BBC auf der Suche nach Leichtigkeit

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BBC-Trainer Simon Bertram (rechts) und Assistenztrainer Johannes Wunder Foto: Jens Gundermann
BBC-Trainer Simon Bertram (rechts) und Assistenztrainer Johannes Wunder Foto: Jens Gundermann

Coburg peilt beim Letzten Karlsruhe den zweiten Sieg in Folge an. Nach dem ersten Saisonviertel erklärt Simon Bertram, wo es in seinem Team noch hapert.

Wenn ein Basketballspiel wenige Sekunden vor dem Spielende unterbrochen ist, und ein Schiedsrichter statt auf dem Parkett zu stehen am Kampfgericht sitzt und "Papierkram" ausfüllt, deutet das in der Regel darauf hin, dass eine Mannschaft mit einer Entscheidung der Unparteiischen überhaupt nicht einverstanden war. Am Samstagabend brachte Simon Bertram, Trainer des BBC Coburg, ein "Nicht-Pfiff" beim Spiel seiner Mannschaft so in Rage, dass er am Kampfgericht kurzerhand einen Protest anmeldete.

Die Verärgerung des 31-Jährigen war dabei durchaus nachvollziehbar: 25 Sekunden vor Schluss setzte Aufbauspieler Eividas Molosciakas zum Korbleger an und legte den Ball gegen das Brett. Erst dann schlug der Würzburger Dejan Kovacevic das Leder unerlaubterweise weg - ein sogenanntes "Goaltending", was mit zwei Punkten für Coburg hätte "bestraft" werden müssen.

Dass ein Protest gegen eine solche Tatsachenentscheidung keine Aussicht auf Erfolg hat, wusste Bertram bereits zu diesem Zeitpunkt. "Mir ging es mehr darum, Würzburg etwas aus dem Rhythmus zu bringen, ihnen Zeit zum Nachdenken zu geben", erklärt der BBC-Trainer seine Absicht. Und diese Art von Pokerspiel ging am Ende auf. Ausgerechnet Kovacevic vergab danach einen der beiden Freiwürfe. Im Gegenzug besorgte Molosciakas mit einem eiskalt verwandelten Dreier kurz vor der Schlusssirene die 75:74-Führung - der zweite Sieg in der ProB war damit in trockenen Tüchern. "Es war bei weitem spielerisch nicht alles perfekt, aber für uns geht es aktuell darum, zu gewinnen - egal wie", sagt Bertram.

Nach sechs Spieltagen (zwei Siege, vier Niederlagen) läuft es für den BBC in der neuen Liga noch nicht wirklich rund. Bertram und sein Assistenztrainer Johannes Wunder arbeiten seit Wochen eifrig an der Behebung der Schwachstellen - mit Teilerfolg. In der Offensive ist der Coach weiterhin unzufrieden mit der Entscheidungsfindung seiner Aufbauspieler beim "Pick-and-Roll-Spiel".
Defensiv lässt er eben diesen Standard-Spielzug seit zwei Wochen anders verteidigen. Das hat die BBC-Defensive zwar insgesamt stabilisiert, aber bei der Eins-gegen-eins-Verteidigung hapert es trotzdem noch bei vielen Coburger Akteuren.


"Mache mir selbst Vorwürfe"

Weder defensiv noch offensiv konnte bisher Neuzugang Byron Sanford, dem eine absolute Schlüsselrolle zugedacht war, überzeugen. "Er arbeitet hart, aber er bringt nicht die Qualitäten aufs Parkett, die wir von ihm brauchen", sagt Bertram. Während andere US-Guards in der Liga ihr Team nahezu im Alleingang schultern, ist Sanford bisher maximal Mitläufer (5,3 Punkte und zwei Assists in 14 Minuten).

Der Abschied des Aufbauspielers in naher Zukunft scheint wahrscheinlich, mögliche Ersatzkandidaten werden von den Verantwortlichen bereits gesichtet. "Ich ärgere mich und mache mir selbst Vorwürfe, denn ich habe anscheinend Fehler im Recruiting gemacht", so Bertram.
Persönlichen Druck verspürt der 31-Jährige trotz des holprigen Saisonstarts aber keinen. "Basketball ist das, was ich liebe und gerne mache. Das ist für mich kein Druck, sondern eine Herausforderung, der ich mich jedes Spiel neu stellen muss."




Karlsruhe nicht auf die leichte Schulter nehmen


Englische Woche in der ProB Süd: Nur vier Tage nach dem emotionalen Heimsieg im Frankenderby gegen die TG s.Oliver Würzburg möchte der BBC am Mittwoch um 17.30 Uhr seine aufsteigende Tendenz beim Tabellenletzten KIT SC Gequos Karlsruhe bestätigen.

Der Mitaufsteiger aus der 1. Regionalliga Südwest wartet nach sechs Partien weiter auf seinen ersten doppelten Punktgewinn. Die Ergebniskrise der Badener zeugt aber weniger von fehlender eigener Qualität, als von der enormen Ausgeglichenheit der Liga. Gegen den unangefochtenen Spitzenreiter aus Schwelm zum Beispiel verlor das vom ehemaligen Klassespieler Jaivon Harris trainierte Team lediglich mit sechs Zählern Unterschied, am Samstag war man bei ProA-Absteiger Dresden Titans bis in die Schlussminuten auf Augenhöhe um am Ende mit 75:68 den Kürzeren zu ziehen.

Bester Scorer und wichtigster Akteur bei den "Geckos" ist Flügelspieler Luka Drezga. Der 30-jährige Kroate gehörte Mitte der 2000er Jahre zu den hoffnungsvollsten Talenten Europas und geht bereits in seine dritte Spielzeit in Karlsruhe. Seine Spezialität ist eindeutig der Distanzwurf: Stolze 49 Mal hat Drezga in sechs Begegnungen bereits von der Dreierlinie abgedrückt. Der holländische Power Forward Chaed Wellian verfügt ebenfalls über einen soliden Dreier, hat das Visier in der laufenden Saison bei insgesamt 34 Prozent Trefferquote aus dem Feld jedoch noch nicht richtig justiert. Das gilt ebenso für Center Jeremy Black - der routinierte US-Amerikaner liefert mit fast zehn Punkten und neun Rebounds zwar beinahe ein Double-Double pro Spiel, in punkto Trefferquote ist bei 44 Prozent noch Luft nach oben. Überhaupt erzielt das Schlusslicht im Ligavergleich mit knapp 65 im Schnitt die wenigsten Punkte. Kein Grund allerdings für die Mannen von Simon Bertram, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. Selbige suchen die Vestestädter derzeit ohnehin vergeblich, denn sie müssen sich jedes Erfolgserlebnis mit Schwerstarbeit erkämpfen.