Matchball-Drama und Becker-Faust
Autor: Christoph Böger
Coburg, Mittwoch, 20. November 2019
Kevin Krawietzs erstes Davis-Cup-Match für Deutschland bot Dramatik pur, und dabei war dem Witzmannsberger die Unterstützung einer großen Sportlegende sicher. Gegen Argentinien gewannen die French-Open-Sieger nach 3:18 Stunden.
Sein erstes Davis-Cup-Spiel wird Kevin Krawietz niemals vergessen. Nach 3:18 Minuten verwandelte er an der Seite von Andreas Mies den achten Matchball. "KraMies" gewannen gegen das Duo Maximo Gonzalez/Leonardo Mayer in drei Tiebreak-Sätzen mit 6:7 (4:7), 7:6 (7:2) und 7:6 (20:18) nach 3:18 Stunden.
Boris Becker fieberte in der deutschen Box mit wie kein anderer. Immer wieder feuerte Deutschlands berühmtester Tennisspieler aller Zeiten den Witzmannsberger Kevin Krawietz (27) und seinen Kölner Partner Andreas Mies (29) an. Er klatschte, er tanzte, er jubelte. Beckers Körpersprache erinnerte an längst vergessene Davis-Cup-Zeiten.
Der Leimener holte sogar mehrmals die Becker-Faust raus. Er stemmte sich damit auch gegen eine lautstarke argentinische Übermacht auf den Rängen. Als wolle der Ex-Champion das Rad der Zeit zurückdrehen. Zum Beispiel ins Jahr 1987, als er die "Tennis-Schlacht von Hartford" gegen John McEnroe nach 6:21 Stunden gewann und anschließend mit der deutschen Fahne um den Centre Court rannte.
Ganz so lange dauerte es gestern Abend nicht, doch reichlich Drama bot auch dieses unvergessliche Spiel. Bevor KraMies nämlich den letzten Ball verwandelten, wehrten sie selbst fünf Matchbälle teils spektakulär ab. Kurios: Kein Spieler gab in den drei hart umkämpften Sätzen auch nur einmal sein Aufschlagspiel ab.
Mit "Germany" auf dem Rücken
Für Kevin Krawietz war es der erste Einsatz für sein Land. Mit dem Schriftzug "Germany" auf dem Rücken kämpfte er an der Seite seines kongenialen Partners Mies beim Davis Cup in Madrid. Nachdem die Deutschen Einzelspieler bereits beide Matches gewonnen hatten, war der ganz große Druck für das fränkisch-rheinische Duo raus.
Denn die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes (DTB) jubelte zuvor über den Sieg von Jan-Lennard Struff (Warstein), der den favorisierten Diego Schwartzman mit 6:3, 7:6 (10:8) überraschte und zuvor über den Triumph von Routinier Philipp Kohlschreiber, der Guido Pella mit 1:6, 6:3, 6:4 (mehr dazu auf Seite 26) besiegte.
Heute gegen Chile
Ein Sieg gegen Chile am heutigen Donnerstag würde den Gruppensieg und damit die Qualifikation für das Viertelfinale bedeuten. Da aber auch der dritte Punkt gegen Argentinien in der Endabrechnung von Bedeutung sein kann, sahen die Zuschauer in der spanischen Hauptstadt ein hochkonzentriertes Quartett, das sich zu keinem Zeitpunkt auch nur einen Ballwechsel schenkte.