Sonderausstellung im Naturkunde-Museum Coburg: kurioser "Schwein.Kram!"
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Freitag, 30. August 2013
Die Ausstellung, die am Sonntag eröffnet wird, betrachtet ganz unterschiedliche Facetten des rosa Glücksbringers - und stellt auch seine weniger bekannten Seiten vor. Die Ausstellung ist bis 1. Dezember zu sehen.
Wer beim Schwein nur an saftige Koteletts oder Steaks denkt, verkennt die Qualitäten der - im wahrsten Sinne - armen Sau. Das Schwein ist so viel mehr als das, was auf dem Teller landet. In vielen Lebensbereichen finden sich Teile der rosa Rüsseltiere: in der Kosmetik, bei Haushaltswaren, Kleidung und sogar zunehmend in der Medizin. Dem Schwein und allerlei alltäglichen und kuriosen Dingen "rund um die Sau" widmet sich deshalb ab morgen, Sonntag, eine neue Sonderausstellung im Naturkunde-Museum. Sie trägt den Titel "Schwein.Kram!".
"Schweine sind allgegenwärtig", sagt Museumsleiter Carsten Ritzau beim Rundgang vorab. Besonders in Oberfranken und hier rund um Coburg liege ein Schwerpunkt der Landwirtschaft auf der Schweinezucht. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl gebe es weltweit nirgendwo mehr Metzgereien als in Oberfranken, weiß Ritzau.
Die Ausstellung sei ihm kurz nach seinem Dienstantritt im Museum angeboten worden, berichtet Ritzau. Und dass sie jetzt eröffnet wird, wo sich langsam der Herbst nähert, ist auch kein Zufall, sondern passe gut zu den Traditionen. Als noch viele Haushalte selbst ein oder zwei Schweine besaßen, seien die Tiere über den Sommer gemästet und schließlich bei Hausschlachtungen im Herbst zu Wurst und Speck verarbeitet worden.
Selbstverständlich dienten Schweine auch heute noch in erster Linie als Nahrungslieferant, aber es gibt noch zahlreiche andere Produkte, für die Schweine gebraucht werden. Gelatine zum Beispiel. Ohne sie gäbe es weder Wackelpudding, noch Gummibärchen. Weniger bekannt dürfte sein, dass Gelatine auch zur Herstellung von Fotopapier oder Foto-Filmen verwendet wird.
"Auch Porzellan gehört zu den Dingen, die wir teilweise Schweinen verdanken", sagt Ritzau. Die Asche verbrannter Schweineknochen ist darin enthalten - daher der Name Bone China - zu Deutsch: Knochenporzellan.
In Glasvitrinen, Dioramen und auf Schautafeln präsentiert das Museum die unterschiedlichsten Einsatzgebiete des rosa Borstenviehs: Kosmetik, Kleidung, Haushalt, Gesundheit, Schweine in Film, Fernsehen und in Büchern, Schweine im Kinderzimmer, etwa als Spiel oder aus Plüsch, und natürlich Schweine als Finanzverwalter mit Einwurfschlitz auf dem Rücken. "Dass wir ihnen unser Geld anvertrauen, zeigt doch, dass wir ein vertrautes Verhältnis zu Schweinen haben", sagt Ritzau und schmunzelt. Die Bezeichnung Spar-Schwein rühre auch von der Erfahrung her, dass Schweine kostengünstig zu versorgen sind - mit Haushaltsabfällen.
Längst hat auch die Wissenschaft das Schwein für sich entdeckt. In vielen Medikamenten ist Gelatine enthalten - ob nun in Geleekapseln oder in Arzneien wie Heparin oder Insulin. Sogar als Organspender für den Menschen könnten Schweine infrage kommen - daran werde aktuell geforscht, sagt Ritzau. Das Schwein als Schimpfwort zu verwenden, findet der Museumsleiter deshalb nicht fair: "Im Grunde ist es uns viel zu ähnlich, als dass wir es beschimpfen sollten."
Die Ausstellung ist bis zum 1. Dezember zu den Öffnungszeiten des Museums (täglich 9 bis 17 Uhr) zu sehen.