HSC Coburg beißt sich gegen Hagen durch
Autor: Ralph Bilek
Coburg, Sonntag, 07. Oktober 2018
Die Coburger hadern in der ersten Halbzeit mit ihrer Chancenverwertung, taktische Umstellungen bringen den HSC aber auf die Siegerstraße.
"Es war anstrengend." Die Analyse des Coburger Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig nach dem 29:24-Heimsieg gegen den VfL Eintracht Hagen am Samstagabend fiel kurz, aber treffend aus. Denn zunächst sah es nicht danach aus, als könnten sich die Coburger die am Freitag an TUSEM Essen (35:34 beim TSV Bayer Dormagen) verlorene Tabellenführung der 2. Handball-Bundesliga zurückzuholen. Auch da es die dritte Partie innerhalb von acht Tagen war und Hagen zeigte, warum sie Nettelstedt und Hüttenberg geschlagen nach Hause geschickt hatten. "Wir wollten unangenehm sein", sagte VfL-Trainer Niels Pfannenschmidt - das war sein Team über weite Strecken auch.
Aber Coburg warf einen Vorteil besonders in die Waagschale: "Es ist uns gelungen, die Breite im Kader, unser Kollektiv zu nutzen", freute sich Jan Gorr ob der Tatsache, dass Felix Sproß und Florian Billek diesmal wenig Spielanteile bekamen und sich Wucherpfennig und Maximilian Jäger nahtlos ins Spiel einfügten. Auch den Mann im eigenen Tor lobte Gorr: "Jan Kulhanek muss ich heute aus der geschlossenen Mannschaftsleistung herausheben, er war in den ganz wichtigen Phasen ein starker Rückhalt." HSC 2000 Coburg - Eintracht Hagen 29:24 (13:12)
"Die Halle muss beben", HSC-Hallensprecher Sebastian Straubel gab zu Beginn den Takt vor, doch auf das erste richtige Beben mussten er und mit ihm die 1826 HSC-Fans fast bis zum Seitenwechsel warten. Einen langsamen Takt legten die beiden Teams in den ersten zwei Angriffen an den Tag, denn diese dauerten über drei Minuten, ehe Christoph Neuhold mit einem sehenswerten Dreher von der Linksaußenposition die Führung der Gäste egalisierte.
Variantenreiche VfL-Deckung
Die Hagener versuchten immer wieder mit zwei Dreierreihen beim Zurücklaufen die schnellen Gegenzüge des HSC zu verhindern und spielten ihre Angriffe sehr geduldig aus, wenn sich nicht die Gelegenheit für einen schnellen Vorstoß gab. Coburg lief deswegen lange einem Rückstand hinterher. Das Angriffsspiel der Coburger war oft zu ungenau gegen die variantenreiche Eintracht-Abwehr, bei der öfters der Mittelmann auf 13, 14 Meter vorgezogen und damit der Coburger Spielaufbau gestört wurde. Dann muss es eben anders gehen - beim 5:5 nutzte Florian Billek genau diese Situation. Denn dadurch stand Markus Hagelin frei am Kreis und wurde vom HSC-Rechtsaußen im Rücken der Abwehr bedient.
Doch treffsicherer waren bis dahin die Hagener. Und brachte Kulhanek einmal die Hand an den Ball wie beim Stand von 6:7, als er einen freien Konter parierte, passierte im Gegenzug genau dasselbe. Zwei Mal in Folge fand Florian Billek frei stehend in Tobias Mahncke seinen Meister, Felix Sproß erging es von der anderen Außenposition wenig später genauso. Deswegen warteten die Coburger Fans auch nach 20 Minuten auf die erste Führung ihrer Mannschaft.
Nur eine Zeitstrafe verpassten die Unparteiischen Tilman Pröhl für eine extrem harte Attacke gegen Tobias Varvne, und nur Sekunden später gab es nach einem weiteren rüden Foul an Wucherpfennig überhaupt keine Strafe. Die Coburger Fanseele kochte zu diesem Zeitpunkt und auch Gorr war nach diesen Aktionen fast nicht zu halten.
Doch vielleicht war genau das die Initialzündung, die der HSC brauchte. Mit den unten auf der Platte wie oben auf der Tribüne frei gewordenen Emotionen ging Coburg mit einem 3:0-Lauf erstmals in Führung und nahm diese mit in die Pause. Wären nur die Hälfte der freien Chancen genutzt worden, wäre das Ergebnis etwas beruhigender gewesen.