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SPD Coburg wählt Stefan Sauerteig


Autor: Simone Bastian

Coburg, Dienstag, 01. Juli 2014

Vier Jahre lang führte Stefan Leistner den SPD-Stadtverband Coburg. Nun hat er aufgehört: Aus "beruflichen und privaten Gründen" stelle er sich nicht mehr zur Wahl, sagte er. Eine Rolle dürfte spielen, dass die SPD bei der Kommunalwahl zwei Stadtratsmandate verlor.
Stefan Sauerteig


Leistner war der erste, der bei der Versammlung im "Münchner Hofbräu" am Dienstagabend dieses negative Wahlergebnis thematisierte: "Wir sind zwar immer noch stärkste Fraktion, aber wenn man zwei Sitze verliert, wird man das nicht als Erfolg verkaufen können." Statt 16 stellt die SPD nur noch 14 Stadträte; dass Oberbürgermeister Norbert Tessmer die Wahl gegen sieben Mitbewerber im ersten Gang gewonnen hat, tröstest da nur bedingt. Schuldzuweisungen blieben allerdings aus, Selbstkritik klang bestenfalls zwischen den Zeilen durch. "Nicht nur die kleinen Gruppierungen und das sie schützende Wahlsystem sind schuld", sagte OB Norbert Tessmer. Er präsentierte auch eine Gegenrechnung: Die beiden großen Fraktionen von SPD und CSU stellen zusammen 24 Stadtratsmitglieder; die übrigen 16 verteilen sich auf sieben Gruppierungen und Parteien.



Dritter Bürgermeister Thomas Nowak sah eine Ursache in der niedrigen Wahlbeteiligung: Nur 51 Prozent der Coburger Wahlberechtigten hatten ihre Stimme abgegeben, in manchen Stimmbezirken lag die Wahlbeteiligung bei 20 Prozent. Selbst, wenn man da die Briefwähler abziehe, sei die Beteiligung nicht wesentlich besser, sagte Nowak. Die Stadtratsfraktion wolle Konsequenzen ziehen, sagte deren neue Vorsitzende Bettina Lesch-Lasaridis: "Wir müssen den Bürgern zeigen, dass wir eine gute Politik machen und dass es sich lohnt, uns zu wählen." Im August werde die Fraktion ein "Innenstadtbüro" eröffnen und dort auch Sprechstunden abhalten, kündigte Lesch-Lasaridis an.

Thomas Rausch, Unterbezirksvorsitzender und Manager des zurückliegenden Wahlkampfs, sah noch ein anderes Problem der Coburger SPD: Zwar erreiche sie für bayerische Verhältnisse Spitzenergebnisse, aber weder in den Parteigremien noch im Bundestag sei sie vertreten. Das müsse sich ändern, forderte Rausch: "Kämpft mit!"

Auch Leistner hatte den schlechten Stand der Stadt-SPD in den übergeordneten Parteigremien kritisiert. Dort hatte sich jahrelang der frühere Bundestagsabgeordnete Carl-Christian Dressel engagiert. Er war auch wieder für den Bundestag nominiert, hatte aber seine Kandidatur Anfang 2013 zurückgezogen. Norbert Tessmer wurde als Erststimmenkandidat aufgestellt; einen Platz auf der Landesliste erhielt er aber wegen der Nominierungsformalien nicht mehr. Die SPD schnitt aber im Wahlkreis Coburg-Kronach sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen bayernweit am besten ab. Für ein Direktmandat reichte das Ergebnis jedoch nicht.

Bundes- und Landtagswahl 2013, Kommunal- und Europawahl 2014 haben die Genossen auf Trab gehalten. Der Vorstand des Stadtverbands tagt inzwischen monatlich immer mittwochs vor der Stadtratssitzung. Damit solle der Informationsfluss zwischen Stadtratsfraktion und Ortsvereinen gewährleistet werden, erläuterte Leistner. Er sehe sich jedoch aus beruflichen und privaten Gründen nicht in der Lage, sich so zu engagieren, wie es erforderlich sei. Das will dafür Stefan Sauerteig tun, 26 Jahre alt, Realschullehrer für Französisch, Geschichte und Erdkunde. "Coburg im Zentrum, Bundestag und Landtag im Blick", beschrieb er sein Motto. "Ich will einen Stadverband führen, der die politische Initiative ergreift und vorantreibt."

Sauerteig war der einzige Kandidat für den Vorsitz. 34 von 39 möglichen Stimmen entfielen in geheimer Wahl auf ihn; es gab zwei Enthaltungen und zwei Nein-Stimmen. Als seine fünf Stellvertreter wurden Edmund Ott (33 Stimmen), Andreas Gehring (30), Franziska Bartl (27), Isabel Zosig (24) und Maria del Carmen Schmucker-Brabec (23) gewählt.