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Bayern-Bosse vergeben die Traumnote


Autor: Maximilian Glas

Coburg, Montag, 21. August 2017

Das Fußball-Fest auf der Dr.-Stocke-Anlage hinterließ nicht nur bei den 10 500 Zuschauern und den Spielern der Fanclub-Auswahl einen bleibenden Eindruck.
Der fulminante Auftakt der Traumspielelf: Kevin Popp, der für den TSV Ebensfeld in der Bezirksliga kickt, zieht ab und trifft die Unterkante der Latte. Mats Hummels und Co. können nur zusehen.  Fotos: Hagen Lehmann


"Eigentlich freut man sich ja nicht, wenn man ausgewechselt wird", sagt René Wicht. Für 70 Minuten dürfte der 34-Jährige das Tor der Red-Residenz-Auswahl gegen den FC Bayern München hüten. Mit dieser Auswechslung konnte der Torhüter, der normalerweise im Kasten des Kreisklassisten TSV Unterlauter steht, aber sehr gut leben - denn er wurde für seine überzeugende Leistung von den 10 500 Zuschauern im Coburger Dr.-Stocke-Stadion gefeiert. "Das war atemberaubend, die Kulisse war ein Traum, absolut geil!", sagt Wicht, der nicht nur beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterließ. "Nach dem Spiel kam gleich Mats Hummels zu mir und hat mir zu einer super Leistung gratuliert."

Die Bayern-Stars präsentierten sich am Sonntagnachmittag äußerst volksnah, das bestätigt auch Mittelfeldspieler Benni Kraußer: "David Alaba hat mich nach meiner Position und meinem Verein gefragt. Die Jungs waren alle lässig drauf."

Ihre "Lässigkeit" demonstrierten die Bayern auch auf dem Rasen, als Nationalspieler Niklas Süle und Nachwuchshoffnung Marco Friedl in der 85. Minute Spalier für Red-Residenz-Stürmer Tim Knoch standen, der sich trotzdem diebisch über seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:7 freute. "Das ist der pure Wahnsinn, ein Tor gegen den FC Bayern zu erzielen. Zumal der Schlussmann bei meinem strammen Schuss ja wirklich keine Chance hatte", sagt der Angreifer des TSV Meeder mit einem Grinsen. Ein Dauergrinsen hatte auch Fanclub-Präsident und Hauptorganisator des Traumspiels, Norbert Scholz, am Sonntag auf dem Gesicht. Über viele Monate habe er den Tag auf dem Papier geplant, am Sonntag wurde der Traum dann endlich Realität bzw. 3D, wie es Scholz ausdrückt.

Und die Wirklichkeit stand dem Traum in nichts nach. "Es ist alles so eingetroffen, wie wir es geplant haben. Riesigen Dank an alle Helfer und Firmen, die es möglich gemacht haben, dieses einmalige Projekt in Coburg umzusetzen", sagt Scholz. Im Vorfeld des Traumspiels kam der Fanclub-Präsident zwar öfters mit Hoeneß, Rummenigge und Co. zusammen, auf die Reaktionen der "Alphatiere" vor Ort war Scholz aber natürlich besonders gespannt: "Uli Hoeneß sagte zu mir, es sei gigantisch, was unser Team hier auf die Beine gestellt hat." Auch Karl-Heinz Rummenigge sei sehr angetan gewesen, so Scholz.


Gutes Wetter und keine Bengalos

Trotz langfristiger und akribischer Organisation hatte Scholz im Vorfeld des Traumspiels auch zwei Befürchtungen: "Zwei Sachen kann man nicht planen. Das Wetter und den möglichen Einsatz von Pyrotechnik." Die äußeren Bedingungen für ein Fußball-Fest hätten mit rund 20 Grad, Sonnenschein und leicht bewölktem Himmel nicht besser sein können. Und auch von Feuerwerkskörpern war im Dr.-Stocke-Stadion nichts zu sehen. Keine Selbstverständlichkeit, denn beim letzten FCB-Traumspiel vor zwei Jahren in Deggendorf wurden sechs Menschen, darunter fünf Kinder, durch Bengalos verletzt. In Coburg blieb dagegen alles friedlich ohne größere Zwischenfälle.

Da sich Norbert Scholz keinen Aspekt des Traumspiels entgehen lassen wollte, war für ihn frühzeitig klar, dass er auch auf dem Rasen stehen möchte. Und obwohl er seine Fußballschuhe bereits nach der C-Jugend, also vor 35 Jahren, an den Nagel hängte, erfüllte er sich auch diesen Traum: Er führte sein Team ins Stadion und kickte zumindest zehn Minuten gegen die FCB-Stars. "Wenn dann ein Renato Sanches als dein Gegenspieler rumläuft, ist das schon eine Hausnummer", so Scholz, der auch am "Tag danach" noch voll in seinem Element ist. "Der Abbau ist noch nicht abgeschlossen, wir wollen die Anlage in einem Top-Zustand ,übergeben'. Viele Leute haben mich gefragt, ob ich jetzt nach dem Spiel in ein Loch falle. Das ist bisher nicht der Fall, mein Adrenalinpegel ist noch weit oben."