotruf", das in Zusammenarbeit mit dem Coburger Verein zum Schutz misshandelter Frauen und Kinder im Bereich Service Learning angeboten wird. Mit Ulrike Pozimski haben sich weitere 46 Studentinnen für das Wahlfach entschieden. "Eine überraschend hohe Zahl", wie Projektleiterin Martina Wiedermann feststellt.
Worum geht es? "Die Studentinnen sollen im Rahmen von Lehrveranstaltungen auf ein ehrenamtliches Engagement vorbereitet werden", betont Martina Wiedermann.
Seit 16 Jahren gibt es in Coburg die Notrufstelle, für die Tag und Nacht und auch am Wochenende ein Bereitschaftsdienst notwendig ist, wie Karin Burkhardt-Zesewitz den Studentinnen bei der Auftaktveranstaltung zum Projekt erläutert. Dazu kommen Präventionsveranstaltungen in Schulen und Kindergärten, Aufklärungsarbeit und die Teilnahme an Diskussionen zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder. Viel Arbeit für zwei Teilzeitkräfte. Eine ehrenamtliche Unterstützung durch Studentinnen der Hochschule ist da willkommen. Und weil zum Coburger Verein auch das Frauenhaus gehört, stellt Ria Wirsching-Höfner auch dessen Arbeit vor.
Mehr Wissen und Kompetenz
Für Nidhila Thayalan ist schon diese Auftaktveranstaltung sehr interessant. Die junge Frau aus Stuttgart hat eine Freundin, die vergewaltigt wurde. "Ich habe erst später davon erfahren und wusste nicht, wie ich darauf reagieren soll", erzählt sie. Sie möchte beim Praxisprojekt Erfahrungen im Umgang mit betroffenen Frauen und Kindern sammeln, damit sie sich in Zukunft nicht mehr so hilflos fühlen muss.
Auch Linda Götz möchte gern Verantwortung übernehmen. "Gewalt passiert oft im häuslichen Bereich und man erfährt davon erst, wenn etwas Schlimmes passiert ist", sagt sie. Da komme zu wenig an die Öffentlichkeit. Dennoch brauchten die Frauen Hilfe. Linda Götz will ihren Beitrag dazu leisten.
Bei den Lehrveranstaltungen zum Projekt werden die Studentinnen sich intensiv mit der Situation in Coburg befassen und dazu eng mit den Frauen von der Notrufstelle, dem Frauenhaus und mit Susanne Mechthold, bei der Polizeiinspektion für häusliche Gewalt zuständig, zusammenarbeiten. In den Veranstaltungen wird es um Krisenintervention, Techniken der Gesprächsführung, rechtliche Fragen und Psychohygiene gehen. Schließlich trainieren die Studentinnen den Dienst am Notruftelefon und begleiten Frauen ins Frauenhaus.
Der lange Weg der Frauenrechte
Claudia Lohrenscheit, Professorin in der Fakultät Soziale Arbeit und Frauenbeauftragte der Hochschule, stimmt die Studentinnen mit den wichtigsten Daten der Frauenbewegung auf das Praxisprojekt ein. Angefangen bei den ersten Protesten und Forderungen der Suffragetten 1912 in den USA und in Großbritannien über die Einführung des Wahlrechts für Frauen 1919 , die frühen Verdienste Alice Schwarzers bis hin zur Änderung des Sexualstrafrechts, an der momentan in Deutschland gearbeitet wird, sensibilisiert sie ihre Zuhörerinnen für das Thema Gewalt. Sie ruft dazu auf, sich in die aktuelle Diskussion einzubringen.