Soll Kastner Ehrenbürger von Coburg werden?
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Montag, 21. April 2014
Selbst die politischen Gegner können in diesem Punkt nicht widersprechen: Die Amtszeit von Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) war etwas ganz Besonderes. Vor allem und alleine schon aufgrund der besonderen Dauer.
24 Jahre lenkte Kastner vom Chefsessel im Rathaus aus die Geschicke der Vestestadt - und damit länger als alle seine Vorgänger. Deshalb sollte der zum 30. April aus dem Amt scheidende Kastner auch auf eine ganz besondere Weise geehrt werden. Doch dieses Vorhaben ist, wie jetzt bekannt wurde, im ersten Anlauf gründlich in die Hose gegangen. Nicht wenige Mitglieder des Stadtrats - und zwar über alle Parteigrenzen hinweg - sollen darüber sehr verärgert sein.
Was ist passiert? Nach infranken.de-Informationen wurde vor einiger Zeit die Idee geboren, Norbert Kastner zum Ehrenbürger der Stadt Coburg zu ernennen. Erste Vorgespräche mit den Fraktionen und Gruppierungen ergaben auch eine sehr breite Zustimmung. Also kam dieses Thema auf die Tagesordnung für die letzte Sitzung des "alten Stadtrats" am Gründonnerstag.
Bedenken bei der CSU
Doch in den 48 Stunden vor der Stadtratssitzung müssen sich dann die Ereignisse überschlagen haben. Offenbar gab es plötzlich in Teilen der CSU-Fraktion doch Vorbehalte, Norbert Kastner auf einen solch hohen Sockel zu stellen. Aber trotz dieser negativen Signale blieb das Thema unverändert auf der Tagesordnung. Die Zwei-Drittel-Mehrheit, die es für eine Ehrenbürger-Ernennung braucht, war wohl auch gar nicht in Gefahr - wenngleich es bei Beschlüssen dieser Art alleine schon von der Symbolik her wünschenswert ist, dass sie einstimmig gefasst werden.
Die Sitzung am Gründonnerstag nahm dann jedoch einen überraschenden Verlauf. Nachdem Norbert Kastner den Saal extra verlassen hatte, damit in seiner Abwesenheit über das Thema gesprochen werden kann, wurde der Tagesordnungspunkt durch den Zweiten Bürgermeister Norbert Tessmer (SPD) abgesetzt - wie es heißt, ohne Diskussion, ohne Begründung. Mancher Stadtrat soll sich daraufhin gedacht haben: "Ohne Worte." Denn so begab es sich, dass der Stadtrat sozusagen mit leeren Händen da stand, als er sich nach 24 Jahren von Kastner verabschiedete. Noch nicht einmal der Titel "Alt-Oberbürgermeister" konnte eingetütet werden; der entsprechende Tagesordnungspunkt war nämlich ebenfalls abgesetzt worden.
Ob und wann der neugewählte Stadtrat einen zweiten Anlauf unternimmt, ist offen. Vielleicht, so wird von Beobachtern bereits geunkt, klappt ja künftig die Absprache von SPD und CSU besser; die beiden Parteien hatten nach der Wahl im März mehrmals betont, alte Gräben überwinden und wieder eng zusammenarbeiten zu wollen.