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Stadtrat Coburg: Deutliches Ja zum Flugplatz


Autor: Simone Bastian

Coburg, Donnerstag, 25. Sept. 2014

Die große Mehrheit stimmt am Donnerstag für ein Planfeststellungsverfahren für einen neuen Verkehrslandeplatz bei Neida. Bis Ende 2019 soll der Platz genehmigt und gebaut sein.


Infrastruktur, Arbeitsplatzerhalt, Zukunftssicherung: Vor allem diese Schlagworte waren es, mit denen die Befürworter eines neuen Verkehrslandeplatzes im Stadtrat argumentierten. Klimaschutz, Flächenverbrauch und Kosten lauteten die Begründungen der Gegner, doch sie blieben in der Minderzahl. Acht waren es am Ende, die gegen die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens stimmten: Die vier Grünen-Stadträte Wolf-Rüdiger Benzel, Martina Benzel-Weyh, Angela Platsch und Wolfgang Weiß, Dominik Sauerteig und Monika Ufken (SPD), René Hähnlein (Linke) sowie Klaus Klumpers (ÖDP).

Zuvor hatte Benjamin Bartsch (Planungsbüro CDM) die Flugplatzpläne vorgestellt und versucht, Argumente der Bürgerinitiativen gegen einen Neubau zu entkräften: 60 Hektar umfasst das Flugplatzgelände, davon werden zehn bebaut oder versiegelt.

Überschwemmungsgefahr drohe nicht, und auch keine wesentlich erhöhte Lärmbelastung für Bad Rodach. Schon jetzt führe die Flugroute für den Instrumentenflug auf der Brandensteinsebene übers Thermalbad, genauso wie in Zukunft. Die Sportflieger, die auf Sicht fliegen, müssen ihre Platzrunden überm Callenberger Forst drehen. Mehrmals betonte Bartsch, dass der Flugbetrieb, wie er auf der Brandensteinsebene gegeben sei, übertragen werden solle. Das gelte für die Flugzeiten (6 bis 22 Uhr) genauso wie für die Betriebskosten und die Zahl der Flugbewegungen (17.000 bis 18.000 pro Jahr).

Für ein Betriebskostendefizit wäre die Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz Coburg (PGVC) zuständig, die den Platz bauen und betreiben soll. Über die Aufteilung der Betriebskosten ist noch nicht geredet, wohl aber über die Baukosten. 30 Millionen Euro Grunderwerb und Bau kosten. Dass sich diese Zahl in all den Jahren, die nun schon über einen Neubau diskutiert wird, nicht erhöht hat, begründete Bartsch damit, dass die Gesellschafter der PGVC nicht mehr ausgeben wollen. Entsprechend sei geplant worden.

Zur PGVC gehören Stadt und Landkreis Coburg, die IHK zu Coburg, der Aeroclub Coburg (der auch künftig den Flugplatzbetrieb managen soll) sowie die Unternehmen Brose Fahrzeugteile, Kapp Werkzeugmaschinen, Schumacher Packaging und Wöhner Elektronische Systeme. Die Unternehmen in der PGVC sind es auch, die acht Millionen Euro der Baukosten übernehmen wollen: Brose fünf Millionen, die übrigen drei je eine Million, wie am Rande der Sitzung zu erfahren war.

Die Stadt Coburg hat 5,5 Millionen Euro zugesagt - nach Rücksprache mit den Fraktionsvorsitzenden, wie Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) sagte. Nur die Grünen habe er in dieser Frage nicht kontaktiert, "weil ich die Antwort kannte". 1,5 Millionen steuert der Landkreis bei. Damit ist die Hälfte der erwarteten Baukosten gedeckt. Die andere Hälfte hat der Freistaat Bayern am Mittwoch zugesagt.

Dass Politik und Wirtschaft den Anteil der Region gemeinsam übernehmen, habe die Landespolitiker beeindruckt, betonte Friedrich Herdan (CSU). Dass die Unternehmen einsteigen "schafft Vertrauen", befand auch Bettina Lesch-Lasaridis (SPD). "Wir erwarten aber auch, dass nicht gleichzeitig Arbeitsplätze verlagert werden."
Horst Geuther (Pro Coburg) verwies darauf, dass eine Verlagerung des Flugplatzes viele Coburger von Fluglärm entlaste. Laut Benjamin Bartsch ist daran gedacht, nach einem Umzug des Flugbetriebs die Brandensteinsebene auf 3,5 Hektar aufzuforsten. Das müsse bis 2019 geschehen, weil dann die Ausnahmegenehmigung für die kurze An flugbefeuerung auf der Brandensteinsebene ausläuft. Entsprechend ist auch der Bauphasenplan aufgestellt. Eingerechnet in den Zeitplan ist, dass die Gegner des Flugplatzes gegen einen Planfeststellungsbeschluss klagen. Mehr als eine Instanz sei in Bayern unwahrscheinlich, sagte Bartsch. Einen Plan B habe er nicht.


Zitate aus der Debatte

"Wenn ich ausweichen muss nach Nürnberg, dann baue ich meinen Standort in Bamberg aus."
Friedrich Herdan, CSU, zitiert einen namentlich nicht genannten Unternehmer.

"Hier gilt Gemeinnutz vor Eigennutz. Und der Wirtschaftsraum mit seinen Arbeitsplätzen ist gemeinnützig."
Hans Michelbach, CSU
"Für mich gibt es keinen Zweifel: Auf diese Informationen können wir uns verlassen. Wir haben schon auf dürftigerer Grundlage Entscheidungen getroffen."

Bettina Lesch-Lasaridis, SPD, über die vorgelegten Zahlen und Daten.

"Der größte Gewerbesteuerzahler der Stadt braucht keinen Flugplatz, um wettbewerbsfähig zu sein."
Angela Platsch, Grüne

"Der Freistaat hat über Nacht 15 Millionen Euro für den Flugplatz übrig, 50 Prozent, aber für die Heiligkreuzschule bekommen wir nur 20 Prozent."
Dominik Sauerteig, SPD

"Die Wirtschaft, das sind Tausende von Arbeitnehmern."

OB Norbert Tessmer, SPD