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Steinweg alive! So lief Coburgs erste Partynacht


Autor: Sandra Hackenberg

Coburg, Sonntag, 03. Oktober 2021

Die Clubs dürfen wieder öffnen - und das Coburger Partyvolk zelebriert im Steinweg seine zurückgewonnene Freiheit. Szenen einer promillereichen Nacht.
Die Polizei zeigte Samstagnacht im Steinweg Präsenz, musste aber kaum eingreifen.


Als das "Monkeys" am Samstag nach 566 Tagen seine Türen wieder öffnete, reichte die Schlange Feierhungriger bereits 20 Meter in den Steinweg. Startschuss für eine Nacht, die vor allem die junge Generation herbeigesehnt hat.

Tobias hat einen Tag zuvor gehört, dass die Clubs wieder öffnen. "Ich dachte nur; Saugeil, ich muss in die Stadt!" Nun steht der 19-Jährige mit seinem Vater auf der Coburger Partymeile und feiert mit denjenigen, die es auch nicht mehr zuhause gehalten hat, die zurück gewonnene Freiheit.

Dass in Bayern die Clubs und Diskotheken am vergangenen Wochenende wieder öffnen durften, kam selbst für die Betreiber überraschend. "Unglaublich, aber wahr", schrieb das "Monkeys" erst am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite: "Nach einem Jahr, sechs Monaten, zwei Wochen und drei Tagen verdichten sich die Zeichen." Auf die Schnelle galt es, ein Hygienekonzept umzusetzen, das die Gefahr einer Corona-Infektion reduziert, aber auch längere Wartezeiten am Einlass verhindert.

Rein kam, wer getestet (PCR-Test), genesen oder geimpft ist. "Wir kontrollieren einmal richtig, und dann können die Leute rein und Spaß haben", freut sich ein Türsteher gegen 2 Uhr. Bislang habe sich kein Gast über die 3G-Regel beschwert. "Man merkt: Die Leute haben einfach nur Bock und wollen feiern."

Der Großteil der Feiermeute ging ohnehin auf Nummer sicher: "Wir sind alle geimpft", sagen drei jungen Frauen. Eigentlich, meint eine von ihnen, habe sie sich das Chaos heute gar nicht antun wollen. Immerhin kennen die Einheimischen "ihren" Steinweg. Doch ohne einen Abstecher auf die Partymeile geht es eben nicht. "Und wir waren positiv überrascht, wie gut die meisten Clubs die Vorschriften umsetzen."

Krawalle blieben aus - stattdessen tanzten sich die jungen Leute auf den Tanzflächen der Clubkeller die Seele aus dem Leib. Die Polizei zeigte Präsenz, hatte aber keinen Grund einzugreifen. "Es war unheimlich viel los, aber die Leute haben sich - bis auf wenige Ausnahmen - ordentlich aufgeführt", lautet das Fazit von Polizeihauptkommissar Dominik Fehn. Körperliche Auseinandersetzungen habe es praktisch nicht gegeben. Auffällig sei auch gewesen, dass es unter den Feiernden kaum Stänkereien gab. "Aus Polizeisicht war das eine sehr angenehme Lage. So darf es gerne weitergehen."

Auch wenn es bei derart ausgelassener Stimmung nicht den Anschein hatte: Viele hatten das Virus im Hinterkopf. "Ich würde mich sicherer fühlen, wenn jeder im Club einen PCR-Test vorzeigen müsste", meint Annika. "Ich bin zwar geimpft, aber anstecken kann ich mich ja trotzdem." Ihre Freundin nickt, sagt aber auch: "Das Leben muss irgendwann auch mal weitergehen." Neben der bloßen Freude am Feiern war es vor allem diese Erkenntnis, dass es nach Monaten der Entbehrungen wieder aufwärts geht, die diese Nacht im Steinweg zu einer besonderen machte. Und als im Morgengrauen die letzten Hartgesottenen nach Hause torkelten, zwitscherten die Vögel eine Melodie, die nach Freiheit klang.