Sportfreunde Stiller freuen sich auf Coburg
Autor: Lisa Faber
Coburg, Freitag, 01. August 2014
Am 22. August spielen die "Sportis" auf dem Schlossplatz. Im Interview verrät Bassist Rüdiger Linhof, was die Besucher erwartet - und warum er und seine zwei Musikkollegen letztlich Deutschland zum WM-Titel verholfen haben.
"54, 74, 90 - 2006!" Mit dieser Hymne begleiteten die Sportfreunde Stiller das "Sommermärchen" der Fußball-WM vor mittlerweile acht Jahren. Später wurde es korrigiert in "54, 74, 90 - 2010" - genutzt hat es der Mannschaft von Jogi Löw aber trotzdem nichts. Erst 2014 gab's den vierten Stern - und das ganz ohne eine Neuauflage des Hits der "Sportis", wie die aus Germering bei München kommende Indi-Rock-Band auch genannt wird. Am Freitag, 22. August, spielen die drei Musiker beim HUK-Coburg-Open-Air-Sommer auf dem Schlossplatz. Jüngster Ohrwurm war "New York, Rio, Rosenheim", der fürs Tourplakat mal eben in "New York, Rio, Coburg" geändert wurde. Wir sprachen mit Rüdiger Linhof.
Freut ihr euch denn auf Coburg?
Rüdiger Linhof: Ja, total.
Auf dem Schlossplatz haben ja auch schon Größen wie Elton John oder Whitney Houston gesungen. Ist für euch eine solche Location etwas Besonderes?
Nicht dadurch, dass Elton John da schon mal gesungen hat. Es ist etwas Besonderes, natürlich weil es eine schöne Location und ein total schöner Ort ist. Aber es wird besonders durch die Leute, die da sind, durch die Zeit, die man miteinander verbringt. Nicht dadurch, dass schonmal jemand anderes da war. Das ist ein Sportfreunde-Abend und es wird hoffentlich ein feiner Abend für alle werden.
Was können die Coburger erwarten?
Ne fette Show natürlich. Drei extrem gute Musiker, einen Schlagzeuger, der sein Schlagzeug verprügelt, einen Gitarristen, der hervorragend die rechte Hand zu bedienen weiß, und natürlich einen außergewöhnlich guten Bassisten, der extrem laut auf der Bühne ist. Es wird einfach ein feines Konzert mit einer Menge neuer und alter Lieder, wir bringen ordentlich Zeug mit und ne schöne Bühne.
Das klingt, als wärt ihr ziemlich überzeugt von euch.
(Lacht) Ja. Ich kann ja nicht sagen, die Leute, die kommen, sind total angeschmiert, die haben ihr Geld komplett rausgeworfen, weil der Abend wird voll scheiße, wir werden total lustlos unsere Sachen spielen. Wenn wir überhaupt die Bühne betreten, dann nur für eine Viertelstunde und wir werden nur die allerneuesten Lieder spielen, die noch kein Mensch gehört hat. (lacht) Nee, echt, natürlich sind wir überzeugt von uns. Denn wir haben Bock zu spielen. Und wenn man nicht überzeugt ist von dem, was man macht, dann braucht man nicht auf die Bühne gehen. Es ist nicht so, dass wir sagen, wir sind die Geilsten, sondern so, dass wir einfach nur auf die Bühne gehen, um mit den Leuten eine gute Zeit zu haben. Und das haben wir, wenn wir die Bühne betreten.
Und der Erfolg zeigt, dass ihr auf dem richtigen Weg seid.
Das ist die Freude an dem, was wir machen. Wenn man einfach Bock hat, dann wirkt das auch anders auf die Leute, die zuhören. Es ist ein großes Privileg Musik zu machen und damit Erfolg zu haben. Damit führt man ein schönes Leben. Wenn man sich daran nicht freut, dann weiß ich auch nicht, an was man sich dann freuen soll, wenn nicht an einem freien Leben mit Leuten, mit denen man gerne Zeit verbringt und daran, dass Leute neugierig auf das schauen, was man macht. Das ist einfach eine wunderbare Sache.
Aber es ist sicher auch mal stressig?
Seitdem die Platte rausgekommen ist, sind wir ziemlich viel unterwegs gewesen. An sich spielen wir seitdem durchgehend. Das natürlich nicht jeden Tag, aber jedes Wochenende. Jetzt kriegen wir so langsam wieder mehr Zeit für uns und haben öfters ne Woche dazwischen, wo wir mal nichts zu tun haben. Somit gehen wir ziemlich entspannt in die Konzerte hinein, haben Zeit uns zu freuen. Und man kann daheim gut rumhängen und mal seine eigenen Sachen machen.
Was macht ihr dann, wenn ihr mal Freizeit habt?
Ich beschäftige mich viel mit Musik, übe viel, und hab Bock Klavier zu lernen, Flo schreibt ein Buch. Und der Sommer ist halt da. Baden, irgendwo in Flüsse und in Seen hineinspringen - herrlich! Und jetzt ist die Zeit, in der man es richtig genießen kann, wie die Platte gelaufen ist. Alles fühlt sich so leicht an, es ist die Zeit zwischen der letzten und der nächsten Platte, wo man einfach mal die Füße hochlegen kann.
Apropos neue Platte: Wann gibt es denn ein neues Album von euch?
Da können wir noch so gar nichts dazu sagen. Zum alten spielen wir ja gerade noch die Konzerte dazu. Im Herbst werden wir eine Pause machen, in der jeder, der Lust hat, Lieder schreiben kann.
Pause? Wie lang?
Das wissen wir noch nicht. Einfach je nachdem wie wir Lust haben. Wenn wir eine neue Platte machen, ist es wichtig, dass wir überzeugt davon sind und nicht, dass wir sie schnell rausbringen. Das ist ja das Schöne, dass wir gelernt haben, uns von diesem Druck zu lösen. Dass man eher schaut, dass man Ideen bekommt und wie man Ideen bekommt, als wann man Ideen bekommt. Das ist eine schwere Aufgabe als Musiker. Wenn man anfängt, fühlt man sich ständig unter Zeitdruck. Und Zeitdruck und Musik und Kunst passen irgendwie nicht so richtig zusammen.
Ihr verbringt viel Zeit zusammen. Geht ihr euch da nicht auch mal auf die Nerven?
Ja, natürlich. Das ist einfach so, wenn man befreundet ist und viel Zeit miteinander verbringt. Da nervt man sich mal an. Aber wir haben definitiv mehr Spaß, als dass wir uns nerven. Man muss über die Zeit lernen, den Menschen so zu akzeptieren, wie er ist. Jeder bringt seine eigenen Dinge mit und das Wichtigste ist, dass man sich auch einfach mal entspannt und Abstand voneinander bekommt. Es ist nicht so, wenn wir zu Hause sind, dass wir uns sofort anrufen und fragen ,He, was machst du? Gehen wir ein Baumhaus bauen?' Nee (lacht). Da habe ich einfach nur Bock, dass ich die anderen beiden mal nicht sehe. Und ich bin mir sicher, dass die anderen auch froh sind, wenn sie mich mal nicht sehen.
Zur WM 2006 hattet ihr einen großen Hit. Warum habt ihr dieses Jahr keinen WM-Song gemacht?
Wir haben ihn ja schon 2006 gemacht, das reicht dann auch. Es war eine tolle, aber irgendwo komplett verrückte Zeit.
Verrückt warum?
Weil es einfach ein völlig surreales Leben war. Wir haben da irgendwie für circa zwei Monate eine Hyper-Prominenz abgegeben, so dass man sich nur noch vorgekommen ist wie in so ner Truman-Show. Es war nett das kennenzulernen, aber auch schön, dass es vorbei ist.
Hat euch das als Band verändert?
Mit uns als Band hat es total viel gemacht. Wir haben das erstmal nicht so wahrgenommen. Mit der nächsten Platte haben wir es dann kennengelernt. Die alten Fans haben uns den Rücken gekehrt und die neuen waren erstmal neugierig, was wir für Leute sind. Da mussten wir uns über ein paar Jahre ordentlich rausschwimmen. Und deshalb bin ich nicht erpicht darauf, das nochmal zu haben. Es war einfach schön und so etwas Schönes kann man auch mal einfach für sich stehen lassen. Ich hab jetzt auch keinen Bock, der Fußball-Humpty-Dumpty zu werden, ehrlich gesagt.
Ein was?
Der Fußball-Humpty-Dumpty. Wir machen halt einfach Musik und wir sind eine Band, wie wir das schon immer waren. Da sollte man halt einfach den Spaß auch mal so für sich stehen lassen, der damals war. Außerdem glaube ich jetzt, es hat der Nationalmannschaft 2006 und 2010 kein Glück gebracht. Die Entscheidung, das Lied nicht nochmal rauszubringen, war genau das Quäntchen Glück, was sie jetzt 2014 gebraucht haben.
Das heißt, Deutschland ist 2014 Weltmeister geworden, weil ihr kein Lied gemacht habt.
Genau. Mit Sicherheit! (lacht)
Termine Beim HUK-Coburg-Open-Air-Sommer gibt es in diesem Jahr vier Konzerte auf dem Schlossplatz: Sunrise Avenue spielen am Mittwoch, 20. August. Es folgen die Sportfreunde Stiller am Freitag, 22. August, Max Herre am Samstag, 23., und Philipp Poisel am Sonntag, 24. August.
Karten Für alle Konzerte gibt es Karten im Vorverkauf unter anderem in der Tageblatt-Geschäftsstelle in der Hindenburgstraße 3a in Coburg. Tickets für die Sportfreunde Stiller und Philipp Poisel kosten jeweils 39,95 Euro; Max Herre kostet 47,65 Euro, Sunrise Avenue 57,85 Euro. Wichtig: Das Tageblatt als Medienpartner der Schlossplatz-Open-Airs gewährt allen seinen Abonnenten jeweils zehn Prozent auf jede in der Tageblatt-Geschäftsstelle gekaufte Konzertkarte.
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