Druckartikel: Statt Champagner lieber ein Waldspaziergang

Statt Champagner lieber ein Waldspaziergang


Autor: Ulrike Nauer

Coburg, Donnerstag, 03. Januar 2019

Bernd und Barbara Glauben übergeben ihr Hotel "Goldene Traube" am Samstag, 5. Januar, offiziell an die fränkische Dormero-Gruppe.
Was nach dem Führungs-Wechsel im Hotel mit dem Namen "Goldene Traube" passiert, ist noch nicht bekannt.Ulrike Nauer


Bernd und Barbara Glauben werden ihr Romantik-Hotel "Goldene Traube" am heutigen Samstag zum letzten Mal als Hotel-Chefs betreten. Wenn sie es wieder verlassen, sind beide praktisch im Ruhestand. Und dann? Knallen die Champagnerkorken? Bernd Glauben lacht bei dem Gedanken laut auf. "Nein, so mondän sind wir nicht! Wir laufen wahrscheinlich eine Runde durch den Wald. Wir wohnen ja in der Nähe des Goldbergsees. Wir lieben die Natur. Das bringt mehr als eine Flasche Champagner!"

Als ihn das Tageblatt am Donnerstag nach mehreren Versuchen im Hotel erreicht, ist von Ruhestand allerdings noch nicht viel zu spüren. So kurz vor der offiziellen Übergabe gibt es einfach noch viel zu besprechen, vor allem mit dem neuen Hoteldirektor, Leon Dolle.

"Wahnsinnig viel zu regeln"

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25 Jahre lang, seit 1994, hatte das Ehepaar Glauben das Romantik-Hotel am Viktoriabrunnen geführt und geprägt. Doch im vergangenen Jahr fiel die Entscheidung, sich aus dem Hotel-Geschäft zurückzuziehen. Neuer Eigentümer der "Traube" ist ein Unternehmer aus der Region, der allerdings nicht in Erscheinung treten will. Die Dormero-Gruppe, ein fränkisches Unternehmen mit Sitz in Berlin, wird das Hotel künftig führen.

Bis es soweit ist, sei aber noch "wahnsinnig viel zu regeln", berichtet Bernd Glauben. Etwa seit Mitte letzten Jahres arbeiten er und seine Frau auf die Übergabe hin, wobei die letzten beiden Monate besonders intensiv gewesen seien. "Wir haben aufgeräumt, sortiert, Ordner gesichtet, archiviert", zählt Glauben auf. Er könne gar nicht mehr sagen, wie oft er mit dem ganzen Papierkram zum Schredder gefahren sei. "Wir haben ja um die 65 Mitarbeiter, da sammelt sich über die Jahre einiges an - und man hebt viel Zeug auf, was man nicht mehr braucht." Und natürlich musste Inventur gemacht werden. "Unglaublich, was so ein Hotel alles an Verträgen hat, vom Müll über die Kreditkarten-Lesegeräte bis zum Lesezirkel, das muss alles umgeschrieben werden."

Soviel zum arbeitsintensiven Teil der Übernahme, aber was dem Ehepaar Glauben wohl in deutlich angenehmer Erinnerung bleiben wird, ist die Reaktion ihrer Angestellten und ihrer Gäste. "Viele Stammgäste sind extra noch mal zu uns gekommen", erzählt Bernd Glauben. Von Mitte November bis zum Jahresende seien die Restaurants restlos ausgebucht gewesen. "Wir haben viel mit unseren Gästen gesprochen und die letzten Wochen genossen." Denn, auch wenn "das Brennen" für den Job in den letzten Jahren vielleicht nicht mehr 100-prozentig da gewesen sei, wie Bernd Glauben in einem früheren Gespräch verraten hatte, "Spaß hat es trotzdem gemacht".

Kein Wunder, dass sich bei den beiden Hoteliers etwas Wehmut einschleicht. Wer so lange Zeit in dieser Branche tätig war, der habe auch Beziehungen zu seinen Gästen und natürlich auch zu den Mitarbeitern aufgebaut, sagt Bernd Glauben. Die Reaktion auf den Wechsel lasse sich am besten mit "verständnisvoll, vorsichtig optimistisch, aber auch traurig" beschreiben. "Sie finden es schade, dass wir aufhören, und hoffen natürlich, dass es weiter geht."

Um die Zukunft des Hotels ist Bernd Glauben nicht bange. Nach den vielen Gesprächen, die er mit dem neuen Direktor geführt hat, sei er zuversichtlich, dass es gut laufen werde. Eine Besichtigungstour durch Coburg habe Leon Dolle schon hinter sich. Schließlich müsse er erst einmal die Stadt und die Mentalität der Coburger kennenlernen. "Das ist schon viel, was da auf einen zukommt, aber ihm hat's gut gefallen", berichtet Bernd Glauben.

Vorsichtige Veränderungen

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Welche Veränderungen die neue Hotel-Führung geplant hat, kann Glauben nicht sagen, auch nicht, ob der Name "Goldene Traube" erhalten bleibt oder nicht. Dazu weiß man möglicherweise heute nach der Übergabe mehr. Er persönlich glaube, dass sich zunächst gar nicht so viel ändern werde, sagt Glauben. Vielleicht ein paar zusätzliche rote Akzente - die Farbe ist quasi das Markenzeichen von Dormero. Außerdem hatte Dormero-Vorstand Marcus Wöhrl im Gespräch mit dem Tageblatt schon angekündigt, dass die Teppiche im ganzen Haus durch Parkett ersetzt werden sollen.

Die offizielle Übergabe wird wohl relativ unspektakulär ablaufen. "Am Samstagmorgen machen wir den Check-Out mit den Hotelgästen, das ist noch unser Part", erklärt Bernd Glauben. Gäste, die länger bleiben wollen, müssen dann von den neuen Besitzern wieder eingecheckt werden. Und die Glaubens? "Wir gehen dann einfach", sagt Bernd Glauben schmunzelnd. Allerdings sei natürlich nicht ausgeschlossen, dass er und seine Frau ab und zu auf einen Kaffee in ihrem alten Hotel vorbeischauen werden.

Zuhause warten nun die beiden schulpflichtigen Kinder, außerdem ein paar Umbau-Maßnahmen am eigenen Haus. "Wir sind dabei, ein Büro einzurichten", verrät Glauben. In welche Richtung es künftig gehen soll, stehe allerdings noch nicht fest, zum Nachdenken war einfach keine Zeit in den letzten Wochen. Zweifelt er manchmal, ob die Entscheidung fürs Aufhören richtig war? Glauben lacht. "Das kann ich Ihnen in einem halben Jahr sagen. 25 Jahre kann man nicht so einfach abschütteln!"