Socken und Nudeln im Namen Luthers
Autor: Jochen Berger
Coburg, Dienstag, 30. Mai 2017
Das Reformations-Jubiläum treibt in diesem Jahr bisweilen seltsame Blüten- auch in gerade in Coburg.
Was würde Martin Luther sagen, wenn er heute auf der Veste lebte? Würde er die Zimmer wiedererkennen, in denen er von Mitte April bis Anfang Oktober 1530 sichere Bleibe fand, während auf dem Reichstag in Augsburg das Schicksal der Kirche, sein Schicksal, verhandelt wurde?
Wenn Luther heute zu Besuch wäre im Museumsshop auf der Veste: Was würde er sagen angesichts der Devotionalien, die hier in seinem Namen feilgeboten werden? Das Sortiment jedenfalls ist reichhaltig, mit dem in Coburg an den 500. Jahrestag der Reformation und an den Reformator erinnert wird.
Reichhaltiges Sortiment
An Luther-Büsten in allerlei Größen und Ausführungen kommt in diesem Jahr auch und gerade in Coburg niemand vorbei. Doch diese Büsten mit ihrem oft idealisierenden Gestus sind nur ein kleiner Teil des Devotionalien-Sortiments.Der Fantasie, so scheint es, und bisweilen auch dem schlechten Geschmack sind keine Grenzen gesetzt. Wer will, kann zumindest die Luther-Socken irgendwie witzig finden, die nicht nur der Museumsshop auf der Veste parat hält.
Der eingewebte Spruch "Hier stehe ich und kann nicht anders" mag vielleicht tatsächlich manchen Luther-Fan schmunzeln lassen, auch wenn längst ziemlich sicher ist, dass der Reformator diesen Satz nur sinngemäß, aber eben nicht in genau diesem Wortlaut gesagt hat. Ob das Luther-Jahr an den lieb gewordenen Luther-Klischees etwas ändern wird? An Lektüre mangelt es zumindest nicht.
In aller Munde
Zwischen dickleibigen Abhandlungen mit wissenschaftlichem Anspruch finden sich natürlich auch dünne Bände für jene, die den schnellen Überblick suchen - "Luther für Eilige" mithin.Und für diejenigen, die in Sorge geraten könnten, ob sie das ganze Luther-Jahr durchstehen werden, ist auch gesorgt - Wegzehr in Gestalt von Luther-Pasta, die das Konterfei des Reformators erkennen lassen.
Das zumindest könnte Martin Luther durchaus gefallen. Denn als aus dem einstigen Augustinermönch der wortgewaltige Kirchenveränderer geworden war, hatte der wortgewaltige Theologe beachtlich Appetit entwickelt, wie die Cranach-Porträts zeigen. Luther-Pasta - der Mann ist in diesem Jahr wirklich in aller Munde.