Steven Santoro und die Magie des Gesangs in Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 30. Juni 2017
Wie der Sänger und Komponist mit seiner Band aus New York beim Coburg-Gastspiel das Publikum in Bann zieht.
Diese Stimme ist ein musikalisches Kraftwerk. Sie schwebt in einer einzigen melodischen Linie vom schwerelosen Diskant bis in dunkle, warme Tiefen. Sie zieht die Zuhörer im Saal von "Leise am Markt" und die Musiker auf der Bühne gleichermaßen in Bann. Wenn Steven Santoro singt, klingen Jazz-Standards wie Cole Portes "Get out of Town" und Blues-Klassiker vertraut und neu zugleich.
Steven Santoros Gesang ist Klang gewordene Energie. Santoro beherrscht die Bühne ganz selbstverständlich durch seine Intensität, die selbst dann wirkt, wenn er gerade einmal nicht singt, sondern den drei Mitgliedern seiner Band Belegenheit bietet, solistisch Profil zu zeigen.
Freiheit und Genauigkeit
Walter Fischbacher am Piano demonstriert die Kunst, bei Bedarf Takt für Takt die Intensität zu steigern, ohne dabei lauter werden zu müssen. Wolfram Derschmidt, mit dem Pianisten Kirk Lightsey im März vergangenen Jahres bereits an gleicher Stelle zu Gast, lässt seinen Kontrabass regelrecht singen und tanzen. Und Jonathan Mele am Schlagzeug entfaltet rhythmischen Drive mit scharfer und dennoch stets scheinbar beiläufiger Präzision.
Gemeinsam aber führen Santoro und seine Band vor, was musikalisches Zusammenspiel bedeutet - die Kunst, in jeder Sekunde, mit jeder Note zu dialogisieren, die Musik atmen zu lassen und stets die Balance zu finden zwischen individueller Freiheit und selbstverständlicher Genauigkeit.
Stücke mit Hit-Potenzial
Jazz-Standards wie "The Thrill is gone" begegnen Santoros eigenen, oftmals balladesk gefärbten Stücken, die auf der neuen CD "Deep in August" versammelt sind. Besonders der Titelsong beweist, dass Santoro als Komponist auch die Fähigkeit besitzt, Stücke mit Hit-Potenzial zu schreiben.Santoros Stimme mit ihrem samtweichen Timbre ist wunderbar geschmeidig und zugleich wandlungsfähig. Ein Folksong aus Neufundland wie "She's like the swallow" gelingt ebenso eindringlich wie Santoros Song "Waiting for Grace".
Reichlich Beifall
Reichlicher Beifall für ein beeindruckendes Coburg-Gastspiel. Die letzten Töne gehören dann Santoro allein. Bei seiner Zugabe setzt sich der Sänger als sein eigener Begleiter ans Klavier und lässt noch einmal seine Stimme schwermütig und ausdrucksvoll erklingen - endgültiger Abschluss eines Abends, der nachklingen wird.
Künstler zu Gast in Coburg
Steven Santoro ist Sänger, Komponist, Produzent und Musikdozent. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er mit zahlreichen Jazzgrößen zusammen, darunter Nathan East, Mitchell Forman und Carlos Vega.