"Das richtige Zeichen für unsere Fans"
Autor: Redaktion
Coburg, Sonntag, 05. März 2017
Die HSC-Macher strahlen nach dem Prestigesieg gegen den Rivalen HC Erlangen mit ihren Anhängern um die Wette.
"Coburg düpiert Erlangen" - so stand es am Samstagabend im Bildschirmtext des ZDF. Hinter dieser kurzen Überschrift steckt aber gerade aus Sicht des HSC 2000 Coburg viel mehr als "nur" ein 30:28-Erfolg im fränkischen Derby.
Die Mannschaft von Jan Gorr hat ein überzeugendes Lebenszeichen an die Liga gesendet. "Es ist uns gelungen, den Spielfluss immer aufrecht zu erhalten und diszipliniert zu bleiben, egal was Erlangen sich hat einfallen lassen", lobte Gorr sein Team für die couragierte Leistung.
"Und wir haben uns in Abwehr, Gegenstoß und Angriff erstligareif präsentiert, das haben wir so noch nicht oft geschafft." Dabei wackelte die Mannschaft mehrmals, fiel aber nicht. Besonders die heiße Schlussphase hatte es in sich. Denn nach einem Doppelschlag von Nico Büdel zum 28:25 schien die Partie gelaufen. Wegen einer Unsportlichkeit musste der dann aber auf die Strafbank. Den 26. Erlanger Treffer konterte Billek fast von der Außenlinie und als Oliver Krechel den Gegenzug parierte, hielt die HSC-Fans unter den 3530 Besuchern in der ausverkauften Arena endgültig nichts mehr auf den Sitzen. Der HSC blockte die letzten Aktionen der Gäste, die in Nikolai Link ihren überragenden Akteur hatten. Das reichte zum Derbysieg und zu euphorischen Reaktionen nach dem Spiel.
Die Stimmen
HSC-Trainer Jan Gorr: "Wir hatten lange kein Erfolgserlebnis. Endlich ist es uns gelungen, in allen drei Bereichen von dem, was Handball ausmacht, Abwehr, Gegenstoß und Angriff, diszipliniert zu agieren."HSC-Geschäftsführer Steffen Ramer: "Das war in unserer Situation genau das richtige Zeichen an unsere Fans. Jetzt fahren wir mit Selbstvertrauen nach Leipzig und Balingen."
HCE-Trainer Robert Andersson: "Wir haben uns selbst mehr erhofft, doch haben wir zu viele Zweikämpfe verloren. Coburg hatte auf unsere Umstellungen immer Antworten parat."
HCE-Geschäftsführer Rene Selke: "Die Kulisse hat alles geboten, was man von so einem Spiel erwartet. Das waren 60 Minuten Gänsehaut."
HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel: "Die Erlanger waren nicht im Derby-Modus. Wir wollten den Sieg einfach mehr, zumal es nach den Rückschlägen der vergangenen Wochen sozusagen unsere letzte Chance war, das Ruder herumzureißen."
HSC-Rückraumspieler Nico Büdel: "Gerne hätten wir es schon in den letzten Spielen geschafft, die zu gewinnen, da aber zu viele Fehler gemacht. Ich habe versucht, für Coburg meine Leistung zu bringen."
HSC-Linksaußen Steffen Coßbau: "Solche Spiele muss man erst einmal liefern, wenn man so eine lange Durststrecke hinter sich hat." rbi
Kommentar von Christoph Böger: Die Millionen-Lüge...?
Wir brauchen keine zwei Millionen Euro, um solche Spiele zu gewinnen." Bei Steffen Ramer war die Erleichterung nach dem ersten HSC-Sieg 2017 hörbar. Der Coburger Geschäftsführer, dem noch Hinspiel-Frust in den Knochen steckt - er wurde in Nürnberg persönlich auf das Schärfste beleidigt - machte aus seiner Freude kein Hehl. Er konnte und wollte sich den euphorischen Seitenhieb auf den fränkischen Konkurrenten nicht verbeißen.Im Vorfeld sorgte nämlich vor allem eine Aussage von Carsten Bissel, dem Aufsichtsratsvorsitzender des HC Erlangen, für jede Menge Verärgerung beim HSC. Im Tageblatt-Interview sagte der Erlanger Rechtsanwalt wörtlich: "Die Etats des HSC Coburg und des HC Erlangen für Spieler und Trainer liegen jeweils bei gut zwei Millionen Euro. Ich weiß definitiv, dass uns kein höherer Spieleretat als Coburg zur Verfügung steht."
Empört reagierte die komplette Führungsriege des HSC gegenüber dem Tageblatt. Dieser Vergleich hinke und entspreche keinesfalls den Tatsachen. Hier würden Zahlen in den Raum geworfen, die nicht stimmen, meinte Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Dietz. Und Ramer sprach von "falschen Fakten". Aufklärende Zahlen will der HSC nicht nennen: "Das wäre unprofessionell", so Dietz.
Eine Nachfrage in Erlangen ergab keine neuen Erkenntnisse: "Ich weiß genau, von was ich rede. Ich wäre sogar bereit, alle Zahlen offenzulegen. Ich bleibe bei meinen Aussagen", erklärte Bissel.
So lange entsprechende Interna geheim bleiben, was zu akzeptieren ist, können wir die Diskrepanz zwischen HSC und HCE nicht klären. Wir wissen aber, dass Geld öfters mal das eine oder andere Tor mehr wirft, ein Derby jedoch weder vorher noch nachher durch blumige Worte von Funktionären entschieden wird. Die Fans in der Arena waren begeistert und fanden: "So ein Tag, so wunderschön wie heute, ist unbezahlbar."