BBC Coburg sportlich und finanziell im Soll
Autor: Tobias Herrling
Coburg, Montag, 16. November 2020
Fünf Spiele, vier Siege, der beste Start der Vereinsgeschichte. Für den BBC Coburg läuft es sportlich nach Maß - und finanziell ist der Drittligist zuversichtlich, die Corona-Krise zu überleben.
Wolfgang Gremmelmaier ist hörbar gut gelaunt. Der Geschäftsführer des BBC Coburg so den starken Saisonstart in der ProB Süd erklären und gerät beinahe ins Schwärmen. "Wir haben eine junge und talentierte Mannschaft, die begeistert, mit viel Euphorie spielt und ein verschworener Haufen ist", sagt Gremmelmaier. Am Samstag landete der BBC gegen die Fraport Skyliners Juniors den vierten Sieg in Serie und kletterte auf Rang 2 - besser starteten die Coburger Korbjäger noch nie.
Eine schöne Momentaufnahme oder mehr? "Eine gewisse Aussagekraft hat die Tabelle schon", sagt der BBC-Boss, "aber unser Ziel war es ohnehin, unter den ersten Vier zu landen." Von mehr spricht der BBC nicht - noch nicht. Stattdessen ordnet Gremmelmaier den Saisonstart ein. Blicke man auf das Auftaktprogramm, kämen die vier Siege nicht überraschend.
Denn: Nur im ersten Spiel, beim Meisterschaftsfavoriten Koblenz, seien die Coburger Außenseiter gewesen. In den restlichen vier Partien war der BBC favorisiert und wurde seiner Rolle gerecht. "In Koblenz haben wir ein Viertel in den Sand gesetzt. Diese zehn Minuten haben das Spiel entschieden. Da hat man gesehen, dass eine junge Mannschaft Leistungsschwankungen unterworfen ist", blickt Gremmelmaier auf das 85:103 zum Auftakt zurück. Es folgten vier Siege am Stück - und die waren meist souverän. Auf das 80:66 gegen die TSV Oberhaching Tropics folgte ein 114:80 gegen die Baskets Speyer. Spannender war das 85:82 gegen die Arvato College Wizards aus Karlsruhe, ehe das Frankfurter Nachwuchsteam mit 93:58 nach Hause geschickt wurde.
"Wir sind natürlich happy und zufrieden, aber es werden auch wieder andere Phasen kommen. Das ist bei einer jungen Mannschaft völlig normal", will Gremmelmaier den Start nicht überbewerten. Das nächste Spiel gegen die Ulmer Orange Academy sei die erste Nagelprobe der Saison. Die Ulmer haben zwei Spiele weniger absolviert als der BBC, holten aber aus drei Spielen drei Siege. "Sie verfolgen ein ähnliches Konzept wie wir und setzen auf junge Spieler. Das ist der Unterschied zum Spiel gegen Koblenz, denn dort spielen sehr erfahrene Spieler." Der Coburger Weg sei ein anderer, die Talentförderung stehe im Vordergrund.
"Die Mannschaft verfügt über sehr viel Talent und manche Spieler konnten schon bei Baunach in der ProB Erfahrungen sammeln", sagt Gremmlmaier. Zudem profitiere der BBC bereits von der Kooperation mit Erstligist Brose Bamberg. Das Brose-Trio Moritz Plescher Elias Baggette und Mateo Seric darf auch für Coburg auflaufen, beim Sieg am vergangenen Samstag waren die Drei aber nicht dabei.
Der Grund: Zwischen den Einsätzen für verschiedene Mannschaften sollen nach Regularien der Basketball-Bundesliga (BBL) zwei negative Tests beziehungsweise mindestens fünf Tage liegen. Das soll das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus verhindern. Die Pandemie und ihre Folgen betreffen natürlich auch den BBC, der vor ein paar Wochen nach einem Verdachtsfall den Trainingsbetrieb einstellte, und die ProB, die schon einige Spiele hat absagen müssen. Um die Krise zu überstehen, hat der BBC Coburg vorgesorgt.
Etat vorsichtig kalkuliert
"Wir haben unseren Etat sehr vorsichtig geplant und ohne Zuschauereinnahmen kalkuliert", sagt Gremmelmaier. Das solle das finanzielle Risiko minimieren. Der Geschäftsführer ist zuversichtlich: "Sollten die Rahmenbedingungen so bleiben, wie sie derzeit sind, dann werden wir die Saison überleben."
Sollten die von der Bundesregierung verhängten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus weiter verschärft und auch der Profi-Sport in den Lockdown geschickt werden, sieht Gremmelmaier für viele Standorte schwarz: "Das wäre ein Fiasko." Er sorgt sich um die Sportlandschaft in Deutschland und hofft, dass Sponsoren auch in schwierigen Zeiten den Vereinen helfen. Weil es um mehr gehe, als den sportlichen Erfolg. "In Sportvereinen lernen Kinder Dinge wie Disziplin, Solidarität und Verantwortung. All das ist für das spätere Berufsleben wichtig. Und es tut Körper und Kopf gut - davon profitieren später ja auch wieder die Unternehmen." Erst in diesem Zusammenhang blickt Wolfgang Gremmelmaier mit Sorgen in die Zukunft.