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Stromtrassen-Gegner im Widerstand vereint


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Dienstag, 02. April 2013

Die Gegner der 380-kV-Leitung bündelten am Froschgrundsee ihre Kräfte bei einer gemeinsamen Kundgebung.
Anette Martin spricht beim Ostermarsch der Initiativen gegen die geplante 380-kV-Leitung in Weißenbrunn vorm Wald. Fotos: Rainer Lutz


"Diese Leitung ist nicht grün, da soll Atomstrom aus Kaliningrad durchgeleitet werden", wetterte Petra Enders (Die Linke). Die Landrätin des Ilmkreises war nicht nur wegen solch klarer Worte die beeindruckendste Rednerin beim Ostermarsch der Initiativen gegen die geplante 380-kV-Leitung vom thüringischen Altenfeld nach Redwitz an der Rodach, der am Montag auf einer Wiese oberhalb des Froschgrundsees stattfand.


"Unser Widerstand ist berechtigt"


Mit scharfen Worten und viel Herzblut machte sie ihrem Unmut über das Vorhaben Luft - zum siebten Mal, denn so oft fand bereits ein Ostermarsch der Trassengegner statt. Der jetzt in Rödental erwachte Widerstand war der Grund, dass die Veranstaltung erstmals in Bayern stattfand.

Petra Enders machte den rund 400 Teilnehmern Mut: "Unser Widerstand ist berechtigt, weil es Alternativen zu dem Projekt gibt." Mut und Hoffnung macht den Gegnern auch, dass die Klage des Landes Thüringen gegen die Trasse noch nicht entschieden ist.


Energiewende auch ohne Höchstspannungsleitung


Grund genug für Anette Martin als Sprecherin der Initiative "Achtung Hochspannung" zur Unterstützung der Mitstreiter in Thüringen aufzurufen, denn: "Wenn die Leitung in Thüringen nicht kommt, dann wird sie auch bei uns nicht gebaut." Auch sie beharrte darauf, dass die Energiewende unbedingt auch ohne diese Höchstspannungsleitungen umgesetzt werden könnte.

Vorwurf an Konzerne

Diese diene nur dem Zweck, die Stromerzeugung und alle damit verbundenen Gewinne auch beim Umstieg auf alternative Erzeugung in den Händen der Konzerne zu lassen. Städte und Gemeinden oder ganze Regionen, die in der Energieversorgung autark seien, könnten nicht im Interesse der Konzerne liegen, so Martin.
Sie setzt wie viele Gegner des Projekts auf dezentrale Stromgewinnung. Eine entsprechende Planung müsse analysieren, wo und wie Strom erzeugt werden kann, wo Überschüsse entstehen, wo Defizite und wie diese ausgeglichen werden könnten. Auch dafür würden Leitungen gebraucht - aber nicht in diesem Umfang und mit diesem Leistungsvermögen, ist sie überzeugt.


Deutschland wird zum Stromtransitland


Wie bei den Montags-Mahnwachen der vergangenen Wochen waren zahlreiche Mitglieder aus allen Fraktionen des Rödentaler Stadtrates gekommen. Gisela Böhnel (Freie Wähler), Zweite Bürgermeisterin der Stadt, erinnerte daran, dass die Stadt von Anfang an die Stromtrasse abgelehnt hat und, wie der Landkreis, an den Kosten für das Gegengutachten von Lorenz Jarras beteiligt war. Ein Gutachten, das zu dem Ergebnis kam, dass die Leitung nicht gebaut werden müsste, um die georderten Strommengen zu transportieren. Nach Böhnels Informationen sollen bis 2022 noch 51 neue Höchstspannungstrassen gebaut werden, die zusammen 2800 Kilometer lang wären. Für Böhnel ein Beweis, dass Deutschland "Transitland für den europäischen Stromhandel" werden soll. Die Vorgabe der Regierung von Oberfranken, die Stromleitung mit anderen Trassen wie Autobahn und ICE zu bündeln nannte Böhnel "eine Frechheit".


Protest bei Bier und Bratwurst



Die seit Wochen regelmäßig stattfindenden Demonstrationen gegen das Vorhaben erreichten mit dem Ostermarsch ihren vorläufigen Höhepunkt. Bei Bier und Bratwurst, Kaffee und Kuchen begegneten sich Gegner des Vorhabens überregional und tauschten sich über ihre jeweiligen Initiativen aus. Die regionalen Gegner aus dem Coburger Land hatten Postkarten mitgebracht, die die Besucher unterschreiben konnten. Sie sollen gesammelt an Oberfrankens Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning in Bayreuth überreicht werden.

Ungewöhnliche Plakate

Zahlreiche Plakate und Spruchbänder taten die Meinung der jeweiligen Verfasser kund. Darunter auch eines, das bisher noch nicht bei den Mahnwachen aufgetaucht war. Darauf wirbt die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands für ihre "sozialistische Alternative" mit erneuerbaren Energien als Kreislaufwirtschaft.