Trampolinturnen: Der Kampf gegen die Schwerkraft
Autor: Alexandra Kemnitzer
Weidhausen bei Coburg, Dienstag, 06. August 2019
Beim TV Weidhausen erlebt eine fast schon vergessene Sportart einen neuen Aufschwung. 25 Kinder sind aktiv, erste Wettkampferfolge sind bereits zu vermelden.
Zum 150-jährigen Bestehen des TV Weidhausen schaffte sich der Verein für das Trampolinturnen ein wahres Hightech-Wettkampfgerät an, trotzdem gingen die Aktivitäten der Abteilung in den Folgejahren vorerst zurück. Zeitweise drohte dem Trampolinturnen in Weidhausen fast der Stillstand. Mittlerweile kann die Sparte aber wieder große Sprünge machen. "Im Landkreis Coburg sind wir der einzige Verein, der sich wieder aktiv an Wettkämpfen beteiligt", erklärt Trainerin Ina Vollrath. Während in früheren Zeiten das Trampolinturnen sehr populär war, nehmen aktuell neben dem TV Weidhausen lediglich Aktive vom ATSV Nordhalben und dem TV Burgkunstadt an Wettkämpfen teil.
Die Verantwortlichen des TVW freut es deshalb umso mehr, dass das Trampolinturnen im Verein wieder auf dem Vormarsch ist und erste Wettkampferfolge, wie etwa bei den diesjährigen Jahrgangsmeisterschaften, erzielt werden. Als weitere Wettbewerbe stehen heuer noch die Bezirkseinzelmeisterschaften und die Synchronmeisterschaften in Ebrach an.
Mehr als 20 Kinder beim Training
Für die Trainer und Betreuer ist es sehr schön mitanzusehen, dass es neue Kinder gibt, die das Trampolinturnen mit Begeisterung für sich entdeckt haben und an Wettkämpfen teilnehmen. Zwischenzeitlich kommen 20 bis 25 Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren regelmäßig zum Training. "Es sind auch drei Jungs aktiv, was uns besonders freut", betont die Trainerin.
Als Vollrath schwanger geworden war, schlief der Wettkampfbetrieb ein und das Training wurde eher aus Spaß abgehalten. Da Vollrath seit 1989 mit Leib und Seele Trampolinturnerin ist, stand aber für sie vor acht Jahren fest, wieder zu trainieren, sobald ihre Tochter etwas älter ist. Neben ihr stehen Janick Speidel als Übungsleiter mit "C-Lizenz" sowie als Betreuer die ehemaligen Springer Theresa Ponsel und Lucas Müller am Trampolin. Vollrath und Janick Speidel konnten als Aktive bis auf bayerischer Ebene Erfolge und Titel erzielen.
Der Grundstein der Abteilung wurde mithilfe einer Spendenaktion der Ehrenmitglieder 1963 gelegt, als zum 100-jährigen Bestehen des Vereins ein Trampolin-Großgerät angeschafft wurde. Der damalige Oberturnwart und spätere Vorsitzende des TVW, Heinz Engel, trieb das Trampolinturnen im Verein voran. Er war 45 Jahre erfolgreich als Übungsleiter tätig und das Gesicht des Trampolinturnens in der Region. Es gibt viele ehemalige Aktive, die unter ihm trainierten und sich gerne an die Erlebnisse aus dieser Zeit zurückerinnern.
Auch Vollrath denkt gerne an eine besondere Anekdote. Mitte der 90er Jahre führte Engel als Landesfachwart und Wettkampfleiter die bayrischen Doppelmini-Meisterschaften durch. Damals war das Doppelmini ein völlig neues Sprunggerät und hielt gerade in Bayern Einzug. Da der Verein kein solches Sportgerät besaß, wurde am bekannten Großgerät geübt und versucht, die Anforderungen eines Doppelminis nachzustellen. Mit der Realität hatte das allerdings nichts zu tun. Weil damals auch nicht Google und Co. zu Rate gezogen werden konnten, lernte Vollrath das Doppelmini erst beim Einturnen am Wettkampftag kennen. "Dementsprechend holprig war auch mein erster Durchgang. Ich fiel voll auf die Nase", erinnert sie sich.
Der Salto als Adrenalinkick
Das Tolle am Trampolinturnen ist das Fliegen und der "Kampf" gegen die Schwerkraft. "Teilweise kitzelt es im Bauch wie beim Karussellfahren", erklärt Vollrath weiter. Auch wenn diese Sportart so leicht wie möglich aussehen soll, ist sie recht anspruchsvoll, denn das, was im Wettkampf auf dem Tuch alles geleistet werden muss, darf nicht unterschätzt werden. Starke Kräfte wirken auf den Springer ein. Das Trampolin quittiert sofort fehlende Konzentration beziehungsweise unsaubere Sprünge.