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Das Sonnefelder Erfolgsmodell


Autor: Christoph Böger

Sonnefeld, Freitag, 07. Juli 2017

Was hinter der galoppierenden Entwicklung beim TSV steht: Das Geheimrezept ist die harmonische Zusammenarbeit von Eduard Mühlherr und Bastian Renk.
Zwei, die derzeit gut lachen haben: Bastian Renk und Eduard Mühlherr (rechts) - die beiden Hauptfiguren im "Sonnefelder Fußball-Märchen". Fotos: Timo Geldner


Was für eine galoppierende Entwicklung! Der TSV Sonnefeld marschierte in den letzten Jahren quasi in Windeseile von der Fußball-Kreisklasse bis hinauf in die Landesliga. Ein solcher Triumphzug braucht ein gutes Team.
Keinen Zweifel, wenn wir es mit der Reiterei vergleichen, liegt es am guten Reiter: Der heißt Bastian Renk und sitzt beim TSV so fest im Sattel wie Jogi Löw bei der deutschen Nationalmannschaft. Das Wirken des Spielertrainers, der auch die Aufgaben eines Sportlichen Leiters längst im Vorübergehen mitmacht und dabei immer eine gewisse Lässigkeit an den Tag legt, ist unbestritten. Ganz egal ob in- oder extern.


Der letzte große Spielmacher

Renk, der letzte große Spielmacher in der Region. Der Renk, der noch Glanzzeiten des VfL Frohnlach miterleben durfte. Ein "echter Zehner", der einst die "Blau-Weißen" in der Regionalliga zum 1:0-Triumph beim FC Bayern München II schoss. Sein Siegtor wurmte damals sogar Bayern-Coach Mehmet Scholl, der nach einer zweiminütigen "Beleidigte-Leberwurst-Pressekonferenz" in den Katakomben verschwand.

Der 35-jährige Stockheimer, der auch nach dem Tod seines Förderers und Freund Willi Schillig nach wie vor sein täglich Brot in dessen Firma verdient, ist selbst ein wenig überrascht vom Lauf der Dinge: "Geplant haben wir das sicher so nicht, doch wir nehmen die Erfolge natürlich gerne mit."

Die Aufstiege in die Kreisliga, dann in die Bezirksliga und jetzt in die Landesliga waren harte Arbeit. "Wir hatten einfach extremes Glück mit unseren Neuzugängen und vorhandenem Kader, sportlich, aber vor allem auch menschlich. Andere Mannschaften waren zudem keinesfalls schlechter als wir, allerdings haben wir als Mannschaft sehr gut funktioniert und manche Spiele durch den größeren Willen gewonnen", gibt sich Renk in typischer Art bescheiden.


TSV - seine "zweite Liebe"

Vielleicht liegt das auch daran, weil der zweifache Familienvater nie großen Druck bei seiner "zweiten Liebe" verspürte oder solchen beim TSV aufbaute. Er sieht sich als Teil der Mannschaft und nimmt sich selbst nicht so wichtig. Dabei wollte Renk nach seinem Wechsel vom damaligen Bayernligisten VfL Frohnlach zum "kleinen" Nachbarverein Sonnefeld kürzertreten.

Doch jetzt steht Bastian Renk schon wieder an der Schwelle zwischen lockerem Kicken und Leistungssport. Viele meinen "selbst schuld". Die Landesliga ist jedenfalls eine große Herausforderung. Nicht nur für den Dorfverein, sondern auch für den viel beschäftigten Familienmenschen Renk. Aus der Ruhe lässt er sich aber nicht bringen:

"Die Mannschaft, der Verein und die hoffentlich zahlreichen Fans sollen dieses Abenteuer einfach nur genießen. Wir werden in jedem Spiel alles geben und am Ende sehen, was raus kommt. Wir haben auch nicht wesentlich mehr trainiert als in der Kreis- und Bezirksliga."


Benny Demel ist neuer Co-Trainer

Neu war lediglich das erste Trainingslager am letzten Wochenende in Baiersdorf, um die neuen Spieler besser zu integrieren. Eine große Entlastung wird Benny Demel, der ihn als Co-Trainer wesentlich unterstützt. Aber ansonsten blieb es bei drei Einheiten pro Woche und einem Testspiel. Diese Übungsstunden reichen dem Erfolgstrainer, schließlich springt ein gutes Pferd auch nicht höher als es unbedingt muss...!


Die große Leidenschaft von "Edi"

Wobei wir wieder beim Reitsport sind - der großen Leidenschaft von Eduard Mühlherr! Das Springreiten hat es dem pferdesportbegeisterten Unternehmer aus Sonnefeld schon seit vielen Jahren angetan. Regelmäßig veranstaltet er mit seinen Freunden und Helfern auf dem Reiterhof Tannleite sagenhafte Turniere. Erst kürzlich - das Tageblatt berichtete ausführlich - kamen knapp 3000 Besucher zum großen Preis von Küps.

Bei der großen Springprüfung ging es für die Teilnehmer um ein Preisgeld von insgesamt 10 000 Euro. So etwas ist nur möglich, weil es den Verantwortlichen um Geschäftsführer Eduard Mühlherr gelungen ist, einen großen Sponsorenpool für den Reitverein auf die Beine zu stellen. Eine schöne Summe.


Kein Kunstrasenplatz notwendig

Geld können natürlich auch die Fußballer bei ihrem ehrgeizigen Abenteuer Landesliga Nordost gebrauchen. Und deshalb entsteht auch für den TSV eine Gemeinschaft von Gönnern, die den Fußball fördern wollen. Mühlherr gehört dazu und hilft.

Dabei kann er auch Nein sagen. Als beim TSV über einen Kunstrasenplatz diskutiert wurde, hob Mühlherr warnend den Zeigefinger. Mit Erfolg: "So wie es ist, so ist es gut. Wir brauchen keinen Kunstrasenplatz. Wir haben einen Hartplatz."

Zu seinem zweiten großen Hobby, dem TSV Sonnefeld, ist er durch seinen Schwiegervater Max Schultz gekommen. Sein Engagement für den TSV Sonnefeld sieht Mühlherr auch als eine typische "Win-Win-Situation". Über den Fußball hat er schon mehrere gute Arbeitskräfte bekommen, die in seinen Firmen voll integriert sind und inzwischen Führungsaufgaben übernommen haben. Ehrgeizige und engagierte Leute zu bekommen sei heutzutage gar nicht so einfach. Diese Eigenschaften zeigen sie zudem auch regelmäßig auf dem Platz.

Als einen üblichen Sponsor sieht sich Mühlherr aber nicht. "Edi", wie ihn seine Freunde nennen, will nämlich nicht im Rampenlicht stehen. Er schaut lieber beim Fußball zu und führt keine großen Reden. Ein Interview über ihn und den TSV lehnt er dankend ab. "Aber ich packe gern mit an und stehe mit Rat und Tat zur Verfügung. Davon profitiert der TSV."

100 Prozent verlassen kann er sich dabei auf Bastian Renk - ein gut eingespieltes Gespann würde man beim Reiten sagen. Eine erfolgreiche Partnerschaft, die mit dem Aufstieg in die Landesliga vorerst ihren sportlichen Höhepunkt erreicht hat.

Das Ende dieser Zusammenarbeit ist nicht in Sicht. Und sollte das Gespann - TSV Sonnefeld, Eduard Mühlherr und Bastian Renk - zusammen bleiben, dürfen die Fans auf spannende Zeiten hoffen. Oder anders gesagt: Wer sein Pferd nicht unnötig treibt, muss auch nicht so schnell zu Fuße gehen...