Druckartikel: Spätmittelalterliche Verse treffen in Coburg den Klang der 20er Jahre

Spätmittelalterliche Verse treffen in Coburg den Klang der 20er Jahre


Autor: Jochen Berger

Coburg, Samstag, 11. März 2017

Die Uraufführung dreier Chansons standen im Mittelpunkt beim "Freistaat Coburg" in der Reithalle.
Katharina Schwamm, Philipp Grzondziel (Klarinette) und Timothy Francis (Trompete; von links) musizierten in der Reihe "Freistaat Coburg" in der Reithalle. Foto: Jochen berger


Im "Freistaat Coburg" ist alles möglich - fast alles. Die monatliche Veranstaltungsreihe in der Reithalle setzt die schnöden Gesetze der Wahrscheinlichkeit außer Kraft und ermöglicht Begegnungen über die Jahrhunderte hinweg.


In der jüngsten Ausgabe des "Freistaats Coburg" trifft der spätmittelalterliche Balladentonfall von Francois Villon auf den musikalischen Duktus der 20er Jahre. Doch damit nicht genug: Den äußeren Rahmen für diese Begegnung liefert das Bühnenbild der erfolgreichen Kinderbuch-Inszenierung "Pettersson und Findus", das gleichzeitig zum Podium wird für einen jungen Zauberkünstler: Tobias Campoverde.


Für eine kleine Instrumentalbesetzung und Singstimme hat Paul Willot-Förster, seit dieser Saison Solo-Repetitor am Landestheater, drei Balladen Francois Villons vertont, die an diesem Abend ihre Uraufführung erleben. Überraschend gut passen in diesen Vertonungen der Balladen-Gestus Villons mit den Anklängen an die 20er Jahre zusammen, die Willot-Försters Musik beschwört.

Geige (Katharina Schwamm), Klarinette (Philipp Grzondziel), Trompete (Timothy Francis), Schlagzeug (Roland Fister) und Klavier (Paul Willot-Förster) harmonieren dabei auch ohne die eigentlich geplante Kontrabass-Stimme (Kontrabassist Christian Ernst war krankheitsbedingt kurzfristig ausgefallen) tadellos - untereinander, aber auch im Zusammenwirken mit den Gesangsstimmen von Kora Pavelic und Salomón Zulic del Canto.


Das Konzept des Abends stammt von Alexandra Pape und Paul Willot-Förster und spielt im "Petterson und Findus"-Bühnenbild, das einen alten Wohnwagen zeigt, mit dem Motiv des fahrenden Volkes.
Dieses Motiv passt bestens zum abenteuerlichen Leben Francois Villons in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Zum fahrenden Volk passt aber auch der Auftritt des jungen Zauberkünstlers Tobias Campoverde, der das Publikum charmant und reaktionsschnell unterhält.