Bengalo, Provokation und "Stinkefinger" beim Frankenderby
Autor: Christoph Böger
Coburg, Dienstag, 20. Oktober 2015
Auch vier Tage nach dem Handballspiel in Erlangen schlagen die Emotionen hohe Wellen. HSC-Vorstandsmitglied Hakan Balkan fühlte sich von Erlanger Seite provoziert und reagierte unangemessen. Wegen der Pyrotechnik-Attacke hat die Polizei einen 25-Jährigen bereits ermittelt.
           
Stefan Effenberg musste wegen ihm 1994 seine Koffer packen und wurde von der Fußball-WM in den USA nach Hause geschickt. Im Straßenverkehr kostet er zwischen 600 und 4000 Euro. Für Hakan Balkan hat der "Stinkefinger", wenn er ihn denn tatsächlich gezeigt hat, sicher ebenfalls unangenehme Folgen.
Der Vorstand des HSC 2000 Coburg - zuständig für "Organisation" - soll nach übereinstimmenden Augenzeugen-Berichten nach dem Frankenderby am Samstagabend in der Nürnberg Arena zwischen dem HC Erlangen und dem HSC 2000 Coburg (31:24) demonstrativ den siegreichen Spielern den "Stinkefinger" entgegen gestreckt haben.
  
  Von der La-Ola-Welle provoziert
 
Die gastgebende Mannschaft ging nach der Schluss-Sirene auf eine Ehrenrunde. Ausgerechnet vor einem Block, in dem unten Erlanger und darüber Coburger Fans waren, begannen die Spieler mit der La-Ola-Welle. Einige Coburger empfanden nicht nur diese Geste als provozierend. Balkan habe spontan mit dem gestreckten Mittelfinger der rechten Hand reagiert - so der Vorwurf gegen das HSC-Vorstandsmitglied.Im Erlanger VIP-Bereich soll wegen dieser Handlung nach dem Spiel sogar der Rücktritt von Hakan Balkan als HSC-Vorstand gefordert worden sein.
Der als "Einpeitscher" bei Heimspielen des HSC 2000 Coburg von vielen Fans geschätzte Funktionär räumt gegenüber unserer Zeitung ein:
  
   "...dann entschuldige ich mich"
 
"Ich gebe gerne zu, dass ich in der Emotion sehr, sehr verärgert über die Erlanger Spieler war. Ich habe ihnen die Faust gezeigt, meinen Daumen hoch gehoben und eben alles was dazu gehört in einer solchen Sekundensache. Die Erlanger Spieler haben uns provoziert. Wenn ich mich bei meiner Gestikulation vergriffen habe, dann tut mir das leid, dann entschuldige ich mich dafür."Balkan versichert, dass er weiterhin all seine Energie und seine Kraft für den Coburger Handball einsetzen will - "so wie seit 15 Jahren".
  
  Provokationen aus Erlangen
 
Aber nicht nur Hakan Balkan, auch Manager Wolfgang Heyder weißt in diesem Zusammenhang daraufhin, dass die Provokationen vor allem auch von Erlanger Seite an diesem Tag groß gewesen seien. Balkan: "Fast jeder einzelne Spieler von uns wurde auf dem Weg in die Halbzeitpause von einem Erlanger Offiziellen beleidigt und lautstark beschimpft".  
  Parteiischer Hallensprecher
 
Und Heyder kritisiert den parteiischen Mann am Mikrofon: "Was sich der Hallensprecher während des Spiels erlaubt hat, geht so nicht. Er hat mit Kommentaren gegen Flo Billek oder anderen Ansagen regelrecht ins Spiel eingegriffen. Beim Basketball gibt es dafür sofort Ordnungsstrafen".Zu den Vorwürfen gegen sein Vorstandsmitglied meint Heyder: "Wenn das so war, was ich nicht gesehen habe und auch nicht bestätigen kann, wäre das nicht zu entschuldigen. Auch nicht aus der Emotion heraus".
Überhaupt ist der Coburger Manager von den Vorfällen bei HSC-Spielen in jüngster Vergangenheit nach eigenen Worten "sehr irritiert". Allerdings geht es Heyder um eine klare Differenzierung, denn er sieht sich keineswegs als "verweichlichten Basketballer", der von der Härte des Handballs schockiert ist.
Beim HSC-Sieg in Neuhausen hätte der spielerisch unterlegene Gegner mit sehr unfairen Mitteln, massiven Attacken auf den Körper und versteckten Fouls sowie rüden Körpereinsatz ohne Rücksicht auf die Gesundheit des Gegenspielers agiert. "Dort ging ging es nur um rigoroses Zerstören. Der Zweck heiligte die Mittel und das hatte mit attraktivem Handball nichts zu tun", sagt Heyder, der mehr als 20 Jahre als Basketballtrainer dafür bekannt war, dass er seine Mannschaften sehr aggressiv, auch mit intensiven Körperkontakt agieren ließ. "Ich war und bin da kein Kind von Traurigkeit".
  
  "Das sollte im Sport Tabu sein"
 
Bei dem hitzigen Duell in Dormagen lag der Fall für ihn noch einmal anders: "Wie dort die Spieler, Fans und auch Schiedsrichter unter der Gürtellinie von den Zuschauern beschimpft wurden, sollte grundsätzlich im Sport Tabu sein. So etwas ist auch in Coburg kein Thema".  
  Hallenverbot für "Zündler"
 
Natürlich verurteilen die Coburger Verantwortlichen das Fehlverhalten von einigen ihrer Fans, die sich am Samstag in Erlangen völlig daneben benahmen, auf das Schärfste. Auch vier Tage nach dem emotionalen Frankenderby haben sich die Gemüter nämlich längst noch nicht beruhigt. Wie gestern bereits berichtet hat das Spiel vor allem für einen 25-Jährigen aus dem HSC-Lager ein Nachspiel.Er hat einen Feuerwerkskörper, einen sogenannten "Bengalo" in der Halle gezündet und dadurch eine 58-jährige Frau verletzt. Wegen dieser Pyrotechnik-Attacke ermittelt die Polizei nun wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Der Übeltäter ist inzwischen bekannt und wurde auch festgenommen.