St. Moriz in Coburg: Von der Mondlandung bis zum Samba-Festival
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Mittwoch, 23. Oktober 2019
In Coburgs größtem Gotteshaus spielt nicht nur die Musik eine große Rolle. Auch weitere Sinne werden angesprochen - und es gibt auch immer wieder überraschende Themen und Momente.
Das Urteil unseres Testers:
Der Gottesdienst vom Sonntag, 7. Juli, 10 Uhr, war sehr gelungen und konnte inspirieren.
1. Einstieg
Der Posaunenchor spielt zum feierlichen Einzug der fast 90 Jubelkonfirmanden an diesem schönen Sommersonntag. Pfarrerin Martina Schwarz-Wohlleben erinnert in ihrer Begrüßung an verschiedene Begebenheiten, die sich zu den Zeitpunkten der jeweiligen Konfirmationen ereignet haben. 1969 etwa, als die heutigen "goldenen Konfirmanden" an der Reihe waren, hörten die Menschen Elvis Presley, tanzten Twist und verfolgten gebannt die erste Mondlandung.
2. Musik
Ein Gottesdienst in der Morizkirche ist immer auch ein kleines Konzert. Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein holt aus der dreimanualigen Schuke-Orgel sozusagen alles raus - und macht damit ganz nebenbei auch noch Lust auf die vielen Kirchenmusikkonzerte, die in St. Moriz angeboten werden. Doch es sind auch die vielen kurzen Zwischenspiele - etwa direkt nach der Predigt - die den Gottesdienst in einen festlichen Rahmen aus faszinierenden Tönen betten.
3. Lesungen
Kerstin Haas vom Kirchenvorstand übernimmt die Lesung. Zur Abrundung gibt es ein kurzes Orgelspiel.
4. Predigt
Die Pfarrerin erzählte von einer Gruppe Menschen, die in der Jugend viel zusammen erlebt hat - bis sich einer selbst ausgegrenzt habe. Handelt es sich da um ein Vorkommnis bei den versammelten Jubelkonfirmanden? Nein, es ist die Geschichte von Zachäus, dem Zöllner (Lukas 19). Der zog den anderen Menschen das Geld aus der Tasche. "Er ist reich geworden - aber eigentlich war er arm dran", so die Pfarrerin. Als Jesus in die Stadt kam und die Menschen die Straße säumten, ging Jesus ausgerechnet auf Zachäus zu. Zachäus zeigte sich nach dieser Begegnung geläutert und wurde ein guter Mensch. "Es gibt Augenblicke, die das Leben verändern können", sagte Schwarz-Wohlleben. Und: "Für eine heilsame Erfahrung ist es nie zu spät." Selbst Menschen, für die der Glaube vielleicht längere Zeit keine Rolle gespielt hat (etwa nach einem Kirchenaustritt), könnten einen "heilsamen Moment" erfahren. Auch eine Jubelkonfirmation könne ein solcher Moment sein, der mal wieder eine Begegnung mit Jesus ermöglicht.
5. Kommunion/Abendmahl
Beim Abendmahl stellt sich die Gemeinde rund um den Altar auf. Manch einer der Jubelkonfirmanden, der schon länger nicht mehr in der Morizkirche war, dürfte sich gefragt haben: Was ist denn das für ein Altar? Er besteht aus fünf beweglichen Elementen und kann somit immer wieder etwas anders aussehen beziehungsweise dem jeweiligen Gottesdienst und individuellem Anlass angepasst werden. Dieses Werk des Münchner Künstlers Werner Mally wurde 2016 im Zuge der Generalsanierung der Morizkirche errichtet.
6. Segen
Pfarrerin Martina Schwarz-Wohlleben verabschiedet sich mit dem Hinweis, dass es am nächsten Sonntag keinen regulären Sonntagsgottesdienst in der Morizkirche gibt. Stattdessen wird auf dem Marktplatz ein großer "Samba-Gottesdienst" gefeiert. Das hätte vor 50 Jahren, als auch in Coburg vor allem der Twist getanzt wurde, wohl auch niemand für möglich gehalten.