Druckartikel: Einberger Marius Wolf: "In Dortmund wird der Fußball gelebt"

Einberger Marius Wolf: "In Dortmund wird der Fußball gelebt"


Autor: Maximilian Glas

Einberg, Mittwoch, 29. August 2018

Der 23-Jährige spricht nach seinem ersten Bundesliga-Einsatz für den BVB über den Konkurrenzkampf, die Champions League und die Kreisliga Coburg.
Marius Wolf Foto: Imago


"Messi und Neymar", antwortet Marius Wolf auf die Frage, auf welche Akteure er in der Champions League am liebsten treffen würde. Während der Einberger am Dienstagmittag entspannt im Dortmunder Pressebüro sitzt und am Telefon die Fragen des Tageblattes beantwortet, herrscht um ihn herum Hochbetrieb. Denn zur gleichen Zeit absolviert der spanische Stürmer Paco Alcacer seinen Medizincheck in Dortmund, die Zeitungen und TV-Sender stehen Schlange.

Jener Alcacer, der beim FC Barcelona die vergangenen drei Jahre ausgerechnet im Schatten von Messi und Neymar (bis 2017) stand und nicht über die Rolle des Edelreservisten hinauskam. Einem harten Konkurrenzkampf muss sich auch Marius Wolf, der im Sommer für fünf Millionen Euro Ablöse von Eintracht Frankfurt kam, in Dortmund stellen. Der Start dürfte dem Einberger schon mal Mut machen. Wolf spielte im Pokal in Fürth von Anfang an und wurde beim Bundesliga-Auftakt gegen Leipzig trotz einer leichten Verletzung eingewechselt.

Herr Wolf, am Sonntag kamen Sie beim 4:1-Erfolg des BVB gegen RB Leipzig in der 70. Minute in die Partie. Wie hat es sich angefühlt, das erste Mal vor der Gelben Wand im Signal Iduna Park aufzulaufen?

Marius Wolf: Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als ich eingewechselt wurde. Ich kenne das Stadion ja bereits aus meiner Zeit in Frankfurt, aber jetzt war das natürlich noch mal etwas ganz Anderes. Ich bin seit meiner Jugend Dortmund-Fan, für mich ging damit ein Kindheitstraum in Erfüllung.

Wie zufrieden waren Sie mit Ihrer Leistung?

Ich habe 20 Minuten viel gearbeitet und bin viel gelaufen, für das erste Bundesliga-Spiel bin ich zufrieden.

Am Donnerstag erlebten Sie beim Vormittagstraining eine Schrecksekunde, als Sie sich am Knöchel verletzten und das Training mit Schmerzen abbrechen mussten. Was ist passiert?

Ich bin im Rasen hängengeblieben und dann umgeknickt. Direkt danach dachte ich, es wäre etwas Schlimmeres, aber bei der ärztlichen Untersuchung hat sich dann herausgestellt, dass die Knöchelverletzung nicht ganz so wild ist. Zum Glück hat es dann ja am Sonntag noch mit meinem Einsatz geklappt. Aber es wird noch ein bisschen dauern, bis es komplett verheilt ist.

Hinter Ihnen liegen ereignisreiche Monate. Nach dem DFB-Pokalsieg mit der Eintracht wurde Ende Mai Ihr Wechsel zum BVB publik. Wo haben Sie im Sommer etwas abgeschaltet? Waren Sie auf Heimatbesuch in Einberg?

In der Heimat war ich diesmal nicht. Ich habe zuerst Urlaub mit einigen ehemaligen Teamkollegen vom TSV 1860 auf Ibiza gemacht und mich dann auf Mykonos mit meinem Fitnesstrainer auf die neue Saison vorbereitet. Einen "Kurzbesuch" haben Sie Ihrer fränkischen Heimat mit dem Gastspiel des BVB bei Greuther Fürth im DFB-Pokal abgestattet. Waren Bekannte von Ihnen vor Ort?

Ja, meine Familie und viele Bekannte waren im Stadion. Das war schon cool, mal wieder in der Nähe der Heimat zu spielen.

Verfolgen Sie noch das Spielgeschehen bei Ihrem Heimatklub VfB Einberg?

Wenn die Zeit da ist, verfolge ich das auf jeden Fall. Am Sonntag hat mir mein Großcousin (Anm. d. Red.: Felix Wolf) nach dem Spiel gleich ein Bild von der Tabelle geschickt - die Einberger sind ja jetzt Erster der Kreisliga. Das war schon lustig, weil wir am gleichen Tag auch die Tabellenspitze in der Bundesliga übernommen haben.

Wie gut haben Sie sich nach rund zwei Monaten in Dortmund eingelebt? In welchen Bereichen unterscheidet sich der BVB zu Eintracht Frankfurt?

Das Einleben wurde mir sehr leicht gemacht. Wir waren ja kaum in Dortmund, sondern waren vom ersten Tag an unterwegs - zuerst auf der großen USA-Reise, dann im Trainingslager in der Schweiz. Der Einstieg war nicht schwer, weil mich die Jungs von Anfang unterstützt haben, wenn ich Hilfe gebraucht habe. Dieses Miteinander zieht sich durch den ganzen Verein, ob das die Teamkollegen, Mitarbeiter oder die Fans sind. Auch Eintracht Frankfurt ist ein geiler Verein mit tollen Fans, aber hier in Dortmund ist alles noch etwas größer, man hat mehr mediale Aufmerksamkeit. Man hat das Gefühl, wenn Spieltag ist, ist die ganze Stadt im Stadion. Hier wird der Fußball einfach gelebt.

Auch in den USA wird Fußball immer mehr gelebt. Wie haben Sie den US-Trip in der Vorbereitung mit den drei Spielen gegen Top-Klubs erlebt?

Die Begeisterung der Menschen war groß, damit habe ich nicht unbedingt gerechnet. Das fing schon am Flughafen an und ging dann in den Städten und in den Stadien weiter. Diese riesigen Football-Stadien mitten in der Stadt waren schon beeindruckend. Die Reise war ein tolles Erlebnis.

In Frankfurt war Kevin-Prince Boateng eine wichtige Ansprechperson für Sie, mit wem kommen Sie beim BVB besonders gut aus? I

ch habe mich gleich mit allen aus der Mannschaft gut verstanden. Julian Weigl kenne ich ja noch aus meiner Zeit bei 1860, der hat mir am Anfang natürlich besonders geholfen. Aber auch zu Marco (Anm. d. Red.: Reus), Mario (Götze) oder Schmelle (Marcel Schmelzer) habe ich einen sehr guten Kontakt, das sind alles super Jungs.

Bei der Eintracht agierten sie meistens im rechten Mittelfeld, in den ersten beiden Pflichtspielen für den BVB wurden sie auf der linken Außenbahn eingesetzt. Auf welcher Position spielen Sie am liebsten?

In der Vorbereitung habe ich auch noch auf der rechten Seite gespielt, jetzt in den ersten beiden Pflichtspielen links. Für mich ist es die Hauptsache, zu spielen, ob das dann offensiv außen, auf der "Acht" oder als Rechtsverteidiger ist, ist mir relativ egal. Da wir vom Trainerteam so viele Hilfestellungen bekommen, bin ich der Meinung, dass man quasi auf jeder Position gut spielen kann.

Die Konkurrenzsituation in Dortmund ist groß. Wie zuversichtlich sind Sie, Stammspieler zu werden?

Ich werde im Training Gas geben und mich anbieten. Dass die Konkurrenz in Dortmund groß ist, wusste ich natürlich schon bevor ich den Vertrag unterschrieben habe. Ein entscheidendes Thema ist für mich auch, dass ich mir von erfahrenen Spielern wie Marco Reus viel abschauen kann, um mich weiterzuentwickeln. Wenn mir das gelingt, werde ich wohl auch zum Zug kommen. Am Ende entscheidet das natürlich der Trainer.

Was zeichnet Ihren neuen Trainer Lucien Favre aus?

Für mich ist er einfach ein Fußball-Perfektionist. Er sieht so viel auf dem Platz, verbessert uns oft, sagt aber auch gleich, wenn wir etwas gut gemacht haben. Und selbst dann zeigt er noch eine oder auch zwei Optionen auf, wie man es künftig noch besser machen kann. Er arbeitet sehr fokussiert und ist immer aufmerksam. Man lernt einfach jeden Tag etwas unter ihm.

Zum ersten Mal werden Sie in dieser Spielzeit international spielen - und dann gleich in der Champions League gegen die besten Mannschaften Europas. Am Donnerstagabend ist die Auslosung der Gruppenphase in Monaco. Welche Gegner und Stadien reizen Sie besonders?

Als kleiner Junge habe ich von Manchester United und dem "Old Trafford" geträumt. Aber richtige Wunschgegner habe ich keine, in der Champions League gibt es sowieso nur große Mannschaften.

Abseits des Fußballplatzes spielen Sie gerne auch mal eine Runde Basketball. Wer teilt die Begeisterung aus dem Team?

Wir haben in unserer Trainingshalle einen Korb und spielen dann nach dem Training schon mal eine Runde. Mit dabei sind unter anderem Christian Pulisic, als Amerikaner versteht sich das, Manuel Akanji oder Marcel Schmelzer.

Der FC Bayern München hat bereits seit Längerem eine Basketballmannschaft etabliert. Uli Hoeneß hat schon einige Male den Wunsch geäußert, dass der BVB eine Basketball-Abteilung gründen soll. Würden Sie das begrüßen?

Ich weiß nicht, ob das eine Option wäre. Aber ich denke Dortmund ist eine Fußballstadt, die mit Basketball nicht so viel am Hut hat.

Drücken Sie einer deutschen Basketball-Mannschaft oder einem NBA-Klub die Daumen?

Früher war ich oft in Bamberg bei den Spielen in der Halle. NBA schaue ich mit meinen Jungs ab und zu ganz gerne, aber natürlich nur, wenn wir am nächsten Tag kein Training haben.