HSC hat keine Mühe mit Schlusslicht
Autor: Ralph Bilek
Coburg, Sonntag, 01. Oktober 2017
Coburg hat die erste Pflichtaufgabe gegen VfL Eintracht Hagen mit 27:18 im Schongang gelöst. Jan Kulhanek verletzte sich am Oberschenkel.
Einen souveränen 27:18-Heimsieg hat der HSC 2000 Coburg am Samstagabend gegen den Tabellenletzten VfL Eintracht Hagen eingefahren. Die Partie war bereits kurz nach der Pause entschieden, als der HSC den Abstand auf zehn Tore erhöht hatte. Danach plätscherte das Spiel etwas vor sich hin.
Die Gäste, die im gesamten zweiten Durchgang mit dem siebten Feldspieler agierten, schlugen sich in der Folgezeit wacker und verbesserten das Resultat sogar noch etwas, ohne den Coburgern aber wirklich gefährlich zu werden. "Wir müssen in solchen Spielen auch verrückte Sachen machen, wie die offene Deckung oder den siebten Feldspieler, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein", begründete VfL-Trainer Nils Pfannenschmidt die taktischen Maßnahmen. "Den siebten Feldspieler hat noch keiner so lange gegen uns gespielt. Das war schon kniffelig zu lösen", zeigte sich HSC-Coach Jan Gorr vom Durchhaltevermögen der Gäste überrascht.
Eigentlich hatten die Fans nach dem Pausenstand ein Schützenfest erwartet, das zumindest war der Tenor in vielen Pausengesprächen, bei dem es nur um die Höhe des Erfolges ging. Doch galt es aus Coburger Sicht auch die Kräfte für die kommenden Aufgaben einzuteilen. Kreisläufer Dominic Kelm hätte sich trotzdem etwas mehr gewünscht: "Ich bin nur teilweise zufrieden, die Abwehr war sehr gut, aber am Ende schlagen wir daraus zu wenig Kapital und der Sieg fällt ein bisschen zu niedrig aus. Das müssen wir besser ausspielen und etwas für unser Torverhältnis tun."
Grundlage für den ungefährdeten Erfolg war die resolute Abwehrarbeit, die von Philipp Barsties bestens organisiert wurde, wobei der HSC über die gesamte Spielzeit ohne Zeitstrafe auskam. Jan Gorr verzichtete auf Marko Neloski, der sich am Rücken gezerrt hatte. "In Anbetracht des engen Programmkalenders in den nächsten Tagen wollen wir kein Risiko eingehen und deswegen wird er pausieren", so Gorr vor der Partie.
HSC 2000 Coburg -
Eintracht Hagen 27:18 (15:8)
Der schönste Treffer fiel gleich zu Beginn - es war der erste für Hagen. Sören Kress vernaschte erst die Coburger Deckung und nach einer Pirouette versenkte er den Ball per Rückhandtreffer im Tor von Jan Kulhanek. Doch ansonsten ließ der HSC wenig anbrennen. Nach fünfeinhalb Minuten rief Hagens Trainer Nils Pfannenschmidt seine Jungs in einer Auszeit zusammen. Diese empfingen die HSC-Angreifer sehr offensiv, sobald ein Spielzug lief. Teilweise bis auf 15 Meter schoben sie aus der Deckung auf den ballführenden Spieler nach vorne, was naturgemäß Räume am eigenen Kreis öffnete, die der HSC nutzte.
Zwölf Minuten waren gespielt, als die die Coburger wieder einmal eine Schrecksekunde hinnehmen mussten. Nach einem verwandelten Strafwurf des Gegners blieb Jan Kulhanek mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden sitzen und langte sich an den rechten Oberschenkel. Der überragende Mann der letzten beiden Partien hat sich wohl eine Zerrung zugezogen und saß ab diesem Zeitpunkt mit dick bandagiertem Oberschenkel an der Seitenlinie. "Eine scheinbar muskuläre Sache. Wir müssen bis Dienstag schauen, wie es sich entwickelt", erklärte Gorr, der sich mit Ersatz Oliver Krechel sehr zufrieden zeigte: "Oli kam kalt ins Tor, war ein sicherer Rückhalt und hat das richtig stark gemacht. Nicht selbstverständlich nachdem er aufgrund der guten Leistungen von Jan zuletzt kaum Einsatzzeit hatte."
Gegen die offensive Deckung bewies Tobias Varvne mehrmals ein gutes Auge für die Lücke . So kontrollierten die die Coburger die Partie und profitierten davon, dass Hagen zwar schöne Spielzüge ansetzte, diese jedoch nicht, teilweise frei vor dem Tor, mit einem Erfolg abschloss.
Billek trifft zweimal das leere Tor
Aber auch der HSC war vor dem gegnerischen Tor trotz des klaren Vorsprungs zur Pause ab und an sehr großzügig beim Verwerten von Chancen. Nach der Pause spielte Hagen ständig mit dem siebten Feldspieler, nahm den Torwart vom Feld, was Florian Billek sein zweites "Empty-Net-Goal" ermöglichte. Nach 36 Minuten war er es wieder Billek, der mit seinem vierten verwandelten Strafwurf und seinem zehnten Treffer insgesamt, den Abstand zweistellig machte. Aber Hagen zeigte immer wieder, dass sie das Spiel mit dem siebten Mann beherrschen, ließen die Coburger dadurch nicht weiter davonziehen. Was auch daran lag, dass im Angriff beim Heimteam die Durchschlagskraft nun vollends fehlte. Ball um Ball verfehlte das Tor oder landete in den Armen von Tobias Mahncke - bis Sebastian Weber mit einem Seitfallwurf das Team aus dieser Lethargie befreite.
Gorr hatte Mitte des zweiten Durchgangs bereits komplett durchgewechselt, um die Spieler für die weiteren Aufgaben im Laufe der kommenden Woche zu schonen. Hagen behielt das Konzept mit dem zusätzlichen Feldspieler bei, scheiterte aber immer wieder an Krechel, der dafür sorgte, dass der Vorsprung bis zum Ende beruhigend blieb.
HSC 2000 Coburg - VfL Eintracht Hagen 27:18 (15:8)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (4 Gegentore, 3 Paraden), Oliver Krechel (14 Gegentore, 15 Paraden); Philipp Barsties, Markus Hagelin (1), Lukas Wucherpfennig (2/1), Felix Sproß (n.e.), Dominic Kelm (2), Petr Linhart (1), Sebastian Weber (2), Stefan Lex (1), Benedikt Kellner (2), Florian Billek (10/4), Till Riehn (1), Tobias Varvne (4), Romas Kirveliavicius (1)
Trainer: Jan Gorr
VfL Eintracht Hagen: Tobias Mahncke (23 Gegentore, 12 Paraden), Dragan Jerkovic (4 Gegentore, 3 Paraden); Tim Lindner (1), Sören Kress (5/1), Dragan Tubic (3/2), Tilman Pröhl (1), Sebastian Schneider (2), Julian Renninger (2), Bartosz Konitz, Jan König, Paul Saborowski, Dominik Waldhof, Daniel Mestrum (2), Jan van Boenigk (2)
Trainer: Nils Pfannenschmidt
SR: Christian Moles / Lutz Pittner
Spielfilm: 2:0 (2.), 3:1 (5.), 4:2 (7.), 5:3 (10.), 7:4 (13.), 9:5 (15.), 9:7 (17.), 11:7 (19.), 12:7 (22.), 14:7 (27.), 15:8 - 16:8 (32.), 18:9 (34.), 19:9 (36.), 21:11 (44.), 23:13 (48.), 24:14 (50.), 24:16 (52.), 26:17 (56.), 26:18 (57.), 27:18
Zuschauer: 2021
Strafminuten: 0 - 8 (Waldhof 4, Schneider, von Boenigk)
Siebenmeter: 5/7 (Billek scheitert jeweils an Mahncke) - 3/4 (Tubic trifft den Pfosten)
Beste Spieler: Krechel, Billek, Barsties - van Boenigk, Kress
Stimmen zum Spiel:
Jan Gorr (HSC-Trainer): "Wichtig war unsere Entschlossenheit und unsere letzte Konsequenz von Beginn an, da war uns der Auftritt von Hagen in Lübeck Warnung genug. Schlüssel zum Erfolg war unsere Deckung, vorne hat gerade nach der Pause nicht immer alles funktioniert, bedingt auch durch die sehr offensive Hagener Ausrichtung."Nils Pfannenschmidt (VfL-Trainer): "Unser blödes Auftaktprogramm mit den besten sieben Teams der Liga ist jetzt endlich zu Ende. Wir haben in der Abwehr nach dem Wechsel gut agiert, aber trotzdem hat Coburg heute einen klaren Leistungsunterschied aufgezeigt. Aber das kann auch nicht unser Gradmesser sein."
Oliver Krechel (HSC-Torhüter): "In der zwölften Minute kommt man nicht kalt ins Spiel, da ist man noch warm vom Aufwärmen, also halb so schlimm. Ich hoffe allerdings, dass die Verletzung von Jan nicht zu schlimm ist."
Till Riehn (HSC-Spielführer): "Gerade in der Abwehr haben wir über die volle Spielzeit richtig Gas gegeben, mussten ja lange gegen immer sieben Angreifer spielen. Da würde ich nicht von Dahinplätschern sprechen."
Dominic Kelm (HSC-Kreisläufer): "Auf den siebten Feldspieler sind wir natürlich grundsätzlich vorbereitet, haben vor dieser Partie aber nicht explizit darüber gesprochen. Wir haben das ganz gut gelöst und hatten keine großen Probleme damit."