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Streit um Hühnermastanlage: Entscheidung steht kurz bevor


Autor: Berthold Köhler

Wohlbach, Samstag, 20. Juli 2013

Das Verwaltungsgericht wird nächste Woche seine Entscheidung zur umstrittenen Anlage bekanntgeben. Die letzte mündliche Verhandlung fand jetzt in Bayreuth statt.
Es wird wohl noch eine Zeit dauern, bis Gras über diese Sache gewachsen sein wird: Der Bau einer Mastanlage für knapp 40 000 Hühner im Ahorner Ortsteil Wohlbach wird nächste Woche - vermutlich in erster Instanz - entschieden. Foto: Berthold Köhler/CT-Archiv


Der Streit um den Bau einer Hühnermastanlage im Ahorner Ortsteil ist noch lange nicht zu Ende. Nach einer viereinhalbstündigen Sitzung hat am Freitag die Zweite Kammer des Bayreuther Verwaltungsgerichtes zwar für kommende Woche ein Urteil zur Klage der Gemeinde Ahorn gegen die immisionsrechtliche Genehmigung angekündigt - doch (nicht nur) Bürgermeister Martin Finzel (parteilos) wollte nicht unbedingt daran glauben, dass der Bau dann losgehen kann. "Es kann gut sein, dass dieses Verfahren durch eine andere Instanz entschieden wird", sagte der Bürgermeister.

Immerhin: Es gab gestern eine Annäherung. Thomas Ritz, der Bauherr der Mastanlage für 39 145 Tiere, kündigte an, auf die umstrittene Lagerung von Hühnermist in einer Maschinenhalle auf dem Ritz-Betriebsgelände zu verzichten.

Vermutlich, das war während der Verhandlung zu vernehmen, wird er diese bei einem anderen Landwirt in einer Biogasanlage verwerten lassen. Damit kam er wohl auch einem Bauverbot durch das Gericht zuvor, denn Richter Otto Schröppel hatte schon früh durchblicken lassen: "Wenn es beim Mistlager bleibt, dann sind wir hier in fünf Minuten fertig." Der Verzicht auf die Hühnermistlagerung freute auch den Bürgermeister: "Das ist schon einmal eine wichtige Sache für die Betroffenen."

So konzentrieren sich die unterschiedlichen Einschätzungen zwischen dem Landratsamt (das dem Bau zustimmte) auf der einen sowie der Gemeinde und drei Privatkläger auf der anderen Seite auf zwei Hauptpunkte: die Geruchsbelästigung und die Erschließung der Mastanlage über den "Bayerischen Berg". Kompromisse waren dabei nicht in Sicht.

Aber es gab erste Fingerzeige: So scheint das Gericht die Kritik der Gemeinde, dass bei Hochrechnungen zur Geruchsbelästigung die völlig ungeeignete Windkarte von Neufang (Stadt Sonneberg) anstatt der Coburger Karte verwendet wurde, nicht zu teilen. Auch deshalb, weil ein Meteorologe am Landesamt für Umweltschutz eine Verwendung der Neufanger Windkarte als "sachgerecht" beurteilte.

Grundlegend auseinander gehen die Meinungen bei der (Über-)Belastung der Straße "Bayerischer Berg". Jürgen Alt vom Landratsamt Coburg sagte auf Nachfrage, dass die Futteranlieferungen und Tiertransporte "die Straße nicht in ihren Grundfesten erschüttern wird". Ganz anders sieht die Sache Alexander Reitinger, der Rechtsanwalt der Gemeinde. Es könne nicht sein, dass das Gericht über begründete Bedenken der Gemeinde hinweg gehe. "Es muss ermittelt werden, ob Schäden entstehen können", forderte der Rechtsanwalt aus Sonneberg. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes, das der Gemeinde Ahorn ausdrücklich recht gebe.

CHRONOLOGIE

Der Antrag Im Februar 2010 stellte Thomas Ritz den Antrag auf eine Genehmigung seiner Hühnermastanlage. Dort sollen 39 145 Tiere bis zu einem Gewicht von 1600 Gramm gemästet werden. Angeliefert werden die Tiere dabei als Küken mit einem "Startgewicht" von wenigen Gramm.

Die Weigerung Die Gemeinde Ahorn verweigerte diesem Antrag am 1. April sowie am 20. Mai 2010 das Einvernehmen. Hauptkritikpunkte waren unvollständige Immisionsprognosen, die unzulängliche Erschließung sowie schädliche Umwelteinwirkungen. Ein Ausbau der Zufahrtsstraße würde die Gemeinde zwischen 90 000 und 100 000 Euro kosten.

Die Genehmigung Der Landkreis Coburg ersetzte das gemeindliche Einvernehmen im Februar 2012. Thomas Ritz kündigte kurz darauf an, mit seinem Bau erst dann zu beginnen, wenn das Verwaltungsgericht ein entsprechendes Urteil gefällt hat.

Der Hirschkäfer 2012 soll ein Wohlbacher Bürger in einem Waldstück unweit der geplanten Mastanlage einen Hirschkäfer gefunden haben. Diese Tiere stehen unter Schutz. Allerdings wurde der Landkreisverwaltung von einem Artenschutzfachmann mitgeteilt, dass ein Hirschkäfer-Vorkommen bei Wohlbach "sehr unwahrscheinlich" sei. Eine Gefährdung der Tiere würde nur entstehen, wenn die Hühnermastanlage zu einem Absterben der Eichen im Waldgebiet führen würde. Auch das wurde als nahezu ausgeschlossen eingestuft.