Coburger Hersteller lachen der Welt ins Gesicht
Autor: Berthold Köhler
LKR Coburg, Donnerstag, 02. Februar 2017
Warum die Firmen aus dem Coburger in Nürnberg keine Angst vor Donald Trump und anderen großen Gegnern haben.
"Give me a smile" steht groß auf dem T-Shirt von Barbara Fehn-Dransfeld. Die Geschäftsführerin des Neustadter Plüsch-Spezialisten Heunec steht mit diesem Slogan sinnbildlich für die Firmen aus dem Coburger Land, die derzeit bei der 68. Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg vertreten sind. Quer durch die Branche herrscht Optimismus - davon kann sich Landrat Michael Busch (SPD) bei seiner persönlichen Messe-Tour überzeugen.
Beispiel Haba: Das Familienunternehmen aus Bad Rodach spielt in der ersten Liga der Spielwarenhersteller und geht mit dem Systemspielzeug "Little Friends" auf einen Markt, in dem sich Firmen wie Lego und Playmobil tummeln. Richtig messen kann und will sich Haba-Vertriebs-Geschäftsleiter Michael Hopf mit den Giganten der Branche nicht. Aber er glaubt, dass es sich lohnen werde, in die Welten der "Kleinen Freunde" zu investieren.
Dazu erlaubt sich Haba sogar ein Novum: Zwölf Sekunden lange Spots werden rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft auf SuperRTL und dem Disney-Channel für die "Little Friends" werben. Der Landrat ist erfreut vom Haba-Engagement: "Dafür braucht man schon ein bisschen Mut. Aber Mut ist das, was die Firmen unserer Region schon immer ausgezeichnet hat."
Die Tatsache, dass nahezu alle regionalen Firmen zumindest einen großen Teil ihrer Produkte in Fernost fertigen lassen, löst an den Messeständen schon lange keinen verlegenen Blick auf den Boden mehr aus. "Fertigung in Deutschland", sagt zum Beispiel Arnold Fehn, "ist eine theoretische Diskussion". Denn es gehe ja nicht nur um die Lohnkosten, sondern auch um die Verfügbarkeit von geeigneten Arbeitskräften. 45 Mitarbeiter hat Fehn in Rödental noch für Design, Entwicklung und Vertrieb - Näherinnen würde er im Coburger Land ja gar nicht mehr bekommen. Dennoch startet der Spezialist für innovatives Baby-Spielzeug heuer "einen Versuch", sagt Fehn: Er wird eine Ausbildungsstelle zum Spielzeughersteller ausschreiben - mit Berufsschulstandort im nahen Sonneberg.
Was ist denn mit Donald Trump?
Einer mit Auslandserfahrung ist Horst-Peter Thimm, Geschäftsführer bei Roba in Ebersdorf bei Coburg. 1989 war der Kindermöbelhersteller das erste westliche Unternehmen, das ein Joint Venture in Ungarn einging - heute arbeiten dort 280 Mitarbeiter in einer Roba-eigenen Fertigung. Derzeit baut die Firma "mit Herz und Hirn in Ebersdorf" sagt Juniorchefin Carolin Wiegand, in Ungarn eine Lagerhalle, von der aus starke Länder wie Österreich und Italien beliefert werden. Thimm, der am Sonntag mit seiner Firma für 60 Jahre Beteiligung an der Spielwarenmesse geehrt wird, trauert eigentlich nur den Zeiten nach, zu denen der Markt noch von vielen Einzelhändlern geprägt war. Heute regieren, analog der Möbelbranche, die Einkaufsverbände. "Fünf Kunden sind 90 Prozent Markt", erklärt Thimm die Lage ein bisschen überspitzt.In einem zunehmend internationalen Markt spielt natürlich auch Donald Trump eine Rolle. Beatrice Schur, waschechte Sonnefelderin und heute Geschäftsführerin der Hauck-GmbH mit Sitz in der Schweiz, hat in den USA jede Menge Lizenzen und Absatzmärkte. Die Diskussion um horrende Strafzölle, die der amerikanische Präsident angedroht hat, sieht sie gelassen.
Wer in einen amerikanischen "Wall Mart"-Supermarkt gehe, finde dort "gefühlt 90 Prozent Ware aus China". Trumps Vorhaben werde den Kleinen Mann treffen - und der werde sich schon zu wehren wissen. Auch Haba hat in den USA Niederlassungen, doch Michael Hopf verweist auf Standorte und Produktionsstätten an vielen Orten dieser Welt. Wer so aufgestellt sei, könnte auf viele Entwicklungen reagieren. Und außerdem, sagt Hopf nicht ohne Stolz: Haba hat Bad Rodach. "Und deutlich über 50 Prozent unserer Produkte kommen noch aus Bad Rodach", sagt der Vertriebs-Geschäftsleiter. Er tut dies mit einem optimistischen Lächeln.
So steht es bei anderen Firmen aus dem Coburger Land
Weichelt (Ahorn): Neues Logo, neuer Katalog, neue Homepage - mit der Spielwarenmesse hat beim Hersteller von Schutzmatten und Möbeln für Kindertagesstätten ein neues Zeitalter begonnen. Geschäftsführer Michael Weichelt hat nicht zuletzt deshalb "hohe Erwartungen" an die Spielwarenmesse. Doch die Konkurrenz schläft nicht, weiß der Chef des Familienunternehmens, das im Coburger Land auch für seine Markisen bekannt ist. Immer mehr Firmen drängen in den einstigen Nischen-Markt für Matten und Schutzausstattung von Räumen mit Kindern. Aber noch, sagt Weichelt, sind die Aussichten gut - insbesondere, weil in Österreich immer mehr Hotels Spielbereiche für Kinder anbieten.Hermann Teddy (Coburg): Eine Weltneuheit, die erst jüngst beim 60. Geburtstag von Landrat Michael Busch verschenkt wurde, präsentiert der Sammlerteddy-Hersteller: Einen Bären, auf dessen Brust individuelle Fotos gedruckt werden können. Der absolute Renner ist allerdings der "Luther"-Bär, der zum "Luther-Jahr" deutschlandweit gekauft wird. International freut sich Geschäftsführer Martin Hermann über zuverlässig hohe Verkaufszahlen, wenn in England wieder einmal ein Jubiläum rund um die Queen gefeiert wird. Die dann auf dem Markt erhältlichen Sammlerteddys gehen in England weg wie nix, sagt der Geschäftsführer, der auch weiß, warum das so ist: "Die Engländer kaufen nicht made in Germany. Sie kaufen made in Coburg."
Götz Puppenmanufaktur (Rödental): "Rosa und Glitzer", sagt Geschäftsführerin Anke Götz-Beyer, das geht immer. Ihre Puppen wie manche Mitbewerber mit jeder Menge Technik und sogar digitalen Elementen auszustatten, käme Beyer (die das Design der Götz-Puppen seit jeher selbst macht) niemals in den Sinn: "Wir wollen die Kinder beschäftigen und die Kreativität fördern." Freilich: Auch Götz lässt in Fernost fertigen, aber achtet dabei extrem auf die Einhaltung strengster Vorschriften, versichert die Geschäftsführerin: "Als seriöse Firma muss so etwas selbstverständlich sein." Davon, dass traditionelles Spielzeug von immer mehr Technik verdrängt wird, hat Anke Götz-Beyer in den vergangenen Jahren nichts gespürt. Im Gegenteil: "Es wird wieder gespielt. Und das ist gut so."
Zapf Creation (Rödental): Marketing-Chef Martin Rogler strotzt vor Optimismus: "Wir hatten ein sehr gutes Jahr." Die inzwischen 25 Jahre alte Puppenserie "Baby Born" ist nach Roglers Worten seit Jahren "Nummer 1 bei den Mädchen-Spielzeugen in Deutschland". Und damit stehe "Baby Born" deutlich vor Barbie. In England ist die Lage ein bisschen anders. Dort steht die zweite Zapf-Serie, "Baby Annabel", deutlich vor ihrer großen Schwester. Warum? Rogler zuckt mit den Schultern und sagt: "Das wissen nicht einmal wir." Die bewährte Trennung zwischen den beiden Rennern wird jedenfalls beibehalten: "Baby Annabel" hat jede Menge technische Funktionen, "Baby Born" ist die klassisch-mechanische Puppe, die auch mal nass werden kann.