Wo landet der HSC 2000 Coburg in der 2. Liga?
Autor: Christoph Böger
Coburg, Mittwoch, 16. August 2017
Das Tageblatt nimmt auch in diesem Jahr den HSC Coburg unter die Lupe und vergleicht die Mannschaft mit den Mitkonkurrenten im möglichen Aufstiegsrennen.
           
Wenn am Freitag, 25. August, die Handball-Saison 2017/18 in der 2. Bundesliga mit dem Ost-Kracher zwischen dem EHV Aue und dem ThSV Eisenach startet, beginnt auch für den HSC 2000 Coburg ein neues Kapitel. Nach dem Abstieg aus der 1. Liga müssen die Vestestädter vorerst wieder "kleinere Brötchen" backen und starten einen Tag später mit dem Auswärtsspiel beim VfL Lübeck-Schwartau in eine lange Punktrunde.
Welche Chancen hat der HSC 2000 Coburg? Bleibt es bei einem einjährigen Gastspiel in der Zweitklassigkeit? Kann der Abstieg sogar als "Betriebsunfall" abgehakt werden und gelingt den "Gelb-Schwarzen" der sofortige Wiederaufstieg? 
Tageblatt-Sportredakteur Christoph Böger, der im Vorjahr mit seiner Saisonprognose in vielen Punkten richtig lag, ging diesen Fragen auch vor dieser Runde nach und zieht auf dieser Handball-Doppelseite wieder interessante Vergleiche. Sollte das dabei heraus gearbeitete Ergebnis tatsächlich wieder eintreffen, wäre es aus HSC-Sicht ärgerlich, denn am Ende der Serie springt "nur" Platz 3 für das Team von Trainer Jan Gorr heraus.
Mit diesem Rang würden die Coburger ihr Saisonziel (unter den besten 4) zwar erreichen, den insgeheim erhofften Aufstieg jedoch knapp verpassen. Grund: In dieser Saison dürfen erstmals nur die beiden erstplatzierten Mannschaften hoch.
Das Titelrennen machen bei unserer Voraussage nämlich die beiden Mitabsteiger HBW Balingen- Weilstetten und Bergischer HC unter sich aus.
  
  B & B am Ende ganz vorn
 
 Welche Mannschaften Favoriten sind und welche noch Außenseiterchancen haben, haben wir näher beleuchtet.  
  Der Topfavorit - Unser Platz 1: HBW Balingen- Weilstetten
 
Nach dem ersten Abstieg der Balinger nach einem Jahrzehnt in Liga 1 wurde ein großer Umbruch eingeleitet. Die im letzten Jahr deutlich überalterte und zu verletzungsanfällige Mannschaft wurde völlig umgekrempelt. Dabei wurde unglaublich viel Talent und Torgefahr verpflichtet. Im Tor hat der Klub mit Mrvka einen zuverlässigen Mann, der auch noch als absoluter Siebenmeter-Killer bekannt ist. Im Feld führt mit Martin Strobel ein absoluten Ausnahmespieler für die Liga 2 Regie, der mit seiner Persönlichkeit prädestiniert ist, die jungen Neuzugänge zu führen.
Neuzugänge:
Gregor Thomann (25 Jahre, Rechtsaußen von Konstanz, 2. Bundesliga, letzte Saison mit 223 Toren Vierter der Torschützenliste)
Jona Schoch (23 Jahre, RM/RL, TV Neuhausen, 2. Bundesliga. - FA Göppingen 1. Bundesliga; 124 Tore)
Valentin Spohn ( 20 Jahre, SG Leutershausen, Regionalliga und 2. Bundesliga), 11. der Torschützenliste mit 193 Toren)
Dadi Runarsson (21 Jahre, RM, EHV Aue, 2. Bundesliga, 134 Tore)
Oddur Gretarsson (27 Jahre, Linksaußen, TV Emsdetten, 2. Liga, 164 Tore)
Trainer: Runar Sitryggsson. Der Isländer bewies in Aue, dass er in der Lage ist, Mannschaften zu formen. Mit wenig Mitteln erreichte er in Aue einen hervorragenden Tabellenplatz. Er selbst hat als Aktiver hochklassig gespielt - was ihm in der einen oder anderen brenzligen Spielsituation zugutekommt.
Prognose, Platz 1: Die Balinger gehen einen ähnlichen Weg wie Leipzig vor drei Jahren: Aufbau einer jungen, entwicklungsfähigen Mannschaft, die auch das Potenzial hat, in der 1. Liga zu bestehen. Aufgrund des jungen Durchschnittsalters wird es auch Rückschläge geben, in der Summe sollte es aber reichen. Das Konzept ist auch den begrenzten finanziellen Möglichkeiten in Balingen geschuldet.
  
  Der Mitfavorit - Unser Platz 2: Bergischer HC
 
Trotz einer fantastischen Rückrunde mit 17 Punkten musste der BHC in den sauren Abstiegsapfel beißen. Allerdings wurde er, vor allem in der Vorrunde, noch stärker von Verletzungen gebeutelt als Coburg. Teilweise fiel der gesamte Rückraum aus und man spielte mehrere Spiele ohne etatmäßigen Linkshänder. Letztlich fehlte zum Schluss das Quäntchen Glück, ansonsten hätte es vielleicht Gummersbach oder Stuttgart erwischt. Mehrere Abgänge muss der BHC verkraften, darunter den isländischen Nationaltorhüter Gustavsson sowie den Kreisläufer Preuss und die Rückraumspieler A. und M. Hermann. Allerdings wurden diese Abgänge durch kluge Transferpolitik weitgehend kompensiert.
Neuzugänge: Gustavsson wird durch den bundesliga-erfahrenen Bastian Rutschmann ersetzt.
Linus Arnesson (27 Jahre, RM/RL, Redbergslids, 1. Schwedische Liga, wurde 2017 mit 164 Toren und 144 Assists zum MVP in Schweden gewählt)
Csaba Szücs (30 Jahre, RL, Hannover-Burgdorf, 1. Bundesliga, war lange verletzt, slowakischer Nationalspieler)
Max Darj (26 Jahre, KM, Alingsas HK, 1. Schwedische Liga, 21 Länderspiele für Schweden, wurde 2016/17 zum besten Defensivspieler der Liga gewählt)
Milan Kotric (29 Jahre, LA, Dukla Prag, 34 Länderspiele)
Maximilian-Leon Bettin (23 Jahre, Rückraum rechts, Dormagen, 3.Liga und per Zweitspielrecht beim BHC)
Leos Petrovsky (24 Jahre, KM, KS Azoty-Pilawy (Polen) 41 Länderspiele/113 Tore für Tschechien)
Trainer: Sebastian Hinze, früher selbst als Spieler in der 1. und 2. Bundesliga aktiv. Er führte vor Jahren den BHC in die Bundesliga und soll dies jetzt wiederholen.
Prognose, Platz 2: Mit den verbliebenen Spielern Arnor Gunarsson (RA, 32 Spiele,160 Tore), Kristian Nippes (RR, 18 Spiele/33 Tore, Vorrunde komplett verletzt), Fabian Gutbrod (28 Jahre, RL 23 Spiele/92 Tore, fünf Länderspiele, Vorrunde lange verletzt) und Bogdan Criciotoiu (27 Jahre, RR 29 Spiele/73 Tore, 33 Länderspiele für Rumänien) hat der BHC ein starkes Team, das sich ein enges Rennen um den 2. Aufstiegsplatz mit dem HSC Coburg liefern wird. Es ist zu befürchten, dass sich zum Schluss die etwas höhere Qualität des BHC durchsetzen wird.
  
  Der Geheimfavorit - Unser Platz 3: HSC 2000 Coburg
 
Wenn es mit dem Aufstieg klappen soll, muss alles optimal laufen! Die Neuzugänge auf Rückraum Mitte und Rückraum Links gleichen die Qualitätsverluste der Abgänge nicht ganz aus. Auf Rückraum Rechts ist der Gesundheitszustand von Linhart genauso mit einem Fragezeichen verbunden wie der Zeitpunkt der Rückkehr von Lilienfelds. Knauer ist leistungsmäßig noch zu weit weg, um die Mannschaft auf Anhieb zu verstärken.
Spannend wird auch sein, ob Tom Wetzel gesundheitlich wieder bei 100 Prozent ist und die Saison durchhält. Die letzten vier Jahre waren für ihn ein "Horrortrip". Was für den HSC spricht: Die Mannschaft ist weitgehend zusammen geblieben. Die notwendigen Automatismen werden sicher von Anfang an besser funktionieren als bei Balingen und dem Bergischen HC, die viel mehr neue Spieler auf den Schlüsselpositionen integrieren müssen.
Prognose: Der HSC landet knapp auf Platz 3.
  
  Die Teams mit Außenseiterchancen 
 
Wer genau auf die Konkurrenz in Liga 2 schaut, der muss feststellen, dass es keine Teams mit wirklichen Titelchancen gibt! Die finanzielle Überlegenheit der drei Topteams ist riesengroß. Und letztlich gilt auch im Handball: Geld wirft Tore! Während die drei Favoriten alle mit Etats von mindestens deutlich über zwei bis knapp über drei Millionen planen, kommen die nachfolgenden Vereine auf weniger finanzielle Masse: Das betrifft auch die Teams, die letzte Saison knapp hinter den Aufsteigern Hüttenberg und Friesenheim ins Ziel kamen, wie Lübeck-Schwartau (ca. 1 Mio.), Rimpar (800 000) oder Bietigheim (knapp über 1 Mio.). Dieser Fakt macht sich natürlich schon bei der Kaderzusammenstellung bemerkbar.
Neben diesen Klubs dürften sich noch Nordhorn (Etat 1,5 Mio.), Dresden (1,3 Mio.) und die Rhein Vikings um die obere Tabellenhälfte streiten. In den Aufstiegskampf können sie unserer Meinung nach alle nur bedingt eingreifen. Aber vielleicht gelingt einem Team der ganz große Wurf ohne große "Kohle"...