Fahrt nach Springe zum Aufstieg
Autor: Ralph Bilek
Coburg, Donnerstag, 02. Juni 2016
HSC Coburg steht ganz kurz vor dem größten Erfolg seiner 16-jährigen Vereinsgeschichte. Gelb-schwarze Kolonne macht sich auf den Weg zum Finale.
Springe - wo liegt denn das? Noch vor Saisonbeginn musste fast jeder Handball-Fan erst einmal auf der Landkarte schauen, wo die 30 000 Einwohner zählende Stadt zu finden ist. Bekannt wurde sie im Laufe der Saison dann durch die Sängerin und ESC (Eurovision Song Contest)-Teilnehmerin Jamie-Lee Kriewitz, die aus Stadtteil Bennigsen stammt. Nun wird die Stadt im Landkreis Hannover im westlichen Niedersachsen für Coburg zum Tor in die DKB-Handball-Bundesliga.
Das steht für den HSC 2000 Coburg sperrangelweit offen. Die Mannschaft von Jan Gorr braucht in der Partie bei den Handballfreunden (HF) Springe nur noch durchzugehen und wird am Samstagabend Geschichte schreiben. Da sind sich alle sicher. "Normalerweise darf bei der Konstellation mit zwei Punkten und 28 Toren Vorsprung auf Friesenheim nichts mehr passieren.
Springe HSC-Wegbereiter
Ausgerechnet dem letzten Gegner der Saison ist es zu verdanken, dass sich die Coburger relativ beruhigt auf den Weg nach Niedersachsen machen können. Weil Springe vor zwei Wochen Konkurrent Friesenheim geschlagen und sich sportlich gerettet hat. Jedoch keine Lizenz für die kommende Zweitligasaison hat und deswegen absteigen muss. 15:1 Heimzähler stehen für die Handballfreunde in eigener Halle in diesem Jahr zu Buche: "Diese Bilanz, man gewinnt eben auch mal nicht so zum Spaß und im Vorbeigehen gegen Friesenheim, zeigt, was uns erwartet", weiß Gorr um die Schwere der letzten Aufgabe.
Doch zwei Punkte und 28 Tore Vorsprung müssen einfach reichen:"Wir haben uns einen richtig großen Vorsprung herausgearbeitet und das hat sich die Truppe auch verdient. Aber wir werden uns auf dieses letzte Spiel genauso professionell vorbereiten, damit wir dort den größten Erfolg unserer Vereinsgeschichte feiern können."
Gorr hat festgestellt, dass sich Springe im Jahr 2016 gefunden hat, kleine Veränderungen im Kader viel bewirkt haben. Zudem hat sich der Trainerwechsel, Wjatscheslaw Gorpishin war Co-Trainer und hat nach der Beurlaubung seines Vorgängers Sven Lakenmacher, nur drei Tage vor dem Hinspiel in Coburg, das Kommando übernommen, absolut positiv ausgewirkt.
"Mit flinken Außenspielern, dem physisch extrem starken Bosy am Kreis und der Rückraumachse mit Schüttemeyer, Ossenkopp und Fauteck bekommt unsere Abwehr eine schwere Aufgabe, das ist nicht einfach zu lösen."
Auch im Angriff werden es die Coburger schwer haben, denn Gorr hat eine "unangenehme 5:1-Deckung" ausgemacht. Eine Konstellation die die Coburger noch nie gerne gespielt haben und wo sie stets Schwierigkeiten hatten.
Gegen eine 5:1-Deckung
Mit Oliver Tesch als Organisator langt die auch richtig zu. Tesch führt die Zeitstrafentabelle der Liga an, Springe liegt in der Wertung hinter Ferndorf auf Platz zwei. Die wollen natürlich auch im letzten Zweitliga-Heimspiel im Jahr 2016 unbezwungen bleiben."Wir dürfen nicht überhastet agieren, auch wenn Springe ordentlich zupacken wird. Mit Schönspielerei ist dort kein Blumentopf zu gewinnen, da müssen wir auch körperlich dagegenhalten und Konsequenz im Angriffsspiel zeigen." Gorr hat bereits unter der Woche gemerkt, wie schwer es ist, sich noch einmal zu fokussieren. "Der Deckel ist eben noch nicht drauf, trotzdem wird schon überall wo man ist gratuliert. Das müssen wir jetzt noch einmal alles ausblenden. Wir wollen an die Emsdetten-Leistung anknüpfen, nachdem die Schwächephase überwunden ist. In 85 Prozent unserer Spiele haben wir ja ordentlichen Handball präsentiert. Das soll auch im letzten Spiel so sein."
Der 4. Juni 2016 wird also einen neuen historischen Meilenstein in der Geschichte der Sportstadt Coburg markieren mit dem ersten oberfränkischen Handballverein in der 1. Bundesliga.
Einen Tag später wird am Sonntag ab 12 Uhr auf dem Marktplatz gefeiert, die Mannschaft wird um 13 Uhr eintreffen und sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Zum Schlafen ist später noch Zeit, denn noch in der Nacht wird die Mannschaft nach der Rückkehr mit ihren Fans den Feiermarathon beginnen, so ist der Rahmenplan.
Die Lage in der Liga
Finaler Akt einer unvergleichlichen Mammutsaison. Vor dem 42.
Spieltag sind alle Entscheidungen bis auf die Frage nach dem dritten Absteiger so gut wie gefallen, auch wenn es theoretisch noch Veränderungen um Aufstiegsplatz drei geben könnte. Die TSG Friesenheim muss beim bereits als Absteiger feststehenden TSV Bayer Dormagen das Unmögliche versuchen. Neben Dormagen und Springe hat bereits Schlusslicht SV Henstedt-Ulzburg (gegen HC Erlangen) den Klassenerhalt verpasst, auch keine Lizenz beantragt. Somit wird der vierte Absteiger im Fernduell zwischen dem VfL Eintracht Hagen (25:53 Punkte, Tordifferenz minus 73) und der HG Saarlouis (27:51, minus 60) ermittelt.Der Vorteil scheint auch hier deutlich auf Seiten der Saarländer zu liegen, die bei der HSG Nordhorn-Lingen aber die schwerere Aufgabe zu lösen haben. Hingegen haben die Hagener mit TuS Ferndorf einen Gegner zu Gast, der sich erst letzte Woche gerettet hat.
Die Aufgebote
HF Springe: Robert Wetzel, Mustafa Wendland - Maximilian Kolditz, Nils Eichenberger, Tim Coors, Arkadiusz Bosy, Jannis Fauteck, Maximilian Schüttemeyer, Fabian Hinz, Pawel Pietak, Lukas Ossenkopp, Oliver Tesch. - Trainer: Wjatscheslaw Gorpishin.
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel - Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm, Matthias Gerlich, Sebastian Kirchner, Jiri Vitek, Tomas Riha, Steffen Coßbau, Florian Billek, Till Riehn, Adnan Harmandic, Girts Lilienfelds, Romas Kirveliavicius. - Trainer: Jan Gorr.
SR: Ramesh Thiyagarajah / Suresh Thiyagarajah (Gummersbach).