Stimmkreis Coburg: Ina Sinterhauf will das Direktmandat für die Grünen
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Dienstag, 02. Oktober 2018
Dass Ina Sinterhauf den Weg in die Politik fand, ist zu einem großen Teil ihrem Elternhaus zu verdanken, wo immer viel und gerne diskutiert wurde.
In den 1980er Jahren starb der europäische Wald am sauren Regen, der Rhein war nach einem Chemieunfall bei der Schweizer Firma Sandoz verseucht und in der ukrainischen Stadt Tschernobyl explodierte am 26. April 1986 ein Reaktor im Kernkraftwerk. "Ich bin Jahrgang 1976, das heißt meine Kindheit war in meiner Wahrnehmung geprägt von ganz vielen Umweltskandalen", erinnert sich Ina Sinterhauf.
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Für die 42-Jährige, die am 14. Oktober für die Grünen in den Bayerischen Landtag einziehen will, waren das prägende Momente ihrer Kindheit. "Dadurch habe ich das Gefühl entwickelt, diese Natur ist verletzlich und zerstörbar. Man hat ganz konkret gesehen, was verloren gegangen ist." Dass damals ganz allgemein viel über politische Themen gesprochen wurde, habe schließlich auch sie "politisiert". Aber auch ihr Elternhaus war mit verantwortlich dafür, dass die gebürtige Mittelfränkin irgendwann den Weg in die aktive Politik einschlug.
Volljährig im Superwahljahr '94
;"Politik war ein Thema bei uns. Meine Eltern haben uns immer erklärt, was sie wählen, und warum", erzählt Ina Sinterhauf. Dass sich ihre Eltern dabei nicht immer einig waren und - je nach Thema - zum Beispiel bei Landtagswahlen anders abstimmten als bei Bundestagswahlen, habe ihr letztlich deutlich gemacht, dass Politik etwas mit dem Alltag der Menschen zu tun habe. "Das ist nichts Abstraktes, was irgendwo anders passiert, sondern etwas, das sich auswirkt, und deshalb ist es wichtig, sich Gedanken zu machen, wem man seine Stimme gibt."
1994 wurde Ina Sinterhauf volljährig und durfte zum ersten Mal ihre Stimme abgeben - nicht nur einmal, sondern gleich viermal, denn im "Superwahljahr" 1994 standen Kommunal-, Landtags-, Bundestags- und auch noch Europawahlen an. Die damals 18-Jährige nahm ihre neue Entscheidungsfreiheit sehr ernst und sah sich die Wahlprogramme verschiedener Parteien ganz genau an. "Dann war klar, dass es für mich die Grünen sind", sagt sie. Bis sie der Partei beitrat, vergingen allerdings noch weitere 17 Jahre. Es sei zwar immer wieder einmal Thema für sie gewesen, habe aber wegen der Lebensumstände erst 2011 so richtig gepasst.
Seit 2002 lebt Ina Sinterhauf in Coburg. Nach ihrem Architektur-Studium in Dresden hatte sie sich deutschlandweit beworben und hier eine Stelle gefunden. Zwar sei ihre Beschäftigung im öffentlichen Dienst noch immer befristet, aber inzwischen könne sie sich vorstellen, in Coburg Wurzeln zu schlagen, erzählt sie. "Dieses Heimatgefühl hatte ich bis dahin nicht, das ist etwas, was ich aus meiner Kindheit nicht kannte."
Weil ihr Vater mehrmals den Job wechselte, zog Ina Sinterhaufs Familie oft um. Geboren ist sie in Treuchtlingen, eine echte Fränkin also. Danach wohnte die Familie am Rhein und lange in Hessen. Bis zur 7. Klasse besuchte sie die Schule in Eschwege. "Als ich 13 war, sind wir nach Schweinfurt gezogen." Schweinfurt beziehungsweise Franken sei für sie heute durchaus Heimat.