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Spuren der Charité in Coburg


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Mittwoch, 05. April 2017

In einer ARD-Serie geht es derzeit um Deutschlands größtes Krankenhaus. Die dort berühmt gewordenen Mediziner sind auch in der Vestestadt allgegenwärtig.
Die Von-Behring-Straße verläuft parallel zur Robert-Koch-Straße.Foto: Oliver Schmidt


Die Straße, die in Coburg nach Goethe benannt wurde, ist immerhin vierspurig. Und Schiller wurde gleich ein ganzer Platz gewidmet. Aber wie werden eigentlich die größten Mediziner des Landes gewürdigt? Augenzwinkernd könnte man sagen: Rudolf Virchow hat gerade mal eine Einbahnstraße bekommen, Emil von Behring sogar nur eine verkappte Sackgasse - die einzige Möglichkeit, deren Wendehammer zu entkommen, ist, kurz vorher in die Robert-Koch-Straße abzubiegen. Und Paul Ehrlich ist sowieso leer ausgegangen.


Drei Nobelpreisträger

Virchow, Behring, Koch und Ehrlich - diese vier Männer stehen derzeit im Mittelpunkt der ARD-Serie "Charité". Unter der Regie von Sönke Wortmann ("Das Wunder von Bern") wird darin eine besonders spannende Ära an dem Berliner Krankenhaus beleuchtet, das damals wie heute als das bedeutendste in Deutschland gilt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren an der Charité gleich drei spätere Nobelpreisträger tätig: Behring, Koch und Ehrlich.


Nur Virchow blieb undekoriert - dafür ist in Berlin einer der heute vier Charité-Standorte nach ihm benannt. Und in Coburg eine Straße, die als "hidden Champion" bezeichnet werden kann. Sie liegt versteckt und ist nicht sehr bekannt - aber sie ist schön (selbst wenn sie nur in eine Richtung befahrbar ist).


Die Coburger Virchowstraße befindet sich passenderweise gleich hinter dem Krankenhaus und verläuft parallel zum oberen Gustav-Hirschfeld-Ring. Sie verbindet den Röntgenweg mit der Dr.-Hans-Schack-Straße. Sowohl schmucke Einfamilienhäuser als auch einige Mehrfamilienhäuser stehen dort.


Reizvolle Ausblicke

Besonders reizvoll ist die Aussicht, die man von hier hat. Der Blick kann weit über Coburg schweifen - auch bis rüber in den Westen der Stadt, wo Virchows Kollegen "ihre" Straßen haben.


Die Robert-Koch- und die Von-Behring-Straße biegen beide vom Marschberg ab und bilden zusammen genommen eine Art Ringstraße. Die Von-Behring-Straße hat noch einen Fortsatz, der als Sackgasse endet. Die Wohnbebauung ist genauso wie in der Virchowstraße; zu den Ein- und Mehrfamilienhäusern kommen aber auch noch ein paar Hochhäuser. Und fast alle, die hier wohnen, haben einen tollen Vesteblick.


Nah an den Menschen

Was den drei Medizinern bestimmt gefallen würde, ist, dass sich "ihre" Straßen in Coburg jeweils mitten in Wohngebieten und somit nah an den Menschen befinden. So gesehen haben es Goethe und Schiller dann doch schlechter erwischt mit ihrer Straße beziehungsweise ihrem Platz: Dort dominiert der Verkehr.




Diese Namen kennt man in Coburg



Rudolf Virchow Der Mediziner (1821 bis 1902) gilt als Begründer der modernen Pathologie. Außer an der Charité in Berlin war er auch an der Universität Würzburg tätig.

Robert Koch Der Mediziner (1843 bis 1910) gilt als Begründer der modernen Bakteriologie und der Mikrobiologie. Unter anderem entdeckte er 1882 den Erreger der Tuberkulose und entwickelte später das vermeintliche Heilmittel Tuberkulin. 1905 erhielt er den Nobelpreis.

Emil von Behring Der Mediziner (1854 bis 1917) wurde als "Retter der Kinder" und "Retter der Soldaten" gefeiert, weil er unter anderem Heilmittel gegen Diphterie und Tetanus entwickelte. 1901 erhielt er den Nobelpreis.
Paul Ehrlich Der Mediziner (1854 bis 1915) entwickelte eine medikamentöse Behandlung der Syphilis und begründete damit die Chemotherapie. 1908 erhielt Paul Ehrlich den Nobelpreis.

Charité Die nächste Folge der sechsteilige ARD-Mini-Serie "Charité" von Regisseur Sönke Wortmann läuft am Dienstag, 11. April, um 20.15 Uhr. "Götterdämmerung" lautet der Titel. Nach dem erfolgreichen Start der Serie ist übrigens nach Angaben der ARD eine zweite Staffel geplant.