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So wird die Sporthalle der Pestalozzischule zum Konzertsaal


Autor: Jochen Berger

Coburg, Mittwoch, 20. April 2016

Wie das Heeresmusikkorps Veitshöchheim das Coburger Publikum beim Benefizkonzert in der Sporthalle der Pestalozzischule beeindruckt.
Impressionen vom Auftritt des Heeresmusikkorps Veitshöchheim in der Sporthalle der PestalozzischuleFoto: Jochen Berger


In Coburg fehlt ein Konzertsaal. Diese Klage wird immer wieder angestimmt, seit einst der Hofbräusaal abgerissen wurde und dem Kaufhof Platz machte. Für besondere Abende aber gibt es tatsächlich eine Ausweichmöglichkeit, an die geübte Konzertgänger zunächst sicher nicht denken würden - die Dreifachturnhalle der Pestalozzischule. Zumindest hat die multifunktional nutzbare Sporthalle nun auch ihre Bewährungsprobe als Konzertraum bestanden.


Lob für die Akustik


"Das klingt richtig gut hier", lobte jedenfalls Oberstleutnant Roland Kahle beim Gastspiel des Heeresmusikkorps Veitshöchheim. Und Kahle weiß, wovon er redet. Schließlich gastierte er vor ziemlich genau zwei Jahren bereits in der Goebel-Halle in Rödental - damals freilich noch als Dirigent des Wehrbereichsmusikkorps. Inzwischen hat Kahle den Dirigentenposten mit Burkhard Zenglein getauscht.
Zenglein ist seit vergangenem Jahr Chef des nun als Luftwaffenmusikkorps firmierenden Erfurter Klangkörpers, während Roland Kahle seine vielseitige Musizierfreude mit nach Veitshöchheim gebracht hat.


Eingeladen vom Förderverein Lions Coburg Veste


Immerhin bereits zum siebten Male gastierten die Veitshöchheimer auf Einladung des Fördervereins Lions Coburg Veste - erneut zugunsten des Vereins "Ein Hospiz für Coburg".


Unter Kahles Leitung päsentierte sich das Heeresmusikkorps als symphonisches Blasorchester, das in vielen Stilen zu überzeugen weiß. Klassische Militärmusik gehört selbstverständlich dazu, ohne freilich Selbstzweck zu sein. "Ein Musikkorps macht nicht einfach nur Musik, sondern pflegt auch ganz bewusst Traditionen", betonte Kahle und machte in seiner ebenso sachkundigen wie kurzweiligen Moderation deutlich, dass sich in vielen tradierten Märschen immer wieder auch wichtige Stationen der Geschichte spiegeln.


Dabei hat das Musikkorps Veitshöchheim unter seiner Leitung keine Hemmung, diese Märsche wie Carl Latanns "Frei weg" oder auch den bisweilen zum Bierzelt-Kracher degradierten "Bayerischen Defiliermarsch" mit Wucht und Nachdruck zu musizieren. Die Präzision freilich und die klangliche Abrundung, mit der das geschah, verwandelte selbst diese Stücke in konzerttaugliche Musik.


Gastspiel im Landestheater?

Vollends zur Demonstration der großen künstlerischen Qualität des Musikkorps' gerieten dann Werke, die sich als echte Herausforderung für ein leistungsfähiges symphonisches Blasorchester erwiesen. Verblüffend überzeugend zum Beispiel die Ouvertüre zu Gioacchino Rossinis Oper "Die diebische Elster" - mit Schwung, Präzision und bemerkenswerter Klangvielfalt musiziert.


Das Heeresmusikkorps ist freilich auch in filmmusikalischen Regionen bestens bewandert - selbst wenn die symphonische Dichtung "Bonaparte" von Otto M. Schwarz kein Soundtrack für ein Leinwand-Opus ist. Aber das sehr effektvoll gearbeitete Stück bedient sich ungeniert aus dem Arsenal versierter Filmmusik-Komponisten und lässt höchst anschaulich musikalische Schlachtengemälde entstehen bis hin zur einsamen Trompete, die gleichsam den letzten Zapfenstreich des geschlagenen Kaisers hörbar werden lässt.



Reichlich Applaus


Auch dafür gab es reichlich Applaus vom Publikum. Derweil nutzte Dirigent Roland Kahle die Gelegenheit, einen Wunsch in Coburg zu lassen: "Vielleicht schaffen wir es ja sogar noch bis ins Landestheater ."