Druckartikel: So wird die Schlosskirche Ahorn zur Ausweichspielstätte

So wird die Schlosskirche Ahorn zur Ausweichspielstätte


Autor: Jochen Berger

Ahorn, Sonntag, 24. Juli 2016

Bei widrigem Wetter wird die 1. Ahorner Serenade mit dem Collegium musicum Coburg nicht zum Freiluft-Erlebnis, sondern zum Kirchenkonzert samt Uraufführung.
Das Collegium musicum Coburg unter der Leitung von Thomas Ehrle gestaltete seine sommerliche Serenade in diesem Jahr erstmals in Ahorn. Gefeierte Solistin in Werken von Johann Stamitz und Wolfgang Amadeus Mozart war die Flötistin Angelika Stirner-Ebert. Foto: Jochen Berger


Der Umzug nach Ahorn war die richtige Entscheidung für das Collegium musicum. Nach 20 Serenaden auf der Veste wurde schon die Premiere für das Streichorchester der Coburger "Gesellschaft der Musikfreunde" zum vollen Erfolg - trotz der widriger Witterungsbedingungen.


Schließlich ist das ein großer Vorteil des neuen Veranstaltungsortes: Bei schlechtem Wetter steht die nahegelegene Schlosskirche unbürokratisch als Ausweichquartier mit passender Kapazität bereit. Bis hinauf zur zweiten Empore war das historische Gotteshaus bestens gefüllt. Und auch die Akustik erwies sich für Solisten wie für das Streichorchester als tadellos.


Programmatisch setzte das Collegium auch am neuen Ort auf die längst bewährte Mischung von Barock und Klassik in Verbindung mit romantischen Akzenten und wohlklingender zeitgenössischer Musik.



Uraufführung am Beginn

Der Auftakt war einer Uraufführung vorbehalten: Der in Ahorn lebende Komponist Gerhard Deutschmann, dem Collegium musicum seit vielen Jahren nicht nur als Cembalist, sondern auch als Tondichter eng verbunden, hatte eine "Suite francaise" für Streichorchester geschaffen.


Darin verarbeitete er geschickt und einfühlsam eine Reihe bekannter französische Melodien bis hin zur Marseillaise. Für das Collegium unter der bewährten Leitung von Thomas Ehrle wurde diese Suite mit einigen anspruchsvollen Übergängen und Tempowechseln zur gerne genutzten Gelegenheit, abgerundete Klangfülle zu demonstrieren.


Solistische Akzente setzten an diesem Abend zwei profilierte Musikerinnen des Philharmonischen Orchester des Landestheaters, die bereits eine Fülle gemeinsamer Konzerte mit dem Collegium gestaltet haben. Von Johann Stamitz, dem Begründer der Mannheimer Schule, interpretierte Angelika Stirner-Ebert das D-Dur-Konzert für Querflöte. Mit jederzeit tragfähigem Flötenton, makelloser Technik und lockerer Geläufigkeit in den raschen Teilen gelang ihr eine rundum überzeugende Darstellung des gefälligen Werkes.


Dankbare Aufgaben für das Collegium waren zwei Werke von Wolfgang Amadeus Mozart. Das galt für das C-Dur-Andante für Querflöte und Streicher ebenso wie für die 3. Salzburger Sinfonie F-Dur KV 138 für Streichorchester. Den divertimentoartigen Charakter des bisweilen auch von Streichquartetten gespielten Werkes entfaltete das Collegium stilsicher und musizierfreudig.


Bei der St. Paul's-Suite C-Dur für Streichorchester mit Solovioline des britischen Komponisten Gustav Holst demonstrierte das Collegium dann seine Stilsicherheit auch im spätromantischen Stil.


Zwei Zugaben

Den Solopart übernahm hier Megumi Ikeda, koordinierte 1. Konzertmeisterin des Landestheaters, mit abgerundeter Tongebung und souveräner Gestaltung, während das Streichorchester unter Thomas Ehrles energischer Leitung mit Elan und homogenem Klang musizierte.

Megumi Ikeda beeindruckte zum Abschluss auch im d-Moll-Violinkonzert des zwölfjährigen Felix Mendelssohn Bartholdy. Das lange Zeit in Vergessenheit geratene Werk pendelt zwischen klassischen Anklängen und romantischem Gestus und bietet der Solistin interessante und technisch anspruchsvolle Aufgaben, die Megumi Ideka jederzeit souverän bewältigte - stets aufmerksam begleitet vom Collegium musicum.
Dafür wie für das gesamte Konzert gab es verdientermaßen begeistert ausdauernden Beifall, der mit zwei Zugaben belohnt wurde: eine Serenade mit Solovioline von Gabriel Pierné und der "Funny School Boogie".