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Mehr Respekt und Anstand mit dem Fairplay-Kreis?


Autor: Christoph Böger

Coburg, Montag, 29. April 2019

Beim TSV Meeder II ist der "Fairplay-Kreis" seit der Winterpause die Regel - eine nachahmenswerte Geste.
Beim TSV Meeder II ist der "Fairplay-Kreis" seit der Winterpause die Regel: Spieler beider Mannschaften und der Schiedsrichter  versprechen sich vor dem Spiel einen anständigen Umgang miteinander und klatschen nach den 90 Minuten ein zweites Mal gemeinsam ab.privat


Beim TSV Meeder II ist der "Fairplay-Kreis" seit der Winterpause die Regel - eine nachahmenswerte Geste.Die Nerven liegen blank. Von der 1. Bundesliga bis hinab in die tiefste Klasse schlagen die Emotionen derzeit hohe Wellen. Das ist typisch für Ende April, Anfang Mai. Schließlich naht bei den Kickern die Zeit der Entscheidungen. Und die Lage spitzt sich weiter zu, denn die "ganz wichtigen" Duelle im Kampf um Aufstieg und gegen Abstieg kommen erst noch. Zum Abschluss gibt's als Zugabe noch die (un)beliebten K.o-Partien in der Relegation.

Doch bei allem Ehrgeiz, Enthusiasmus und Siegeswille, ein bisschen mehr Respekt, eine Portion mehr Anstand täte in dieser finalen Fußballzeit so manchem Kicker, Trainer und Zuschauer gut.

Favre, Kohfeldt und die Elfmeter

Während Lucien Favre beim verzögert gegebenen Handelfmeter für Schalke 04 von einer "Schande" sprach und die Regel allgemein als "größten Skandal im Fußball" bezeichnete, - damit aber dann doch etwas über das Ziel hinaus schoss - können sich alle gestressten Amateurtrainer ein Beispiel an Werders Florian Kohfeldt nehmen: Wie der 37-Jährige die Elfmeter-Farce unter der Woche weglächelte und damit trotz des bitteren Pokal-Aus gegen die Münchner Bayern für viele zum eigentlichen Gewinner des Abends avancierte, sucht seinesgleichen.

Deutlich weiter unten, also dort wo es nicht um Millionen geht, aber ebenfalls mit harten Bandagen gekämpft wird, kommt es auch regelmäßig zu strittigen Entscheidungen.

Gegen Banden, Türen, Scheiben

Dann wird schon mal die eine oder andere Bande eingetreten oder eine Kabinentür aus Frust aus den Angeln gehoben. Oder - wie am Sonntag in Wildenheid geschehen - aus Frust über den eigenen Platzverweis kurzerhand auch schon mal eine Scheibe eingeschlagen.

Beim TSV Cortendorf verließ kürzlich sogar eine ganze Mannschaft den Platz, weil Spieler und Funktionäre mit dem Schiri unzufrieden waren. Das kommt nicht so häufig vor, wie die Rote Karte für einen Sonnefelder Reservespieler in der dritten Minute der Nachspielzeit. In Fürth am Berg beleidigte er den Schiedsrichter, weil der angeblich ein Abseits vor dem 1:2-Siegtor übersah.

Auch beim TSV Mönchröden ließ einer am Samstag mächtig Frust ab, weil er nach einem schnellen 0:2-Rückstand ein Ventil benötigte. Aber vielleicht wollte der Coach auch nur sein Team mit der Wut-Attacke wachrütteln?

Linienrichter contra Trainer

Jedenfalls reklamierte der ansonsten allgemein als sehr besonnen geltende Übungsleiter zwar durchaus berechtigt, aber völlig unverhältnismäßig eine Gelbe Karte für einen Gästespieler. Trainer und Linienrichter schrien sich daraufhin lautstark an, drohten und fuchtelten beide mit erhobenen Zeigefingern vor dem anderen Gesicht. Wie gesagt, es ging um eine Gelbe Karte!

In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick zum Handball. Gut, Fußballer geben ungern zu, dass sie von den Handballern etwas lernen könnten. Doch die Idee von Simon Schiller, Trainer bei der Reserve des TSV Meeder, ist lobenswert:

Nachahmenswerte Geste

Inspiriert vom Handball hat er vor und nach jedem Spiel seiner Mannschaft einen gemeinsamen Fairplay-Kreis mit dem gegnerischen Team eingeführt. Auch der Schiedsrichter soll da mitmachen. Die Spieler kommen kurz zusammen, sprechen mit- und übereinander und klatschen sich ab.

Schon beim ersten Punktspiel nach der Winterpause hat das mit dem TSV Scheuerfeld prima funktioniert. Seitdem ist der Kreis beim TSV Meeder II die Regel. "Gerade nach dem Spiel, egal wie es ausgeht, finde ich es richtig gut, dass sich die Jungs noch einmal aufstellen und abklatschten", sagt Schiller. Alle Beteiligten würden sich nochmals Respekt zollen. Eine nachahmenswerte Geste.