Sozialkaufhaus in Coburg eröffnet
Autor: Edwin Meißinger
Coburg, Sonntag, 23. Februar 2014
Zur Eröffnung des Sozialkaufhauses gab es Schmalzbrote. Im Angebot gibt es immer Jeans ab 10 Cent, jede Menge Spielzeug und Bücher für Kinder.
"Hartz & Herzlich", das soziale Kaufhaus Coburgs, hat eine neue Heimat gefunden. Im Heimatring 56 wurden am vergangenen Samstag die neuen Räume des einzigartigen Coburger Kaufhauses eingeweiht. Allerdings nicht mit frommen Worten und Weihrauch, sondern mit Schmalzbroten, einigen Getränken, vielen guten Wünschen und positiven Zukunftsaussichten.
Der Vorsitzende des Vereins, Carl-Christian Dressel, wies auf das Spannungsfeld hin, in dem sich "Hartz & Herzlich" befindet. "Es ist schade, dass wir in dieser Zeit ein Kaufhaus benötigen wie Hartz & Herzlich." Im selben Atemzug fuhr er jedoch fort "Gut, dass es das soziale Kaufhaus gibt!"
Die Initiatorin dieser Arbeit ist Barbara Kammerscheid hatte bereits im Jahr 2009 einen sozialen Weihnachtsmarkt veranstaltete, auf dem Menschen mit wenig Geld, Weihnachtsgeschenke zu äußerst günstigen Preisen kaufen konnten. Dem Mitbürgern, die finanziell nicht gut gestellt sind, die persönliche Würde zu erhalten, ist nach wie vor Triebfeder ihres Einsatzes.
Es kann jeden treffen
Kammerscheid betonte, dass in der heutigen Zeit jeder in eine finanziell missliche Lage kommen könne. Mit Respekt und Achtung dem Mitbürger zu begegnen, könne sich nicht am finanziellen oder gesellschaftlichen Status einer Person festmachen. Von daher legt sie auch großen Wert darauf, dass die Leute im sozialen Kaufhaus Hartz & Herzlich die Waren einkaufen und nicht als "milde Gabe" erhalten.
Kammerscheid wies darauf hin, dass es in unserer Gesellschaft Menschen gibt, die durch die Maschen der Hilfsbereitschaft und Hilfsmöglichkeiten fallen. So ende zum Beispiel die Unterstützung des Staates oder der Ämter an einer gewissen Rentenhöhe. Bekäme jemand einen Euro mehr, entfalle die Unterstützung.
Diese Personen wären dann weit ärmer dran als zuvor und seien auch von der so genannten gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen. Denn eine Tasse Kaffee mit Freunden, oder eine Konzert- oder Kinokarte, sei aufgrund der knappen Finanzen dann oft nicht mehr im persönlichen Etat enthalten.
Aus zweiter Hand
Die Kleidung, Bücher, Spiele, Geschirr, Büromaschinen, wie Drucker, Faxe oder Schreibmaschinen, Fahrräder, Spielsachen, Gardinen und Kurzwaren und dergleichen mehr stammen aus zweiter Hand. Sie sind Spenden von Menschen, die ihre noch gut erhaltenen Dinge lieber anderen Menschen zur Verfügung stellen, als sie wegzuwerfen. Die Mitarbeiter von "Hartz & Herzlich" überprüfen die Teile auf ihre Funktionalität und Sauberkeit.
Erst, wenn Kleidung oder Maschinen für in Ordnung befunden werden, kommen sie in den ansprechend gestalteten Verkaufsraum und stehen zum Verkauf.
So ist eine ordentliche Jeans ab etwa zehn Cent zu haben, ein Fernseher kostet zwischen drei und fünf Euro. In dieser finanziellen Größenordnung bewegen sich die meisten Teile. "Das teuerste, was wir da haben, sind die Fahrräder. Sie kosten zwischen zehn bis 15 Euro", betonte Kammerscheid.
Auf 580 Quadratmetern,
Das besondere Kaufhaus "Hartz & Herzlich" befindet sich nun in gut geheizten Räumlichkeiten und präsentiert seine Waren ansprechend auf etwa 580 Quadratmetern, inklusive Lager. Kammerscheid und die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer erfuhren bei der Einweihungsfeier großen Dank, Respekt und Achtung für die geleistete Arbeit.
MdL Jürgen W. Heike (CSU) schlug vor, nach den anstehenden Wahlen mit der Sozialministerin bei "Hartz & Herzlich" vorbei zu schauen. Er bezeichnete das soziale Kaufhaus als ein Vorzeigeprojekt. Bastian Hopf sagte "Hartz & Herzlich" die weitere Unterstützung seitens Round Table Coburg zu.
Kammerscheid dankte den Mitgliedern von Round Table für ihre bisherige tatkräftige Unterstützung. Zudem lobte sie den Leiter der Wohnbau Coburg, Christian Meyer, der sie auf den Gedanken brachte, in den ehemaligen Edeka und Schlecker einzuziehen. Für diesen Umzug mussten 2600 Kartons gepackt werden. Da der Umzug doch relativ viel Geld kostete, war "Hartz & Herzlich" auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Diese erhielt das Kaufhaus von der HUK.
Barbara Kammerscheid träumt davon, die Öffnungszeiten für den Verkauf auszuweiten und jemanden ganz dafür einzustellen. Dressel und Kammerscheid wiesen darauf hin, dass die Arbeit, die mit derart vielen ehrenamtlichen Helfern durchgeführt werde, trotz allem Finanzen benötige.