Streit um Straßenname - Stoschek: Max Brose war ein Vorbild
Autor: Simone Bastian
Coburg, Mittwoch, 29. April 2015
Michael Stoschek, Vorsitzender der Brose-Gesellschafterversammlung, kämpft um die Ehre seines Großvaters: Der habe eine Straßenbenennung in Coburg verdient. Er beruft sich dabei auf den Urteilsspruch im Entnazifizierungsverfahren.
"Versachlichung": Das Wort sagt Michael Stoschek mehrmals am Mittwochvormittag. Es geht um die Frage, ob Coburg eine Max-Brose-Straße ausweisen soll, es geht darum, ob eine solche Würdigung des Unternehmensgründers gerechtfertigt ist. Stoschek, der Enkel von Max Brose und Vorsitzende der Gesellschafterversammlung von Brose Fahrzeugteile, beantwortet beide Fragen unumwunden mit "Ja".
Das machte Stoschek in einer Pressekonferenz deutlich. Anlass war, dass Coburg seit Jahresbeginn erneut über die Frage diskutiert, ob eine Straße nach Max Brose benannt wird, so wie es eine Max-Brose-Straße in Hallstadt bei Bamberg gibt.
Gegen eine Straßenbenennung nach Max Brose haben sich unter anderem der Zentralrat der Juden in Deutschland und der Gedenkstättenbeauftragte der evangelischen Landeskirche ausgesprochen. Auch in überregionalen Medien hat es Kritik gegeben - aus Sicht Stoscheks ungerechtfertigt. "Hochemotional" werde diese Diskussion geführt, anstatt eine sachlich-faire Beurteilung des Verhaltens seines Großvaters vorzunehmen, beklagt sich Stoschek."Deutlicher und klarer als 1949 durch die Spruchkammer kann man Max Brose nicht beurteilen."
"Dem Nationalsozialismus fern"
Das Urteil vom 23. Juli 1949 lässt Stoschek in der Pressekonferenz verteilen. Darin wird hervorgehoben, dass Brose die Zwangsarbeiter, die für ihn tätig waren, besser behandelte als erlaubt und dass er, obwohl Parteimitglied, dem Nationalsozialismus eher fern gestanden habe. Für Stoschek ist damit klar: Sein Großvater habe sich zwar angepasst, um Unternehmen und Familie nicht zu gefährden, aber ein Nazi war er nicht. Kurz: "Ich bin überzeugt, dass Max Brose jede Form von Ehrung verdient hat. Er war ein Vorbild."
Aller Voraussicht nach wird der Coburger Stadtrat am 21. Mai entscheiden, ob die Von-Schultes- in Max-Brose-Straße umbenannt wird. So hat es Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) angekündigt. Das gleiche Vorhaben war 2004 in nichtöffentlicher Sitzung denkbar knapp gescheitert - und seither war das Verhältnis zwischen der Stadt und dem Unternehmen offiziell ein belastetes.
Stoschek, damals noch geschäftsführender Gesellschafter, verfügte, dass Brose keine Coburger Vereine und Organisationen mehr mit Spenden unterstützt. Das gilt bis heute, und in den Absagebriefen wird immer noch auf die Geschehnisse im Jahr 2004 verwiesen. Tessmer und die Mehrheit des Stadtrats wollen das Verhältnis gern wieder ins Lot bringen.
Einen ersten Schritt hat der Stadtrat im März getan, als er die Entscheidung im Stadtrat 2004 bedauerte und erklärte, dass die Erkenntnislage seinerzeit zu dürftig war, um Max Broses Rolle im Dritten Reich angemessen zu beurteilen.
Stoschek begrüßt diese Bemühungen, wie er in der Pressekonferenz sagte. Aber selbst, wenn sich eine Stadtratsmehrheit (die Stoschek erwartet) für eine Max-Brose-Straße ausspräche, würde das nicht automatisch bedeuten, dass Brose wieder Spenden gäbe. Ein solcher "Deal ,Straße gegen Spende‘" sei mit ihm nicht zu machen, sagte Stoschek - und er wolle keinen Druck auf den Stadtrat ausüben.