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Startschuss für den Frieden 2.0 in Meeder


Autor: Thomas Heuchling

Meeder, Mittwoch, 08. Mai 2013

Der Frieden hat wenig Gedenkorte. Diesen Missstand will eine ehrgeiziges Projekt aus dem Coburger Land jetzt beseitigen. Es hat das Potenzial etwas Großes zu werden.
Sind begeistert von der Landkarte des Friedens (von links): Projektkoordinatoren Henning Schuster und Joachim Hess, Siegfried Wölki von der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner und Landrat Michael Busch.  Fotos: Thomas Heuchling


"Wenn wir wahren Frieden in der Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen." So lautet ein bekanntes Zitat von Mahatma Gandhi, welches zur Idee der Landkarte des Friedens gut passt. Denn gestern fiel in der Lernwerkstatt des Friedensmuseums in Meeder der Startschuss für dieses "vielleicht weltweit einzigartige Projekt", wie einer der Projektkoordinatoren, Henning Schuster, es nannte. Es geht um Frieden und um die Mitarbeit von Schülern aus Oberfranken an einem multimedialen Projekt für ganz Bayern.

Es soll eine Landkarte des Friedens - vorerst für Oberfranken und Bayern - entstehen, aber nicht in den vier Wänden eines Museums, sondern es soll "ein Museum ins Internet gebaut werden", wie Moderator und Lehrer Jochen Dotterweich es nannte. Seine Schule, das Neustadter Arnold-Gymnasium, ist mit seinem Lokalfernsehsender Nec-tv auch einer der Mitwirkenden, ein so genanntes Kompetenzzentrum, des Projektes.

Als weitere Einrichtungen dieser Art fungieren der Verein des Friedensmuseums Meeder und der Verbund "Junge Medien Oberfranken". Ziel ist es das Thema Frieden crossmedial, auf regionaler Ebene aufzuarbeiten.

Konkret heißt das: Eine Internetseite und eine kostenlose Smartphone-App mit GPS-Daten sollen den Zugriff auf Filme, Interviews und andere Daten und Dokumente auch direkt vor Ort ermöglichen. Die Inhalte sollen von den Schulen des Rings "junge Medien Oberfranken" in W- und P-Seminaren erstellt werden. Bis jetzt sind Gymnasien aus Neustadt, Burgkunstadt, Kronach, Kulmbach und Selb mit dabei. "Reisende oder Interessierte können mit der Landkarte des Friedens die Geschichte Bayerns neu erkunden", erklärte Dotterweich.

Eine große Herausforderung für Schüler und Projektmitarbeiter, aber dahinter steckt eine Idee, wie Schuster erklärte: "Wir haben uns bewusst nicht für eine professionelle Agentur entschieden, weil wir die Jugendlichen, die zum Glück in einer friedlichen Zeit aufgewachsen sind, für das Thema sensibilisieren wollen." Ein Anliegen, dass viel Geld kostet. Bis zum August 2014 sind rund 450   000 Euro veranschlagt. Und danach? "Das Projekt hat kein Ende. Wir können uns eine Erweiterung über den Freistaat Bayern und sogar bis hin zur EU-Ebene vorstellen", sagt Schuster.

Einen nicht unerheblichen Anteil von 50   000 Euro überreichte gestern die bayerische und die Coburg-Lichtenfelser Sparkassenstiftung. Weitere Förderer übernehmen ebenfalls Kosten, "darunter die Oberfrankenstiftung mit 100   000 Euro", verriet Schuster. Aber 160   000 Euro muss das Projekt in Eigenleistung erbringen. "Ein Großteil des Geldes geht für laufende Kosten, wie Daten-Server, aber auch kleinere Posten wie Fahrtkosten zu Recherchezwecken drauf", erklärte Schuster.

Einer der Hauptgründe, so die einschlägige Meinung auch bei bei den Vertretern des Kuratoriums, erläuterte der Schulleiter des Arnolds Gymnasium Karlheinz Schoofs: "Das Projekt ist Teil eines Paradigmenwechsels in der Geschichtsschreibung, wie ich sie auch noch zu meiner Studienzeit erlebt habe. Weg von Kriegen und den Taten großer Männer hin zum Frieden und dem Bewusstmachen regionaler Geschichte." Vor lauter Enthusiasmus verkündeten Landrat Michael Busch (SPD) und Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) die Einführung eines regionalen Feiertages. "Wir wissen noch nicht wie das geht, aber wir wollen es versuchen. In Augsburg gibt es etwas ähnliches", so Busch.

Bisher sind unter anderem "Standorte des Friedens" für Coburg, Meeder, Bamberg, Lindau oder Neustadt geplant. "Es ist alles denkbar. Es soll ein Dokumentarspielfilm über Anna B. Eckstein entstehen, in dem Schüler schauspielern und den Film auch bearbeiten. Es ist völlig offen", sagt Projektkoordinator Schuster. Die praktische Arbeit startete gleich nach der Spendenübergabe, damit erste Ergebnisse schnell präsentiert werden können.