Gelb-schwarze Bescheidenheit darf nicht zum Stillstand führen!

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Foto: A. Höchstädter
Foto: A. Höchstädter

Es geht um den 3. Platz! Um was denn sonst? Auch wenn es in der Führungsriege des HSC keiner gern hört, aber bei der aktuellen Tabellensituation der Coburger Zweitliga-Handballer kann es nur dieses ehrgeizige Ziel geben. Zu verlieren hat der Klub nichts - er kann nur gewinnen.

Natürlich hat der Verein öffentlich nie den Anspruch erhoben, um den Aufstieg mitspielen zu wollen - warum sollte er das als Aufsteiger auch tun? Doch spätestens nach der starken Vorrunde muss schon alleine aus Motivationsgründen dieser dritte Rang thematisiert werden. Für wen und was haben sich die Spieler wochenlang gequält und während der intensiven Vorbereitung geschwitzt?

Hinter den Kulissen sprechen Verantwortliche, Trainer und Spieler längst von der großen Chance, bereits in dieser Saison in die stärkste Handball-Liga der Welt aufzusteigen. Und das zu Recht, denn Platz 3 ist machbar und berechtigt zum direkten Sprung nach oben.

Egal, ob Vorstandssprecher Stefan Apfel, HSC-GmbH-Chef Jochen Knauer oder Trainer Jan Gorr - keiner lässt eine Möglichkeit aus, um immer wieder zu betonen, dass der Aufstieg "für uns nie ein Thema war" - und das obwohl ihr Klub über einen der höchsten Etats der 2. Liga verfügt.

Von den Spielern ist ohnehin keine Kampfansage zu erwarten - weil sie in solchen Angelegenheiten zum Schweigen angehalten sind. Aber was hinter vorgehaltener Hand diskutiert wird und bei Fans Träume auslöst, ist natürlich auch von öffentlichem Interesse.

Also zu den Fakten: Der HSC hat fünf Punkte Rückstand. 16 Spiele stehen noch aus. Die Mitkonkurrenten im Verfolgerfeld des Führungstrios schwächeln auch: Der ThSV Eisenach, der im Gegensatz zu anderen offiziell seine Erstliga-Ambitionen ausspricht, verlor zum Rückrunden-Auftakt überraschend beim Kellerkind TUSEM Essen. Die mit Coburg punktgleiche HSG Nordhorn kam beim Drittletzten Hildesheim am Mittwoch über ein 22:22 nicht hinaus.

Im Klartext: In dieser Liga ist noch vieles möglich. Selbst wenn sich mit Leipzig und Bittenfeld das Spitzenduo tatsächlich absetzen sollte, dann ist immer noch dieser viel diskutierte 3. Tabellenplatz zu vergeben.

Darauf rangiert derzeit mit den Rimparer Wölfen ein bissiges Überraschungsteam. Ein Klub mit lange nicht so guten finanziellen Möglichkeiten. In Insiderkreisen wird aber spekuliert, dass die Rand-Würzburger wegen fehlender Mittel gar nicht aufsteigen können und deshalb in der Rückrunde eh einbrechen würden. Auch deshalb heißt es für den HSC "Dranbleiben" und die Rückrunde des letzten Jahres ins Gedächtnis rufen. Zur Erinnerung: Damals wurden auf den HSC Bad Neustadt sogar acht Punkte Rückstand eindrucksvoll wettgemacht.

Um Ähnliches wieder zu schaffen, müssen jetzt alle Kräfte mobilisiert werden. Mit der Begeisterung der frenetischen Fans im Rücken muss das Team bereits heute Abend über sich hinauswachsen. Die Zuschauer in der mit gut 3500 Zuschauern proppenvollen HUK-Arena werden ihre Mannschaft sicher erneut zu Höchstleistungen anspornen.

Weil mit Matthias Gerlich, Jiri Vitek und vielleicht auch Steffen Coßbau drei Leistungsträger gegen Spitzenreiter SC DJK Leipzig eventuell passen müssen, kommt es jetzt auf den viel zitierten Teamgeist des HSC an. Trainer Jan Gorr lobte nach Vorrundensiegen immer wieder die mannschaftliche Geschlossenheit, die über die individuellen Stärken der Gegner triumphiert hätte. Heute ab 19.30 Uhr kann sein Team wieder diesen Charakter zeigen - gerade und erst recht wegen der Verletzten und ihrer individuellen Klasse.

Die Frage wird aber sein, ob Spieler wie Sebastian Roth, Johan Andersson, Philipp Seitle oder auch Kapitän Ronny Göhl in der Lage sind, jetzt die Kastanien aus den Feuer zu holen. Jungs, die monatelang das Gefühl hatten, nicht besonders wichtig zu sein, sollen plötzlich den Schalter umlegen und von Null auf Hundert in die Bresche springen. Reservisten, die nach tollen Siegen des Öfteren auch gute Miene zu dem aus ihrer Sicht bösen Spiel machten - das könnte schwierig werden!

Aber wenn es diesen Akteuren gelingt, ihren persönlichen Frust - und ein solcher hat sich aufgrund fehlender Einsatzzeiten oder auch nicht verlängerter Verträge inzwischen zwangsläufig angestaut - in positive Energie und ausreichend Aggressivität umzuwandeln, dann sind das nicht nur optimale Voraussetzungen für einen Überraschungssieg, sondern auch der endgültige Beweis für den oft so hochgelobten Teamspirit.

Danach heißt es beim HSC im wahrsten Sinne des Wortes Daumendrücken. Daumendrücken, dass die Daumenverletzung von "Scharfschütze" Gerlich schnell verheilt und dass die Wadenverletzung von Oldie Jiri Vitek nicht chronisch ist. Der tschechische Linkshänder fiel ja genau wegen diesem Handicap schon öfters aus.

Verletzungen, Aufstiegsplätze und Überraschungssiege aber hin oder her - klar ist auch, dass sich ein Großteil der Zuschauer und Sponsoren in Coburg in erster Linie auf das "Spektakel in der Arena" freuen. Niemand kann und wird den "Gelb-Schwarzen" böse sein, wenn es mit dem ganz großen Coup 2015 nicht klappen sollte. In der Vestestadt zählt nämlich vor allem eines: das pure Erlebnis Handball.

Der HSC in der HUK-Arena - das ist und bleibt ein Event für die ganze Familie - ganz egal ob in der 1. oder in der 2. Liga.