"Hacker-Affäre": Punkte bleiben beim BBC Coburg - Täter weiter unbekannt
Autor: Maximilian Glas
Coburg, Sonntag, 09. April 2017
Das Urteil der Ligaleitung ist gesprochen: Coburg darf die zwei Punkte aus dem "Hacker-Spiel" behalten. BBV-Präsident Daumann erklärt die Hintergründe.
"Es gibt da noch ein Damoklesschwert, das über der Mannschaft schwebt", sagte Robert Daumann wenige Momente vor der offiziellen Übergabe der Meistertrophäe über das Hallenmikrofon. Gemeint hatte der Präsident des Bayerischen Basketball Verbands (BBV) die unklare Situation um den Spielausgang des "Hacker-Spiels" gegen Treuchtlingen. "Der BBV hat entschieden, es bleibt alles so wie es ist, die Punkte bleiben in Coburg." Über die Hintergründe äußerte sich der BBV-Präsident, der zugleich Sportreferent der Regionalliga und damit oberster Spielleiter ist, im Interview mit dem Tageblatt.
Herr Daumann, im Vorfeld der Partie Coburg-Treuchtlingen am 17. Februar kam es zu Manipulationen am Coburger Account der Online-Meldesoftware. Was war passiert?
Robert Daumann: Die drei besten Coburger Spieler sind online gestrichen worden. Das zieht normalerweise einen Spielverlust nach sich. Wenn ein Verein versehentlich Spieler von der Liste löscht, dann rufen die sofort an und sagen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Nachdem keiner angerufen hat, war eigentlich ziemlich klar, dass es jemand Drittes gewesen sein muss. Jack Hörnlein (Anm. d. Redaktion:BBC-Vorsitzender) hat das einzig Richtige gemacht und Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Coburg gestellt.
Was ergaben die bisherigen Ermittlungen und warum haben Sie nun pro BBC Coburg entschieden?
Wir haben lange gewartet, denn wenn die Staatsanwaltschaft zu der Entscheidung gekommen wäre, dass der Fehler definitiv bei Coburg liegt, dann hätte ich gesagt, das Spiel ist tot. Aber das ist nicht der Fall. Die Ermittlungen laufen weiter. Deswegen habe ich gesagt, wir ziehen hier jetzt einen Schlussstrich und die Punkte bleiben bei Coburg. Ich bin selbst bei der Kriminalpolizei Würzburg und untersuche solche Vorfälle. Ich gehe nicht davon aus, dass noch etwas rauskommen wird. Aber ich möchte den Coburger Kollegen nicht vorgreifen, weil wir noch etwas Kleines im Hinterstübchen haben. Da müssen wir mal gucken.
Kann man den vermeintlichen "Hacker" nicht anhand der IP-Adresse ausfindig machen?
Das Problem ist, dass bei der heutigen Technik nicht nur die IP-Adresse notwendig ist, sondern auch die Portnummer. Und die ist nicht vorhanden. Im Mobilfunkbereich habe ich die Möglichkeit, eine IP-Adresse mit zusätzlichen 2000 Ports zu nutzen. Das heißt, mit der gleichen IP-Adresse können 2000 Personen aufs Internet oder den Server zugreifen. Deswegen können wir nicht nachvollziehen, wer es war.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Coburger Basketballs?
Ich muss sagen, ich bin in vielen Hallen unterwegs, aber diese Atmosphäre und die Halle sind etwas Besonderes. Du brauchst die Fans, um Erfolg zu haben, aber du brauchst auch eine gute Mannschaft im Hintergrund, den sogenannten Staff. Denn nur mit zwölf Spielern ist es nicht getan. Und du brauchst den finanziellen Background und der ist in Coburg ja nicht schlecht. Ich glaube schon, dass sich der BBC auf längere Sicht in der ProB halten kann. Es kommt jetzt natürlich auch darauf an, was sie im Jugendbereich nachziehen. Ich würde mir als Präsident des Bayerischen Basketball Verbands wünschen, dass Coburg eine JBBL-Mannschaft etabliert, denn dafür ist ein Riesen-Potenzial vorhanden.