Kevin Krawietz: Matchball des Lebens verwandelt
Autor: Maximilian Glas
Witzmannsberg, Sonntag, 22. März 2020
Er hat die French Open im Doppel gewonnen und einen Top-10-Platz in der Weltrangliste erreicht: Kevin Krawietz feierte 2019 seinen sportlichen Durchbruch. Auch privat läuft es für den Coburger rund: Der Heiratsantrag fiel ihm aber schwerer als der Siegpunkt in Paris.
Es ist Ende Januar. Kevin Krawietz ist vor wenigen Stunden wieder in seiner Wahlheimat München angekommen. Hinter dem Tennisprofi aus dem Ahorner Gemeindeteil Witzmannsberg (Landkreis Coburg) liegen vier aufreibende Wochen in Down Under. Vom "Happy Slam", wie die Australian Open auch bezeichnet werden, war in diesem Jahr nicht viel übrig geblieben.
Dunkle Wolken und dicke Luft machten sich rund um Melbourne breit - die verheerenden Buschbrände bedrohten das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Gespielt wurde zwar, für Krawietz war es aber ein kurzes Vergnügen. Sowohl im Doppel- als auch Mixed-Wettbewerb scheiterte er in der ersten Runde. Zeit, Trübsal zu blasen, hatte Krawietz auf seinem 22-stündigen Flug Richtung Deutschland ausreichend.
Wieder festen Boden unter den Füßen setzt sich der Witzmannsberger, der eine Woche zuvor seinen 28. Geburtstag feierte, neue Ziele - diesmal privater Natur. Krawietz ist seit vielen Jahren glücklich vergeben und will den nächsten Schritt mit seiner Lebensgefährtin und Managerin Judit Csonka gehen.
Die lange Reise noch in den Knochen, aber voller Überzeugung steuert er einen Juwelier an. "Wann und wie ich den Antrag mache, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht", erzählt Krawietz. Geplant ist für die nächsten zwei Tage jedenfalls ein Kurztrip nach Österreich, zwei Tage Skifahren gemeinsam mit den Geschwistern seiner Ehefrau in spe - die Verlobungsringe sind eingepackt.
Um halb fünf morgens klingelt der Wecker, die Laune ist bei beiden jetlag-bedingt überschaubar. Dass seine Freundin kurz vor der Abfahrt ausgerechnet über das Thema Hochzeit sprechen will, hebt die Stimmung nicht unbedingt. Krawietz ringt um Worte und lässt seine Partnerin etwas im Ungewissen. "Ich dachte, das gibt's doch nicht, dass sie ausgerechnet jetzt dieses Thema anspricht. Wir waren dann beide ein bisschen genervt", blickt Krawietz zurück.
Sein ursprünglicher Plan war, auf einer Skihütte vor einer herrlichen Bergkulisse um Judits Hand anzuhalten, doch während der Fahrt wird er immer nervöser und will den Antrag so schnell wie möglich "hinter sich bringen". Nach einer knappen Autostunde machen die beiden halt an einer Raststätte bei Rosenheim, um eine Vignette zu kaufen. "Ich wollte ihr schon dort spontan den Antrag machen, aber es war noch zu dunkel, das ging nicht", erklärt der French-Open-Sieger. Mittlerweile ist es hell, die nächsten fünf Rasthöfe lässt Krawietz trotzdem rechts liegen.
Mit einem Lächeln "Ja" gesagt
Wenige Kilometer vor ihrem Ziel, Kreischberg in der Steiermark, steuert der Witzmannsberger dann doch noch eine Raststätte an. "Ich bin auf Toilette gegangen und war unglaublich nervös. Das war wirklich schlimmer als vor dem Matchball im French-Open-Finale", erzählt er. Krawietz fasst sich ein Herz und geht auf dem Parkplatz auf die Knie. "Gut, wir waren neben einer Tankstelle, aber vor einer sehr schönen Bergkulisse. Ich war einfach nur spontan", sagt er grinsend und ergänzt: "Sie hat gelacht und fand es super."