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Stadtratswahl: Scheuerfeld schaut in die Röhre


Autor: Oliver Schmidt

Scheuerfeld, Mittwoch, 19. März 2014

Aus Coburgs größtem Stadtteil hat es niemand in den neuen Stadtrat geschafft - obwohl es zwei sehr bekannte Kandidaten gab. Jetzt wird nach Lösungen gesucht, wie die Interessen des Stadtteils künftig trotzdem im Rathaus Gehör finden.
Eine echte Überraschung gab es bei der Stadtratswahl in Scheuerfeld: Kein einziger Kandidat aus dem Stadtteil wurde gewählt. Foto: Helke Renner


Elfriede Strobel, die Vorsitzende des Bürgervereins Scheuerfeld, ist auch zwei Tage nach der Bekanntgabe des Ergebnisses noch "geschockt" und "sehr traurig". Stadtrat Roland Eibl, der zudem Vorsitzender des Turn- und Sportvereins Scheuerfeld ist, sagt, dass ihn die neue Situation "sehr umtreibt" - und schließlich bringt er es ganz salopp auf den Punkt: "Das ist einfach echt doof!"

Spannung - dann Enttäuschung

Was ist passiert? Bei der Stadtratswahl blickten viele sehr gespannt auf den mit weit über 2000 Einwohnern größten Stadtteil. Denn mit Roland Eibl, der seit 13 Jahren für die CSU im Stadtrat sitzt, und mit Elfriede Strobel, die erstmals für die Christlich-Sozialen Bürger (CSB) antrat, standen zwei bekannte Scheuerfelder zur Wahl. Wer wohl besser abschneiden würde? Mittlerweile ist die Spannung großer Enttäuschung gewichen. Denn sowohl Eibl als auch Strobel haben den Einzug in den Stadtrat verpasst!

Auf der CSU-Liste, die ohnehin kräftig durcheinander gewirbelt wurde, rutschte Eibl von Platz 8 auf 11 - und weil die CSU künftig weiterhin nur 10 Sitze hat, bleibt dem erfahrenen Scheuerfelder plötzlich das Nachsehen. Noch bitterer der Absturz für Elfriede Strobel: Vom aussichtsreichen Listenplatz 2 ins Rennen gegangen, wurde sie auf Platz 8 zurückgewählt; lediglich die ersten vier von der CSB-Liste schafften es in den Stadtrat. Doch Elfriede Strobel nimmt das tapfer: "Natürlich wäre ich gerne in den Stadtrat gekommen. Aber ich habe zum allerersten Mal kandidiert, war sozusagen ein Youngster." Sehr viel mehr schmerze sie da schon das Gesamtergebnis für Scheuerfeld. Denn Scheuerfeld verfügt nun über keinen einzigen Stadtrat mehr. Alfred Lieb (CSB, vorher CSU), der zuletzt neben Eibl noch die Fahne des westlichen Stadtteils hochgehalten hatte, war nicht mehr zur Wahl angetreten. Mit Monika Stolba (SPD) verpasste außerdem eine "halbe Scheuerfelderin", die dort viele Jahre den Kindergarten leitete, den erneuten Einzug in den Stadtrat. Und Mathias Langbein (SPD, Tiefenstein) und Gerhard Amend (CSB, Wüstenahorn) wohnen zwar nah dran an Scheuerfeld, aber eben nicht drin.

Und nun wird's spannend: Stadtteile ohne Stadträte können sich, wenn dies von den Bewohnern gewünscht wird, einen Ortssprecher wählen, der dann die Interessen vertritt - zwar ohne Stimmrecht in den verschiedenen Gremien, wohl aber darf ein Ortssprecher bei allen Sitzungen des Stadtrats und der Senate mit Rede- und Antragsrecht dabei sein.

"Ein Ortssprecher ist für Scheuerfeld dringend notwendig", sagt Roland Eibl und verweist auf viele Themen, die den Stadtteil betreffen, wie etwa den Erhalt der kleinen Schule oder weitere Maßnahmen zur Infrastruktur. Er selbst könnte es sich vorstellen, diesen Posten des Scheuerfelder Ortssprechers zu übernehmen - "vorausgesetzt, die Menschen wollen das so."

Bürgerversammlung entscheidet

Die bayerische Gemeindeordnung sieht für die Berufung eines Ortssprechers folgendes Prozedere vor: Zunächst muss ein Drittel der im Stadtteil lebenden Wahlberechtigten per Unterschrift bekunden, durch einen Ortssprecher vertreten zu werden. Anschließend kann eine Bürgerversammlung unter Leitung des Oberbürgermeisters einberufen werden, bei der dann in geheimer Wahl ein Ortssprecher gewählt wird.

Für Elfriede Strobel steht fest, dass es eine solche Versammlung geben soll. Der Bürgerverein werde sich deshalb um das Sammeln der benötigten Unterschriften kümmern. Dazu, ob sie selbst Interesse an diesem Posten hat, möchte sich Elfriede Strobel zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht äußern.

Roland Eibl nennt freilich schon einmal ein Argument, das für ihn sprechen könnte: "Ich bin auf der CSU-Stadtratsliste ja der erste Nachrücker." Sobald also einer der jetzt gewählten CSU-Stadträte sein Mandat niederlegen sollte, würde Eibl auch schon in das Gremium nachrutschen - und damit den Posten des jetzt zu schaffenden Ortssprechers sofort wieder überflüssig machen. Eibl will damit sagen, dass sich dann ein möglicher Neueinsteiger ganz umsonst eingearbeitet hätte.