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Stimmung beim Coburger Gaudiwurm


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Sonntag, 15. Februar 2015

Ein Zug aus über 50 Gruppen schlängelte sich am Sonntag durch die Innenstadt. Die Themen reichten von der Bratwurst bis zum ICE.
Foto: Albert Höchstädter


Die Volleyballer sind grün, die Handballer schwarz-gelb - Flagge zeigen beim Gaudiwurm seit jeher aber nur die Basketballer vom BBC. Natürlich in Orange und Lila. Aber es gab noch sehr viel mehr Farbtupfer beim diesjährigen Gaudiwurm durch die Coburger Innenstadt zu bestaunen. Gut 50 Gruppen machten mit - und tausende Schaulustige jubelten ihnen am Straßenrand zu.

Mit vielen gelben Umleitungsschildern wurde Coburg als "Baustellen-City" aufs Korn genommen. Eltern und Kinder vom Kinderhaus machten deutlich, dass sie angesichts der Pläne für einen Umzug in ein "Bildungshaus" in der Lutherschule buchstäblich "rot" sehen: "Heimlich hat die Stadt beschlossen, das Kinderhaus wird zu geschlossen", wurde da gereimt.

Und weiter: "Leuchtturm-Projekt soll es sein, doch passen wir nicht alle rein - und sagen zu dem Standort Lutherschule nein!"

Ganz in Rot träumt der Bayern-Fanclub "Red Residenz" davon, dass seine Stars im Sommer zu einem "Traumspiel" nach Coburg kommen. Andere "Rote" waren beziehungsweise sind schon da: die SPD. Sie hatte einen ICE mit dabei und servierten Popcorn und anderes aus dem Bordrestaurant. Aufmerksame Beobachter haben übrigens notiert, dass der ICE gestern gleich mehrmals in Coburg angehalten hat. So soll es sein!



So richtig schwarz (und am liebsten gleich noch mit Harz, wie auf dem Plakat zu lesen war!) war die Coburger Bratwurst mit von der Partie. Schon verrückt: In Zeiten, wo uns das Freihandelsabkommen TTIP vielleicht bald Chlorhühnchen beschert, sollte es der traditionellen Zubereitung der Coburger Bratwurst auf Kiefern zapfen an den Kragen. "This is a real Co-Burger", sprach denn auch der Amerikaner am Wagen beim genüsslichen Biss in die Coburger Bratwurst aus "good old Germany".

Auf Orange setzen traditionell die so noch gar nicht traditionellen Jungen Coburger (JC): Sie warben dafür, dass Coburg doch "Elektromobilitätsstadt" werden soll. Das Motto im Stil einer Kontaktanzeige: "Jung, wild, aufgeladen - JC suchen Anschluss für E-Mobilität."

Außerdem im bunten Treiben zu sehen: Baubürgermeisterin Birgit Weber, bekanntlich eine "Schwarze", mit blauem Bauhelm; Jürgen "Charly" Apfel, ein "Roter", der sich für einen Friseursalon in Schale schmiss. Und dann war da noch ein Apfel im Spiel: Thomas Apfel von Radio Eins. Er kommentierte auf dem Marktplatz den Gaudiwurm. Er hatte sich, was seine Verkleidung betrifft, allerdings nicht der aktuellen Werbekampagne seines Senders angeschlossen und zeigte in seinem wallenden Königsmantel praktisch keine Haut. Dabei wäre das, was die Temperaturen betrifft, an diesem strahlend blauen Februartag durchaus möglich gewesen.