Florian Billek agierte überragend
Autor: Ralph Bilek
Coburg, Sonntag, 17. April 2016
Gegen den ASV Hamm-Westfalen tat sich der HSC lange schwer. Erst die "Aufsstiegsversicherung" Florian Billek wendete das Blatt zum 27:25-Sieg.
Neun Minuten vor dem Abpfiff gab es die entscheidende Szene. Fabian Huesmann vom ASV Hamm-Westfalen lief mutterseelenallein aufs Gehäuse des HSC 2000 Coburg zu, ballerte aber die Kugel meilenweit über das Tor. Das hätte das 22:22 in einem bis zum Schluss engen Spiel sein müssen.
Im Gegenzug gelang den Coburgern nach vielen vergeblichen Anläufen zum ersten Mal seit der 15. Minute eine Führung mit zwei Toren. Das war auch der Zeitpunkt, als Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer auf der Tribüne immer näher an HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel heranrückte und mitfieberte. Dem anschließenden 23:21 (53.) für den HSC durch Florian Billek per Strafwurf ging die erste und einzige (!) Zeitstrafe der Partie voraus.
Überhaupt war der Coburger Rechtsaußen mit einem Dutzend Treffern die Aufstiegsversicherung des HSC. Die fünf letzten Treffer beim mühevollen 27:25-Erfolg gingen auf sein Konto.
"Es ist wichtig, solche Leute zu haben, die den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen, aber dabei auch nicht überpacen. "Flo" ist dieser Spagat gut gelungen", lobte Jan Gorr den Matchwinner.
Im Hallenheft sprach Vorstandssprecher Stefan Apfel noch von einer guten Erholungsphase für den HSC durch die spielfreie Woche, doch seit spätestens Dienstagabend sind die Sorgenfalten auf der Stirn von Jan Gorr größer geworden. Denn Tomas Riha kam mit einer starken Oberschenkelprellung von der Nationalmannschaft zurück. Die hat sich nun als Muskelbündelriss herausgestellt - Rekonvaleszenz vier bis sechs Wochen. Der tschechische Kreisläufer kam auf Krücken in die Halle.
Ganz so schlimm ist es bei Matthias Gerlich nicht. Er war im Dienstagstraining umgeknickt, aber sein Einsatz am Samstag war noch nicht möglich. "Wir hoffen durch die Schonung, dass wir ihn am Doppelspieltag in der kommenden Woche wieder zur Verfügung haben", nahm HSC-Coach die neuerlichen personellen Rückschläge ruhig zur Kenntnis.
Aber auch sein Gegenüber, Nils Pfannenschmidt, musste sechs Spieler ersetzen. Neben den Langzeitverletzten fielen auch noch der torgefährliche Spielgestalter Ondrej Zdrahala (grippaler Infekt) und Torhüter Dennis Doden (Oberschenkelprellung) aus. Zudem musste Tomas Mrkva angeschlagen zwischen die Pfosten, da die zweite Mannschaft des ASV in Relegationsspielen aktiv war.
Pfannenschmidt hatte im Tageblatt-Gespräch vor der Partie gesagt, er werde dafür sorgen, dass seine Mansnchaft dem HSC Aufgaben stellen werde und die hat das mit ihrer taktischen Ausrichtung in Abwehr und Angriff auch getan.
Den ersten kleinen Aufreger gab es nach knapp zwei Minuten, als gegen Kirveliavicius in der Abwehr nachgepfiffen und auf Freiwurf entschieden wurde, obwohl das im Angriff zuvor nicht passierte, als er selbst vor dem Wurf gehalten wurde. Trotzdem gingen die Coburger 2:0 in Führung. Aber die war schnell dahin, weil Hamm die Räume gut zustellte.
Vor allem Jan Brosch, gegen den Dominic Kelm am Kreis fast zwergenhaft wirkte. Vier Tore in Serie gelangen den Gästen, ehe die Coburger zum 6:4 (12.) vier dagegensetzen. Sehenswert war die erneute Führung beim 5:4 als Harmandic einen Pass in den Kreis spielte, der von Kelm im Sprung aufgenommen und verwandelt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Kirveliavicius bei Coburg und Gaubatz bei Hamm die Alleinunterhalter.
Was den Coburgern nicht schmeckte und immer wieder mal zu Fehlpässen führte, war die variable Abwehr der Hammer. Erst defensiv, dann plötzlich mannbezogen offensiv umgestellt. Das machten die Westfalen sehr geschickt und effektiv. Da war der Angriff des HSC mehr als einmal ratlos, wohin der Ball nun sollte. Aus diesem Grund blieb es weiter eng (9:9, 21.). Hinzu kamen einige HSC-Würfe, die ihr Ziel verfehlten und zudem Abpraller immer irgendwie beim Gegner landeten. Der Rückstand zur Pause war wenig überraschend, auch weil dem HSC der Druck und die Ideen aufgrund der sehr präsenten aktiven Abwehr der Gäste fehlte.
Hamm blieb auch nach dem Wechsel der unbequeme Gegner mit schnellen Vorstößen, mit langem Spiel und mit einer schwer zu spielenden körperbetonten Abwehr. So kam Orlowski, den die HSC-Abwehr wie auch Gaubatz nie in den Griff bekam, nach 36. Minuten ungestraft davon, obwohl er Lilienfelds von hinten umstieß. Doch was allem zum Trotz weiter verbesserungswürdig blieb, war die Chancenausbeute der Coburger.
Da war der HSC eigentlich mit einem Konter auf dem Weg zu einer Zwei-Tore-Führung, vergab diesen und lag wenig später wieder einen Treffer in Rückstand. Die Partie wurde nun auch auf und neben dem Spielfeld emotionaler.
Nach dem 19:18 nach knapp 40 Minuten warteten die HSC-Fans trotz erneut guter Möglichkeiten fast sieben Minuten auf den nächsten Treffer ihrer Mannschaft. Die ging dann doch wieder mit 22:21 (49.) in Führung, hatte dabei aber Riesenglück. Nach einer tollen Parade schickte TW Oliver Krechel Steffen Coßbau auf die Reise. Doch der Pass war ungenau, kullerte dann fast ins Seitenaus, was "Cossi" mit einem Hechtsprung gerade noch verhindern konnte. Dann war der Ball frei, kullerte Richtung Kreis zum Hammer Abwehrspieler. Coßbau schaltete am schnellsten nahm ihn auf und hämmerte ihn ins Tor. Das war der Auftakt für eine nervenaufreibende Schlussphase.
Eine Zwei-Tore-Führung wollte einfach nicht gelingen. Erst scheiterte Lilienfelds frei an Mrkva, es kam ein Ballverlust von Harmandic, anschließend der vergebene Konter der Gäste - die Vorentscheidung.
Dann folgte die Gala von Florian Billek. Auch wenn Hamm bis zum Ende am leistungsgerechten Remis schnupperte, weiter viel Gegenwehr zeigte und sich mit einem siebten Feldspieler noch einmal etwas Neues einfallen ließ - gegen den Coburger Rechtsaußen war kein Kraut gewachsen. Somit ist der HSC seinem Traum wieder einen Schritt näher gekommen.
HSC Coburg - ASV Hamm-Westfalen 27:25 (13:14)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel - Markus Hagelin (1), Lukas Wucherpfennig, Nicola Franke, Dominic Kelm (4), Sebastian Kirchner, Jiri Vitek (1), Steffen Coßbau (2/1), Florian Billek (12/4), Till Riehn (1), Adnan Harmandic (1), Girts Lilienfelds (1), Romas Kirveliavicius (4). - Trainer: Jan Gorr.
ASV Hamm-Westfalen: Patrick Kroemer, Tomas Mrkva - Lukas Blohme (5), Fabian Huesmann, Jan Brosch (2), Jan Pretzewofsky, Joscha Ritterbach (1), Stefan Just (3/1), Jan-L. Gaubatz (7), M. Orlowski (6), B. Zintel, Possehl (1). - Trainer: Niels Pfannenschmidt.
SR: Philipp Dinges / Daniel Kirsch (Eggenstein).
Zuschauer: 2817.
Strafminuten: 0:2 (Brosch).
Siebenmeter: 4/5 (Coßbau scheitert an Mrvka) - 1/1.
Beste Spieler: Billek, Kirveliavicius - Gaubatz, Orlowski.
Stimmen zum Spiel
ASV-Trainer Nils Pfannenschmidt: "Es war ein Riesenspiel meiner Mannschaft. In der Schlussphase haben uns nur Kleinigkeiten gefehlt, aber das zeichnet Coburg, dass dies genutzt wird. Am Ende hat es die individuelle Klasse von Florian Billek entschieden."
HSC-Trainer Jan Gorr: "Das waren zwei Teams, die sich auf hohem Niveau bekämpft haben. Wie erwartet hat es uns der Gegner nicht leicht gemacht. Man hat auch immer wieder die Bedeutung der Partie gespürt. Es lief nicht flüssig, meine Mannschaft hat sich ein paar Gedanken zu viel gemacht."
HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel: "Wir werden kein Spiel mehr im Vorbeigehen gewinnen, wir stehen oben, wir sind die Gejagten. Das hat man heute gemerkt. Es ist immer noch ein weiter Weg, aber wir haben es selbst in der Hand. Es ist eine super Ausgangssituation."
HSC-Spielführer Till Riehn: "Es hat heute überall etwas gefehlt. Das war keine tolle Leistung von uns, aber in der entscheidenden Saisonphase gibt es keine Schönheitspreise. Wir müssen nur unsere Spiele gewinnen."
HSC-Co-Spielführer Steffen Coßbau: "Unterm Strich stehen diese zwei Punkte. Das war nicht unbedingt schön von uns, aber selten - Job erledigt. So wollen wir auch in den nächsten Wochen unsere Hausaufgaben machen." rbi