BBC Coburg: Kleiner Mann sorgt für die großen Schritte
Autor: Maximilian Glas
Coburg, Sonntag, 30. Dezember 2018
Die Coburger haben sich nach einem enttäuschenden Saisonstart zu einem Play-off-Anwärter gemausert. Eine Entwicklung, die eng mit Chase Adams verknüpft ist
Ganze 15 Pflichtspiele und 13 Monate mussten die Fans des BBC Coburg auf diesen Tag, den 15. Dezember 2018, warten. Nach langer "Leidenszeit" gelang den Coburgern mal wieder ein Auswärtssieg, und der ausgerechnet beim ProB-Titelträger Scanplus Baskets Elchingen. Der 83:78-Überraschungserfolg glückte übrigens in den weißen Heimtrikots, da die Elchinger auf ihr speziell angefertigtes Weihnachtsdress in blau bestanden. Kein Wunder, dass BBC-Geschäftsführer Wolfgang Gremmelmaier nach der Partie scherzte, ab sofort in der Fremde nur noch in den weißen Trikots auflaufen zu wollen.
Dass den Coburger Verantwortlichen am Ende eines turbulenten Jahres zum Lachen zumute ist, war vor zwei Monaten noch nicht abzusehen. Denn nach der deftigen 61:82-Niederlage bei der Orange Academy Ulm stand der BBC unter seinem neuen Cheftrainer Ulf Schabacker bereits nach fünf Spieltagen (ein Sieg, vier Niederlagen) gewaltig unter Druck. Im Tageblatt-Interview direkt nach der Schlappe in Ulm verbreitete Gremmelmaier trotzdem Optimismus ("Die Mannschaft ist ein Stück weit stärker als im letzten Jahr") und rief die kommenden Wochen mit vielen Partien gegen Teams aus der unteren Tabellenregion zur Nagelprobe aus. Mit sechs Siegen aus den folgenden neun Spielen darf diese Probe getrost als "bestanden" gewertet werden.
"Auf anderes Level gebracht"
Dass seit dem 6. Spieltag ein gewisser Chase Adams im Coburger Aufgebot steht, scheint kein Zufall zu sein. "Ich bin eigentlich keiner, der Erfolg an einzelnen Personen festmachen möchte, aber in dem Fall sind die Indizien fast erdrückend", sagt Matthias Haufer, Sportlicher Leiter des BBC. "Er hat die Mannschaft auf ein anderes Level gebracht und ist eben dieser berühmte Führungsspieler, der uns gefehlt hat."
Die Zahlen des US-Amerikaners, der am 30.12. seinen 30. Geburtstag feierte, sprechen eine eindeutige Sprache. Adams gehört mit 17,0 Punkten (Platz 6 in der Liga), 6,2 Rebounds (Platz 17), 7,2 Assists (Platz 1), 3,1 Steals (Platz 2) und einem Effektivitätswert von 23,4 pro Spiel (Platz 2) in allen relevanten Statistiken zur absoluten Ligaspitze. Doch der Einfluss von Adams ist nicht nur an den nackten Zahlen festzumachen. "Das Besondere an Chase ist, dass er in den Phasen, in denen es für das Team nicht gut läuft, Verantwortung übernimmt und das Momentum drehen kann. Dazu geht er auch abseits des Feldes mit seinen ,Leadership'-Qualitäten voran", erklärt Haufer.
Seit acht Jahren in Deutschland
Der Sportliche Leiter weiß genau, wie der US-Amerikaner tickt, schließlich war es Haufer, der Adams vor acht Jahren als Spielervermittler am College in Pittsburgh (USA) entdeckt hatte und nach Deutschland lockte. Seitdem hat der 1,76 Meter große Aufbauspieler mit Ausnahme eines Jahres in Österreich seine sportliche Heimat hierzulande bei diversen Zweitliga-Klubs gefunden.
Eingewöhnungszeit brauchte Adams in der Vestestadt also nahezu keine - im Gegensatz zu seinem "Vorgänger" auf der Ausländerposition (Anm. d. Red.: nur ein Nicht-EU-Spieler darf auf dem Spielbogen stehen), Jason Penn. Der Vertrag des 22-jährigen Centers, für den der BBC Coburg die erste Profistation gewesen war, wurde nach fünf Pflichtspielen aufgelöst. Zu selten brachte der athletische US-Amerikaner sein zweifelsfrei vorhandenes Potenzial auf das Parkett. Den vermeintlichen Anker unter den Körben ziehen zu lassen und dafür einen Aufbauspieler zu holen, war mit Risiko verbunden, denn die Rollen mussten nun komplett neu verteilt werden.
Wolf mit Sprung nach vorne
Der 2,06 Meter große Max von der Wippel, der in der Vorsaison und zu Beginn dieser Spielzeit nur bedingt überzeugte, war nun als einziger echter Center gesetzt und zahlte dieses Vertrauen mit konstant guten Leistungen zurück. Seine stärkste Leistung zeigte der 24-Jährige beim Heimsieg über Gießen mit zehn Punkten und beeindruckenden 19 Rebounds. Dass die Coburger in den Kategorien Rebounds (Platz 11 in der Liga) und Blocks (Platz 12) trotzdem zu den schlechtesten Teams der Liga gehören, überrascht aufgrund der Größennachteile nicht wirklich.