Vestekicker sind jetzt die Nummer eins
Autor: Christoph Böger
Coburg, Dienstag, 12. Oktober 2021
Der FC Coburg marschiert im Kreis Coburg/Kronach/Lichtenfels vorne weg. Fünf Siege aus den letzten sechs Spielen. Was die Verantwortlichen dazu sagen.
Von wegen dem FC Coburg fehlt das Sieger-Gen. Während die drei anderen Landesligisten aus der Region in der Vorrunden-Gruppe 1 ihren Ansprüchen weit hinterhereilen - der SV Friesen (6.), der FC Lichtenfels (7./beide 10 Punkte) und der SC Sylvia Ebersdorf (8./8 Punkte) verpassen nach dem aktuellen Tabellenstand aller Voraussicht nach die Aufstiegsrunde -, mischen die Vestekicker seit Wochen die Liga auf.
Das Team des jungen Trainers Lars Müller hat sich mit einer beeindruckenden Serie in den Vordergrund gespielt: Nur eine Niederlage gab es in den letzten neun Spielen, fünf der letzten sechs Partien wurden gewonnen - überwiegend sogar sehr souverän. Der Lohn: Platz 4 mit 18 Punkten - das würde für die Play-off-Runde 2022 reichen.
Komfortabler Vorsprung auf Platz 5
Der Vorsprung auf den SV Euerbach/Kützberg (5.), der am Samstag mit 4:0 aus dem Dr.-Stocke-Stadion geschossen wurde, beträgt bereits stolze fünf Zähler - und eine Partie haben die Vestekicker sogar noch in der Hinterhand, könnten ihr Konto also noch vergrößern. Wenn das Team mit einem Dreier nachlegt, wächst der Vorsprung auf dann fast uneinholbare acht Zähler. Fast uneinholbar deshalb, weil sich die Vorrunde in dieser kleinen Neuner-Gruppe bereits dem Ende zuneigt. Lediglich 16 Spiele sind pro Team in der Hinrunde zu absolviert.
Ärgerliche Last-Minute-Tore
Die Stimmung im Lager der Coburger könnte sogar noch besser sein, denn drei späte Gegentore - ausgerechnet alle gegen die in der Tabelle vor dem FCC rangierenden Vereine - verhindern einen Spitzenplatz unter den Top Drei und damit eine deutlich bessere Ausgangsposition für den Aufstiegskampf im nächsten Jahr. Im Heimspiel gegen die Freien Turner Schweinfurt kassierten die Coburger den Ausgleichstreffer zum 1:1-Endstand in der 87. Minute, beim SV Euerbach-Kützberg mussten sich Heinze, Civelek & Co. erst kurz vor Schluss geschlagen geben (0:1) und beim SV Memmelsdorf sah es lange nach einer Punkteteilung aus, ehe die Gastgeber doch noch zuschlugen (1:2). Fünf Punkte hätten es also mehr sein können. Fünf Punkte, die gewesen wären, denn die Ergebnisse gegen die direkten Kontrahenten, die ebenfalls die Frühjahr-Playoffs erreichen, werden mit über den Winter genommen und fließen in die neue Tabelle ein.
Sportlicher Leiter ist zufrieden
Doch von diesen Rechenspielereien hält Christian Tremel derzeit nicht viel. Denn der sportliche Leiter hat nach eigenen Worten den Bayernliga-Aufstieg gar nicht im Visier. Aber ein Rang unter den Top Vier hätte natürlich schon große Vorteile für die weitere Entwicklung seiner Mannschaft: "Wir hätten dann im Winter den Klassenerhalt schon geschafft und Planungssicherheit für die Zukunft." Das war in den letzten Jahren beim FC Coburg nicht immer so: Es gab genügend Zitterpartien und nervenaufreibende Relegationsspiele - nicht immer mit Happyend für den ambitionierten Klub, der sich die Jugendarbeit ganz oben auf die Fahnen geschrieben hat. "Wir könnten ohne jeden Druck junge Spieler einbauen und sie im Echtzeitbetrieb testen", erklärt Tremel. Ob da allerdings sein ehrgeiziger Coach "mitspielt" oder ob Lars Müller und sein Co David Reich dann doch eher auf den maximalen Erfolg in den Playoffs setzen, muss abgewartet werden.
Vereinsboss lobt die Entwicklung
Auch der Vereinsboss ist sehr stolz auf seine Kicker und weiß auch, warum es derzeit so gut in der Wiesenstraße läuft: "Die Entwicklung unserer Landesliga-Mannschaft zu beobachten, macht sehr viel Freude. Der Aufschwung begann ja schon in der Rückrunde der abgebrochenen letzten Saison. Dieser Erfolg hat aus meiner Sicht vier Väter: Das Trainerteam Müller und Reich, unseren sportlichen Leiter Christian Tremel und die Rückkehr von Markus Fischer zum FCC als Sportvorstand. Diese vier arbeiten sehr vertrauensvoll und mit ruhiger Hand, was man auch an der guten Stimmung bei unseren Herrenmannschaften erkennen kann", sagt Wolfgang Gremmelmaier.
Chef des Aufsichtsrates in der Reserve
Und dass tatsächlich derzeit ein Rädchen ins andere beim FC Coburg greift, unterstreicht eine weitere bemerkenswerte Personalie: Aufsichtsrat-Vorsitzender Hartmut Guhling, der in den letzten Jahren maßgeblich die Geschicke der Vestestädter mitprägte und dessen drei Söhne alle das FCC-Trikot tragen, war sich am Samstagnachmittag nicht zu schade, mit 52 Jahren selbst in das rote Dress zu schlüpfen. Weil es erneut personelle Engpässe gab - die Landesliga-Mannschaft und die U 19 spielten zeitgleich -, stellte sich der Sportsmann in den Dienst der Sache und kickte bei der Reserve mit.