Warum werden Potenziale nicht ausgeschöpft? Da kann es immer mehrere Ursachen geben. Fast alle waren vor der Runde der Meinung, dass bei der vorhandenen Qualität ein einstelliger Tabellenplatz machbar wäre. Was mich so nachdenklich gemacht hat, war die Entwicklung von der Aufstiegssaison, in der die Mannschaft nach der Winterpause geradezu zum Aufstieg flog, zu dem Bild, dass sie beim Saisonstart vermittelte. Es war ja fast das selbe Team, es kamen mit McCullough und Knie noch zwei gute Spieler und ein neuer Trainer dazu, das war es. Man hatte fast das Gefühl, sie hätte das Fußballspielen verlernt.
Der Start wurde ja komplett in den Sand gesetzt, die ersten sieben Spiele wurden allesamt nicht gewonnen. Dies hat sich übrigens nach der Winterpause wiederholt. Vielleicht hat ja auch die Art Fußball, die die Mannschaft spielte, nicht zu den Spielertypen gepasst. Ich hatte übrigens bereits im Oktober geäußert, dass wir in der Relegation landen werden, wenn sich nicht einiges verändert. Da habe ich in ungläubige Gesichter geschaut.
Deutliche Worte! Hand aufs Sportlerherz: Sie sind mit der Entwicklung der. 1. Mannschaft des FCC also nicht frieden?
Die letzte Saison war für mich schon ein klarer Rückschritt. Ich habe leider keine Entwicklung in der Mannschaft gesehen. Eine so junge Mannschaft mit so viel Qualität sollte sich im Laufe einer Saison sichtbar verbessern, dies ist die Aufgabe des Trainerteams. Insofern bin ich mit der Entwicklung nicht zufrieden. Man darf nicht vergessen, dass wir bis kurz vor Schluss des letzten Relegationsspiels noch in Abstiegsgefahr waren, gegen eine Mannschaft, die in der Runde gerade mal 24 Punkte geholt hat.
Gibt es für Trainer Lars Scheler und sein junges Team in der neuen Saison eine Zielvorgabe?
Wir werden uns in Kürze mit allen Trainern treffen und dabei Ziele vereinbaren. Auch mit Lars Scheler und der 1. Mannschaft. Ich finde, das ist unabdingbar, um auch die Leistung von Trainer und Mannschaft messen zu können.
Die Verantwortlichen betonen bei jeder Gelegenheit, dass die DNA des Klubs ohne Wenn und Aber die Jugendarbeit ist. Trotzdem: Wollen Sie mit der 1. Mannschaft nicht eines Tages in der Bayernliga spielen? Schließlich ist Coburg doch eine Sportstadt und da würde den Fußballern eine höhere Liga sicher gut zu Gesicht stehen.
Natürlich wäre es schön, eines Tages Bayernliga zu spielen. Ich finde, in einer Stadt wie Coburg sollte dies auch das Ziel sein. Allerdings wollen wir das nicht mit Gewalt erreichen. Der Fußball hat damit in Coburg keine guten Erfahrungen gemacht und der FCC leidet immer noch darunter. Ich finde, wir sollten Geduld aufbringen, bis sich unsere hervorragende Jugendarbeit, die ja weit über Coburg hinaus einen ausgezeichneten Ruf hat, bei den Herren auszahlt.
Wenn dann noch der eine oder andere Schlüsselspieler für das Erreichen des großen Zieles fehlen sollte, muss man sehen, ob man das ohne Eingehen unkalkulierbarer Risiken hinbekommt. Fakt ist, dass der Fußball in Coburg auf Ebene der Herren noch ein schlafender Riese ist. Auch klar ist: Ohne eine breitere Sponsorenunterstützung wird es sehr schwierig.
Apropos Sportstadt. Zum Basketball: Sie sind Geschäftsführer des BBC Coburg. Ist irgendwann Erstliga-Basketball in der Vestestadt möglich?
Nein, das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennen. Die Basketball-Bundesliga fordert einen Mindestetat von drei Millionen Euro und eine Halle mit Parkettboden. Beides haben wir nicht. Selbst in Nürnberg hat man das nicht geschafft. Aber auch in der ProB werden wir in der nächsten Saison tollen Basketball in Coburg sehen, unsere junge Mannschaft hat viel Potenzial und beim BBC haben wir mit Ulf Schabacker einen Trainer, der bekannt dafür ist, dass er junge Spieler besser macht.
Zum Schluss noch ein Wort zum HSC 2000 Coburg. Sie sind auch bei den Handballern nach wie vor gut vernetzt und pflegen noch einige Kontakte in der Handballszene. Deshalb: Was trauen Sie den "Gelben" nach dem verpassten Aufstieg in der kommenden Saison zu? Vielleicht sogar die Rückkehr ins Oberhaus?
Ich denke schon, dass der HSC eine Chance hat aufzusteigen, so wie vier oder fünf andere Mannschaften auch. Mit Andreas Schröder hat man einen tollen Neuzugang, den ich noch aus seinen Neuhäuser Zeiten kenne. Schon da war er als sehr junger Spieler ein absoluter Leistungsträger, stark in Angriff und Abwehr.
Dort hat er sich damals mit Nico Büdel die Position geteilt. Die Zuschauer können sich auf ihn freuen. Natürlich gehört auch immer ein wenig Glück dazu, um in die 1. Liga aufzusteigen. Hätte der HSC in der abgelaufenen Saison nicht die vielen, teilweise lange verletzten Leistungsträger gehabt, hätte es mit dem Aufstieg schon jetzt klappen können.